Mönchengladbach Superfood: Kohl statt Chia-Samen

Mönchengladbach · Müssen es unbedingt Aronia-Beeren sein? Ernährungsexperten sehen die Entwicklung kritisch, wenn sich Verbraucher Unbekanntem zuwenden, ohne die Inhaltsstoffe ausreichend zu kennen. Alternativen gibt es oft in unseren Gärten.

Mönchengladbach: Superfood: Kohl statt Chia-Samen
Foto: DPA / WILDLIFE/D.Harms

Sie sind in aller Munde - Superfoods. Doch was sind Superfoods? Diese Frage lässt sich nicht einfach beantworten, denn bis heute gibt es keine Definition. Allerdings haben sie eines gemeinsam: Sie versprechen einen hohen Nährstoffgehalt, außergewöhnlich hochwertige, sekundäre Pflanzenstoffe und einen gesundheitlichen Mehrwert gegenüber unseren heimischen Lebensmitteln. Aber: Stimmt das?

Exoten wie Chia, Goji, Aronia oder Açaí werben viel und halten nach Ansicht vieler Experten wenig. Sie kritisieren, dass sie stattdessen oft mit einer schlechten Ökobilanz aufwarten und einen teils hohen Pestizid- und Schadstoffgehalt haben. In einem Test 2016 titelte "Ökotest" sogar mit "Supertox" und ließ zwei Drittel der getesteten Produkte durchfallen. Unreif geerntet, stark verarbeitet und wochenlang in Containern unterwegs, gehen die vorhandenen Inhaltsstoffe größtenteils verloren. Es gibt Alternativen: Und dabei müssen wir eigentlich nur in den Garten schauen.

Dass sich unsere Alternativen nicht verstecken müssen, sieht man im direkten Vergleich. Für fast jeden Exoten lässt sich ein heimisches Pendant finden. So sind die hochgelobten Inhaltsstoffe der Chia-Samen auch im Leinsamen. Geschrotet oder gut gekaut stecken auch sie voller omega-3-Fettsäuren und haben einen ebenso hohen Nährstoffgehalt. "Ungeschrotet und aufgequollen wirken sie sogar als ein hervorragender Magenschutz", erklärt die Gladbacher Ernährungsberaterin Andrea Molter. "Außerdem gibt es keine vorgegebene Höchstmenge wie bei Chia-Samen, von denen man nicht mehr als einen Esslöffel pro Tag zu sich nehmen sollte." Und so geht es weiter. Sanddorn und Hagebutten haben einen enorm hohen Vitamin C Gehalt, Sauerkraut wirkt probiotisch auf die Darmflora, und unsere Kohlsorten bestechen durch einen besonders hohen Vitamingehalt, wertvolle Mineralstoffe und gute Ballaststoffe. Grünkohl hat es sogar zum neuen New Yorker Superfood geschafft. Egal ob Obst, Gemüse, Nüsse oder Kräuter - Superfoods sind überall. Eines haben alle Superfoods gemeinsam: Sie sind pflanzlichen Ursprungs und voll mit wertvollen Inhaltsstoffen. "Diese Bio-Aktivstoffe oder Phytamine greifen positiv in den Stoffwechsel und andere Funktionen unseres Organismus ein, helfen den Zellen bei der Arbeit und unterstützen unsere körpereigene Killerzellen-Armee beim Kampf gegen böse Keime", schreibt die Autorin Dr. Barbara Rias-Bucher in ihrem Buch "Heimische Superfoods". Wichtig sei es außerdem, bunt und vielfältig zu essen und alle Nährstoffe auf den Teller zu packen, statt sie als Pillen und Pülverchen zu schlucken. Bei allem Lob ist die Gefahr der Exoten gegenüber heimischen Superfoods nicht zu unterschätzen. Während bei unseren Lebensmitteln die Art der Zubereitung bekannt ist, kann es bei unbekannten Nahrungsmitteln kritisch werden. "Die Aronia-Beere unterliegt einer Höchstmengenverordnung. Außerdem ist sie generell nicht unbedenklich, da sie im rohen Zustand alles andere als gut für uns ist", erklärt Ernährungsberaterin Molter. Eine gleichwertige Alternative sind heimische dunkle Beeren wie Brombeeren oder Heidelbeeren. Unbedenklich, vollreif geerntet und bio, besser geht es nicht.

Grundsätzlich kann man mit heimischen Superfoods im Gegensatz zu den Exoten nichts falsch machen. Sie sind für gewöhnlich viel weniger belastet, ökologisch sinnvoll und kosten nur einen Bruchteil. "Vieles finden wir gratis in der Natur", schwärmt Andrea Molter. "Wir können uns das ganze Jahr mit regionalen Superfoods ernähren. Von Beeren über Obst, Gemüse, Kräuter, Nüsse und Kohl, es ist alles da."

Auf den Teller statt in die Kapsel lautet die Devise: frisch, bio und am besten so unverarbeitet wie möglich. Wer mit Superfoods ohne viel Aufwand in den Tag starten will, kann das mit einem Smoothie tun. Ein Drittel Blattgemüse oder -grün, ein Drittel Obst oder Beeren und ein Drittel Wasser, angereichert mit ein paar Nüssen oder Samen, werden zum perfekten Superfood-Smoothie. Produkte, die jeder kennt, leicht zu bekommen und preiswert sind.

Wer sich für gesunde und bewusste Ernährung interessiert, kann oft sogar über die Krankenkasse eine präventive Ernährungsberatung in Anspruch nehmen.

(RP)
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