Mönchengladbach Sprechstunde über das Herz

Mönchengladbach · Bei der Telefonaktion "Schwaches Herz" beantworteten die Kardiologen Jürgen vom Dahl, Manfred Neuß und Georg Sabin Fragen der Leser.

Professor Georg Sabin (v. l.), Manfred Neuß und Professor Jürgen vom Dahl telefonierten mit den RP-Lesern.

Professor Georg Sabin (v. l.), Manfred Neuß und Professor Jürgen vom Dahl telefonierten mit den RP-Lesern.

Foto: Angela Rietdorf

Das Thema bewegt viele: Bei der gestrigen RP-Telefonaktion zum Thema Herzinsuffizienz klingelten die Telefone eine Stunde lang praktisch ununterbrochen. Die drei Experten Jürgen vom Dahl, Professor und Chefarzt im Maria Hilf, sein Kollege Georg Sabin, Professor und Chefkardiologe im Elisabeth-Krankenhaus, und der niedergelassene Herzspezialist Manfred Neuß gaben ausdauernd und sehr persönlich Auskunft zu allen Fragen rund ums Herz. Zwei Themen bewegten die Anrufer besonders: das Vorhofflimmern und der Blutdruck.

"Vorhofflimmern ist eine Alterserkrankung ", stellt Sabin fest. "Zwei bis drei Prozent der Bevölkerung sind betroffen." Tendenz zunehmend. Viele Fragen drehten sich um die Ablation, das Verfahren, mit dem im Vorhof des Herzens die Stellen verödet werden, die die chaotischen Signale aussenden. Das geschieht entweder mittels Kälte oder durch Einsatz von Hochfrequenz. Ob nach der ersten auch eine zweite oder gar dritte Ablation möglich oder sinnvoll sei, wollen Anrufer wissen. "Nach der ersten Ablation sind bis zu 70 Prozent der Patienten beschwerdefrei", erklärt vom Dahl. Eine zweite Ablation erhöht die Erfolgsaussichten entsprechend. Auch eine dritte ist möglich. Allerdings kann auch nach erfolgreicher Behandlung nicht auf Blutverdünner wie Marcumar verzichtet werden. "Es muss zur Sicherheit weiter eingenommen werden, um beispielsweise eine mögliche Hirnembolie zu verhindern", betont Sabin. 25 Prozent der Schlaganfälle seien auf Vorhofflimmern zurückzuführen, der Blutverdünner bleibt wichtig. Denn: "Das Vorhofflimmern als solches ist lästig, aber nicht gefährlich", erläutert Manfred Neuß. Es verursacht in erster Linie ein Gefühl der Unruhe. Gefährlich aber können die Gerinnsel werden, die sich bilden. Darum sind Marcumar oder die inzwischen entwickelten vier Alternativsubstanzen notwendig.

Auch die Funktionsweise von Herzschrittmachern wird erfragt. "Sie sichern die Herzfrequenz nach unten ab und verhindern, dass das Herz zu langsam schlägt", erklärt Neuß. "Am Vorhofflimmern ändern sie nichts, sie stellen sich aber darauf ein und passen ihr Programm an."

Schwankende Blutdruckwerte verblüffen die Patienten oft. "Der Blutdruck ist tageszeitabhängig", erläutert Sabin. "Männer und Frauen haben außerdem unterschiedliche Rhythmen." Bei Frauen ist der Blutdruck nachts um eins am höchsten, bei Männern morgens nach dem Aufstehen. Es ist also nicht sinnvoll, die Blutdruckmedikamente nach dem Frühstück zu nehmen. Frauen sollten sie abends, Männer vor dem Aufstehen einnehmen.

Ob eine Art TÜV-Untersuchung für Stents nötig sei, will eine Anruferin wissen, also eine regelmäßige Überprüfung durch eine Herzkatheteruntersuchung. Nein, meint vom Dahl, davon sei man inzwischen abgerückt. "Wenn keine Beschwerden vorliegen, ist eine erneute Herzkatheteruntersuchung nicht notwendig."

(RP)
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