Mönchengladbach Stadt muss mehr für Familien tun

Mönchengladbach · 2013 und 2014 landete die Stadt bei Rankings zur Familienfreundlichkeit abgeschlagen am Ende. Das soll sich ändern. Die FDP fordert unter anderem eine Familienkarte und greift CDU und SPD an: Die GroKo setze falsche Schwerpunkte.

Mönchengladbach: Stadt muss mehr für Familien tun
Foto: Raupold, Isabella (ikr)

Bei der Stadttochter EWMG stapeln sich Anfragen nach Grundstücken. "Wir können die Nachfrage nicht mehr befriedigen", sagt EWMG-Geschäftsführer Ulrich Schückhaus. Makler bestätigen diesen Trend: Mönchengladbach ist als Wohnstandort gefragter denn je. Nicht nur von Familien. Aber oft. Wenn die Spitzen von CDU und SPD gemeinsam mit Baudezernent Gregor Bonin von der "wachsenden Stadt" sprechen, nehmen sie gern gut Verdienende mit Kindern ins Blickfeld, für die es ein gut sortiertes Angebot von Baugrundstücken geben soll.

 Der Spielplatz im Bunten Garten (unten rechts) ist ein positives Beispiel. Aber für Spielplätze ist insgesamt zu wenig Geld da, findet die FDP. Sie fordert eine Familienkarte und eine bessere Betreuung von Schulkindern.

Der Spielplatz im Bunten Garten (unten rechts) ist ein positives Beispiel. Aber für Spielplätze ist insgesamt zu wenig Geld da, findet die FDP. Sie fordert eine Familienkarte und eine bessere Betreuung von Schulkindern.

Foto: Raupold/rhein-Kreis Neuss/Privat

Doch ist Mönchengladbach auch eine familienfreundliche Stadt? Sind die Rahmenbedingungen so, wie sie eine "wachsende Stadt" braucht? "Nein", sagt die FDP. Deshalb wollen die Liberalen dafür sorgen, dass die Stadt sich in dieser Hinsicht besser aufstellt. "Gladbach hat viel Potenzial - gerade für junge Familien. Die Stadt muss mehr tun, um in der Konkurrenz der Kommunen um junge Familien mithalten zu können", sagt die FDP-Fraktionschefin Nicole Finger. Die Liberalen haben jüngst eine Familienkarte nach Düsseldorfer Vorbild gefordert. Auch bei Betreuungsplätzen in Grundschulen erwarten sie mehr Flexibilität. Finger: "Wir werden weitere Anstöße geben, um die Situation für Familien zu verbessern."

Mönchengladbach: Stadt muss mehr für Familien tun
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Denn noch haftet Mönchengladbach bei der Familienfreundlichkeit ein eher negatives Image an. Bei einem entsprechenden Ranking der Wirtschaftswoche landete die Stadt 2013 auf Rang 70 unter 71 untersuchten kreisfreien Städten. In der Fußball-Bundesliga wäre das ein glatter Abstiegsplatz. Ein Jahr drauf konnte sich die Stadt lediglich um drei Ränge verbessern. Bildungschancen, Kita-Plätze, Zahl der Straftaten, städtisches Umfeld, Anteil naturnaher Flächen und ein familienfreundliches Klima: Diese sechs Faktoren wurden begutachtet. "Da müsste mehr drin sein. Wir haben eine noch überschaubare Größe, halten so ziemlich jede Infrastruktur vor, haben viel Grün", sagt Finger. Doch es gibt nach wie vor Defizite: etwa bei den Kita-Plätzen für Kleinkinder. Da liegt Gladbach bei gerade 38 Prozent - nach einer Studie der Hochschule Niederrhein müssten es über 40 Prozent sein. Und die Versorgungsquote bei den größeren Mädchen und Jungen ist wegen der Kinder von Flüchtlingen auch nicht mehr stimmig.

Aber Familienfreundlichkeit lässt sich auch in anderen Handlungsfelder messen. Die Familienkarte gehört dazu. Die FDP hat es geschafft, dass sich im Rat andere Fraktionen ihrem Vorstoß angeschlossen haben. Die Verwaltung prüft jetzt, wie teuer dies für die Stadt wird, welche Vergünstigungen es für Familien gibt und ob man mit benachbarten Kommunen Lösungen über Stadtgrenzen hinaus zustande bringen kann. In der Landeshauptstadt bekamen 50 000 Familien die Karte. In Gladbach gibt es dagegen nur den MG-Ausweis, den Familien und alleinstehende Erziehungsberechtigte mit mindestens einem Kind beantragen können, wenn sie Hartz-IV-Empfänger sind oder über ein nur kleines Einkommen verfügen.

In Augenschein nehmen die Liberalen Spielplätze. "40.000 Euro standen da für Investitionen zur Verfügung. Das ist ein Witz", sagt Finger. Und bei den Betreuungsplätzen in Grundschulen will sie, dass Eltern künftiger i-Dötzchen früher erfahren, ob sie einen Platz bekommen: "Die Auswahlverfahren ziehen sich teilweise bis in den Hochsommer. Das ist für die Lebensplanung von Eltern viel zu spät." Finger hofft auch, dass sie CDU und SPD überzeugen kann, bei den Projekten für Bürgerschaftliches Engagement nicht nur aus Sauberkeit und Stadtbild zu setzen: "Dafür steht nun viel Geld zur Verfügung. Wir müssen dagegen auch mehr für Kinder tun."

(RP)
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