Mönchengladbach Stadt kauft Wohncontainer für 7 Millionen

Mönchengladbach · Gestern Morgen kamen 96 übermüdete Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan in Neuwerk an, darunter 20 Kinder. Nach einer Nacht in der Krahnendonkhalle sollen sie heute in Zelte umziehen. Die Stadt erwartet weitere Zuwanderer.

Gestern um 4.30 Uhr kamen Flüchtlinge aus Afghanistan und Syrien und bezogen die Krahnendonkhalle.

Gestern um 4.30 Uhr kamen Flüchtlinge aus Afghanistan und Syrien und bezogen die Krahnendonkhalle.

Foto: Theo Titz

Die Stadt schafft Platz für 800 weitere Flüchtlinge. Sie hat Anfang der Woche bei einem niederländischen Lieferanten Wohncontainer bestellt, die an zwei Standorten auf jeweils rund 7000 Quadratmeter Fläche aufgestellt werden sollen. Die Anschaffungskosten liegen bei mehr als sieben Millionen Euro. Das berichteten gestern Abend Kämmerer Bernd Kuckels und Dezernent Dr. Gert Fischer den Mitgliedern des Finanzausschusses. Und das aus gutem Grunde. Denn diese Entscheidung hat Folgen für den städtischen Haushalt. Kuckels wird in die Ratssitzung am 23. September einen Nachtragshaushalt einbringen.

Teile der Kosten für die Sanierung der Stadtbücherei an der Blücherstraße und für die Arbeiten an der Lürriper Straße werden ins nächste Haushaltsjahr verschoben. Das ändert an der Umsetzung faktisch nichts. "Beide Maßnahmen wären ohnehin erst kommendes Jahr begonnen worden. Sie werden in genau dem Umfang und mit genau den Kosten umgesetzt wie es nötig ist und wie es geplant war", sagte Kuckels. Auch nach dieser Verschiebung der Mittel bleibt ein Loch von voraussichtlich 3,2 Millionen Euro. Dieses will die Stadt mit Krediten finanzieren. Eine Nettoneuverschuldung wird es gleichwohl nicht geben, wie der Kämmerer gestern betonte. Die Stadt habe eine "freie Spitze und somit etwas Spielraum".

Die Container sollen in keiner Weise mit denen vergleichbar sein, die seit langem in Mönchengladbach verwendet werden und immer wieder für Kritik gesorgt hatten. Alle Wohnmodule in Leichtbauweise seien mit Sanitäranlagen und Heizungen ausgestattet. Familien könnte so die nötige Privatsphäre geboten werden. Die Hälfte der Wohncontainer soll auf P 8 an der Liverpooler Allee im Nordpark aufgestellt werden. Hier arbeitet die Stadt an einer interessanten Lösung. Das Bettenhaus mit 400 Plätzen und das TiN werden dem Land als Not-Unterkunft angeboten. Der Vorteil: Das Land trägt dann einen Großteil der Kosten für die Unterbringung der Flüchtlinge, die hier untergebrachten Asylbewerber werden aber auf die Quote der Stadt angerechnet. Zusätzlich zu den Wohncontainern sollen Hallen aufgestellt werden, in denen die Flüchtlinge essen und sich aufhalten können. Der zweite Standort für ein Leichtbau-Gebäude steht nicht fest. Es würden mehrere Optionen geprüft, sagte Fischer. Sollte der Flüchtlingsstrom wider Erwarten abebben, kann die Stadt die Container, die eine Haltbarkeitsdauer von rund 15 Jahren haben, zum Beispiel als Alternative für die maroden Heime Bockersend und Luisental nutzen.

Derweil erreichten die ersten 96 Flüchtlinge in der Nacht Neuwerk. Sie kamen gegen 4.30 Uhr erschöpft und ermüdet an der Krahnendonkhalle an. Die Asylbewerber, überwiegend Familien aus Syrien und Afghanistan, kamen mit Zügen von München nach Düsseldorf und wurden mit Bussen nach Neuwerk gefahren. Die Stadt war weder über Zahl noch Ankunftszeit der Flüchtlinge informiert worden. Die Feuerwehr hatte über Kollegen von der bevorstehenden Ankunft erfahren und war mit den Hilfsorganisationen rechtzeitig ausgerückt, um die Flüchtlinge in Empfang zu nehmen. Unter den Ankömmlingen befinden sich etwa 20 Kinder. Für die kleinsten wurden Kinderbettchen besorgt. Bei der Stadt geht man davon aus, dass die Flüchtlinge ab heute von der Halle in die beheizten Zelte umziehen können, wo sie einen persönlicheren Lebensbereich haben.

Flüchtlinge: Große Hilfsbereitschaft in Dortmund
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Große Hilfsbereitschaft am Dortmunder Hauptbahnhof

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Foto: dpa, mjh

150 im Theater im Nordpark untergebrachte Flüchtlinge wurden gestern von Gladbach aus auf andere Kommunen verteilt. Die Plätze dort wird das Land aber schon in Kürze wieder neu belegen. Wann? Auch darüber gibt es noch keine Informationen. Seite A 3

(RP)
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