Henrik Schmidt "Wir haben ein Märchen erlebt"

Mönchengladbach · Der Teamchef des Tennis-Bundesligisten Gladbacher HTC spricht über die entscheidenden Erfolgsfaktoren beim neuen Deutschen Meister, den hervorragenden Teamgeist, die künftige Kaderplanung und die Ziele für die kommenden Jahre.

 Der Lohn für eine überragende Saison: GHTC-Teamchef Henrik Schmidt (rechts) und Cheftrainer Patrice Hopfe (links) erhalten den Meisterpokal aus den Händen des DTB-Vizepräsidenten Bernd Greiner. In seinem dritten Jahr in der Tennis-Bundesliga wurde Gladbach erstmals Deutscher Meister.

Der Lohn für eine überragende Saison: GHTC-Teamchef Henrik Schmidt (rechts) und Cheftrainer Patrice Hopfe (links) erhalten den Meisterpokal aus den Händen des DTB-Vizepräsidenten Bernd Greiner. In seinem dritten Jahr in der Tennis-Bundesliga wurde Gladbach erstmals Deutscher Meister.

Foto: Klaus Molt

Tennis Am späten Sonntagabend ging der GHTC baden. Spieler, Trainer und Betreuer des Tennis-Bundesligisten, die wenige Stunden zuvor durch ein 5:1 gegen Kurhaus Aachen erstmals die Deutsche Meisterschaft gewonnen hatten, landeten im vereinseigenen Pool. "Die gesamte Mannschaft hat mit unseren Mitgliedern und Freunden gefeiert. Und alle hatten richtig gute Laune", sagte Henrik Schmidt. Thomas Grulke sprach einen Tag nach dem großen Triumph mit dem Teamchef des neuen Deutschen Meisters.

Herr Schmidt, Sie haben am Samstag Ihren Spieler Aleksandr Nedovyesov in Basel abgeholt, nachdem er nach seinem Einzel- und Doppeleinsatz für einen Züricher Klub seinen Flug verpasst hatte. Nedovyesov schlief im Bus - und besiegte dann seinen in der Weltrangliste fast 140 Plätze besser platzierten Aachener Gegner, womit er für die 1:0-Führung im Meisterschaftsfinale sorgte. Sagt diese kleine Geschichte im Grunde alles über den GHTC in der Saison 2016 aus?

Schmidt Das ist mit Sicherheit nochmals ein eindrucksvolles Beispiel dafür gewesen, wie gut unser Teamgeist tatsächlich war. Jeder war bereit, sein Bestes zu geben und wirklich alles aus sich herauszuholen. Und wenn du solche Profis in deinem Kader hast, die mit Tennis ihr Geld verdienen und die trotzdem für die Mannschaft auch eine mögliche Verletzung in Kauf nehmen, dann kann das die paar Prozent ausmachen, auf die es in einem so engen Titelkampf wie in diesem Jahr ankommt.

Was waren über den Teamgeist hinaus letztlich die entscheidenden Erfolgsfaktoren?

Schmidt Wir hatten einen sehr ausgeglichenen Kader. Natürlich war es wichtig, Topleute wie Philipp Kohlschreiber, Albert Ramos-Vinolas oder Ricardas Berankis in der Mannschaft zu haben. Ohne sie hätten wir zu Saisonbeginn auch nicht in Mannheim gewonnen. Doch darüber hinaus hatten wir eine unglaublich stabile Kadermitte. Da gab es am Spieltag gar keinen so großen Unterschied zwischen der jeweiligen Nummer eins und der Nummer vier. Wir hatten ein sehr ausgewogen besetztes Team, das es auch gebraucht hat, um über die kompletten neun Spieltage erfolgreich sein zu können. In den ersten beiden Bundesligajahren hat das noch nicht ganz so gepasst, doch positiv betrachtet haben wir die richtigen Lehren daraus gezogen.

Gibt es dann in Sachen Kaderzusammenstellung überhaupt noch Verbesserungspotenzial?

Schmidt Das gibt es immer. Was wir in den vergangenen Wochen erlebt haben, ist schon ein Märchen. Unsere Mannschaft hätte auch Fünfter werden können, aber es hat einfach alles zusammengepasst. So etwas kann man auch nicht zu 100 Prozent planen. Wir werden deswegen aber jetzt nicht das Ziel ausrufen, in den kommenden Jahren immer Meister zu werden. Aber wir haben den berechtigten Anspruch, dauerhaft unter den besten Fünf zu sein.

Inwiefern kann der Titel dabei helfen, die Erfolgsmannschaft zusammenzuhalten?

Schmidt Die Spieler, die am Sonntag im Klub gefeiert haben, hätten alle sofort Blanko-Verträge für die kommende Saison unterschrieben (lacht). Wir werden unser Team größtenteils beisammenhalten, aber sicherlich um zwei, drei Spieler ergänzen. Positiv ist, dass wir durch unsere tolle Saison noch interessanter für Sponsoren geworden sind. Und wenn wir in diesem Bereich mehr einnehmen, können wir auch noch mehr in die Mannschaft investieren. Insofern sollten wir den Kader in der Breite nochmals verbessern können. Und in der Spitze hat Philipp Kohlschreiber schon gesagt, dass er gerne weiter für uns spielen würde. Er und unsere klubeigenen Spieler Daniel Altmaier und Tim Sandkaulen werden auch meine ersten Ansprechpartner sein, weil sie für uns als deutsche Stützen im Team sehr wichtig sind.

(RP)
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