Mönchengladbach "Stopp, hör auf!"

Mönchengladbach · Im Projekt "Gemeinsam stark" üben die Schüler den richtigen Umgang miteinander. Dazu gehört, Gewalt aus dem Weg zu gehen. Durch das spielerische Lernen soll auch geflüchteten Kindern der Kontakt leichter fallen.

 In Zweiergruppen üben die Schulkinder der Gemeinschaftsgrundschule Steinstraße, wie sie Gewalt verhindern können.

In Zweiergruppen üben die Schulkinder der Gemeinschaftsgrundschule Steinstraße, wie sie Gewalt verhindern können.

Foto: Isabella Raupold

Ein grünes Krokodil wackelt mit dem Kopf und ruft in Richtung eines kleinen Mädchens: "Du bist blöd!". Die Schülerin lächelt und antwortet mit einem "Pffff". Dabei zuckt sie mit der Schulter, hebt den Kopf und geht einfach vorbei. "Gut so", ruft Sibylle Wanders, die die Reptil-Handpuppe zum Leben erweckt hat. Wanders ist Sportpädagogin im Förderverein Gewaltfrei Lernen. Sie übt an diesem Morgen mit den Kindern der Gemeinschaftsgrundschule Steinsstraße den richtigen Umgang miteinander - dazu gehört auch, sich nicht provozieren zu lassen.

Insgesamt zählt die Grundschule 208 Kinder, 49 davon stammen aus geflüchteten Familien. Eine große Herausforderung. "Wir sind ausgelastet", sagt Schulleiterin Susanne Krall. "Die Kinder sind aber sehr lernwillig und integrieren sich gut." Einige würden bereits nach einem halben Jahr Deutsch sprechen können. Trotzdem sei es ein Mehraufwand, die Kinder zu betreuen. Gerade deshalb sei die Schule froh über die Unterstützung durch den Rotary Club, der das Projekt "Gemeinsam stark" ins Leben gerufen hat und dafür 11.000 Euro zur Integration von Flüchtlingen bereitstellt. Elf Grundschulen, diejenigen mit besonders vielen Flüchtlingskindern, werden gefördert.

"Stopp, hör auf!" rufen die Kinder und halten die flache Hand vor ihren Brustkorb. Sie sollen lernen, sich durch wenige Worte und deutliche Gesten zu artikulieren - ganz ohne Gewalt. In Zweiergruppen üben die Sechs- bis Zehnjährigen den Einsatz der richtigen Stimme - laut und bestimmt muss sie sein - und eine selbstbewusste Körperhaltung. Ob die Kinder dabei Deutsch sprechen oder nicht, ist egal. "Gerade durch spielerische Übungen lernen sie auch die Sprache", sagt Sibylle Wanders.

Nach jeder Runde wechseln die Übenden den Partner. "Kein Kind soll ausgegrenzt werden, und sie sollen die Scheu voreinander verlieren", erklärt die Sportpädagogin. In der nächsten Übung sollen die Schüler ihren Partner steuern. "Ihr seit jetzt ein Roboter", sagt die Trainerin. Hierfür fassen sie Arme und Beine an und bringen den Anderen in die gewünschte Lage. Anfangs sind viele Kinder schüchtern, in einigen Ländern ist es nicht selbstverständlich, dass Jungen und Mädchen zusammen spielen. Diese Scheu versucht Wanders zu lösen. Vor allem den Mädchen möchte sie ein selbstbewusstes Auftreten vermitteln. "Das ist in ihren Herkunftsfamilien nicht immer erwünscht", sagt sie. Die neue Situation schüchtert viele zusätzlich ein: neue Menschen, verschiedene Sprachen und andere Regeln. "Das ist schon eine Reizüberflutung." Daher wird im Training auch thematisiert, wie man richtig auf andere Kinder zugeht und Freunde findet. Zunächst üben die Flüchtlinge unter sich, anschließend gibt es auch gemischte Gruppen, sagt Wanders. Alle Schulkinder nehmen teil.

(RP)
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