Billard So lange die Hand nicht zittert

Europameisterschaftstitel hat Sylvia Buschhüter schon einige gesammelt. Die Titelkämpfe in Zagreb Mitte März werden aber nochmals eine besondere Herausforderung für die 47-Jährige. Sie spielt gegen die jüngere Konkurrenz.

Pool-Billard Sonderlich nervös wird sie nicht sein. Dafür hat Sylvia Buschhüter in ihrer Billard-Karriere schon zu viel erlebt. Sechsmal wurde sie bereits Europameisterin, hat zudem schon an mehreren Weltmeisterschaften teilgenommen. "Ich weiß, was auf mich zukommt", sagt die Mönchengladbacherin vor der Europameisterschaft Mitte März. Und doch werden die Titelkämpfe im kroatischen Zagreb ein besonderes Turnier für die 47-Jährige sein.

"Meine letzten beiden EM-Titel habe ich 2008 in der Ladies-Konkurrenz der über 40-Jährigen gewonnen. Doch jetzt habe ich nochmals die Chance, gegen die aufstrebenden, ehrgeizigen Damen anzutreten. Das ist schon eine ganz andere Herausforderung", sagt Sylvia Buschhüter. Dabei hatte sie vor wenigen Jahren einen Gang zurückgeschaltet und war in die höhere Altersklasse gewechselt, da ihr der Job ein umfangreiches Training unmöglich machte. Durch ihre Arbeit im Vertrieb einer Kaffee-Firma konnte sie letztes Jahr auch nicht ihre EM-Titel im 8- und 9-Ball verteidigen. Auch vor dem Turnier in Kroatien steht Sylvia Buschhüter nur selten an der Platte.

"Ich habe durch meine langjährige Erfahrung natürlich eine gewisse Routine, doch sonderlich fit bin ich nicht. Und so eine Meisterschaft schlaucht schon. Da ist Konzentration und Kondition gefragt", geht sie realistisch an die Aufgabe heran. Zudem hofft die elfmalige Deutsche Meisterin, in den letzten Wochen vor der EM nicht mehr im Außendienst tätig zu sein und so in der Heimat mehr trainieren zu können. Daheim in Lürrip begann auch ihre Leidenschaft für den Billard-Sport. In der Kneipe der Eltern lernte sie das Spiel mit dem Queue, das sie auch nach über 30 Jahren immer noch fasziniert: "Am Tisch passiert immer etwas, ständig gibt es neue Situationen, denen man sich stellen muss."

Gerne würde sie ihren Sport stärker im Rampenlicht sehen: "Es gibt kaum eine Randsportart, die wohl zumindest jeder Zweite schon einmal gespielt hat. Aber leider fehlt es an den finanziellen Möglichkeiten." Sie selbst kann vom Pool-Billard nicht lassen, spielt für den PBC Ingolstadt ("Dort sind die Strukturen einfach professioneller als in den Gladbacher Vereinen") immer noch Einzel-Grand-Prix's in ganz Deutschland. Und einen Zeitpunkt für den Abschied vom Leistungssport will sie ebenfalls nicht festlegen.

"So lange ich geradeaus gucken kann und die Hand nicht zittert, möchte ich weiterspielen. Es wäre allerdings etwas anderes, wenn ich merke, dass ich nicht mehr mithalten kann", sagt Sylvia Buschhüter. Doch noch kann sie mithalten. Und das möchte sie demnächst in Zagreb gegen die junge Konkurrenz beweisen.

(RP)
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