Lokalsport "Ole Miss" ist wichtige Station für Sandkaulens Karriere-Plan

Tennis · Der Tennisspieler des GHTC studiert seit vergangenen Sommer in den USA - und will sich danach den Traum vom Profitennis erfüllen.

Lokalsport: "Ole Miss" ist wichtige Station für Sandkaulens Karriere-Plan
Foto: Henrik Schmidt

Freunde treffen, ein wenig in der Stadt unterwegs sein, Essen gehen: Tim Sandkaulen machte an seinem 19. Geburtstag ganz gewöhnliche Dinge - die für ihn in den Jahren zuvor kaum einmal möglich waren. Zuvor hatte er stets zwischen Weihnachten und Silvester am Niemöller-Allround-Cup teilgenommen und somit auch immer seinen Geburtstag am 29. Dezember in der Giesenkirchener Tennishalle verbracht, auf sein nächstes Match gewartet und den Filzball erfolgreich übers Netz gedroschen.

Mittlerweile ist der Bundesligaspieler des Gladbacher HTC dem Jugendturnier in heimischer Halle aber entwachsen. Und das ist nicht der einzige Unterschied zu früheren Weihnachtsferien für das große Tennis-Talent. Die Zeit vor dem Jahreswechsel war diesmal für ihn ein echter Heimaturlaub - denn Sandkaulen studiert seit August an der Universität von Oxford, Mississippi, Sportbusiness. "Ich hatte vorher nicht wirklich eine Ahnung davon, wie es an einer amerikanischen Uni abläuft. Ich bin aber gut in den Lernrhythmus gekommen und mit der Wahl der Schule sehr zufrieden", sagt der 19-Jährige.

Das Studium an der "Ole Miss", wie die University of Mississippi auch genannt wird, ist jedoch nur der eine Teil seines neuen Lebens in den USA, der Tennissport der andere. Schon am Morgen vor seinen ersten Seminaren absolviert Sandkaulen eine Trainingseinheit, am Nachmittag kommen weitere Stunden Fitness- und Tennistraining hinzu - und am Wochenende wird gespielt. "Mir tut es gut, diese Struktur im Studienalltag zu haben. Im Tennis haben wir allerdings bislang nur Einzelturniere gespielt. Ab Mitte Januar geht es erst richtig los", sagt Sandkaulen. Dann startet die landesweite Mannschaftsmeisterschaft der Universitäten, auf die sich das achtköpfige Team der "Ole Miss" derzeit in einem Trainingslager auf Hawaii vorbereitet.

In Sandkaulens Mannschaft stehen zwei US-Amerikaner, zwei Kroaten, ein Portugiese, ein Schwede - und ein weiterer Deutscher: Der Reutlinger Fabian Fallert, mit dem der Gladbacher in den vergangenen Jahren schon einige Erfolge im Doppel gefeiert hat. "Dass Fabian bereits ein Jahr in Oxford studiert, ist natürlich ein Bonus für mich. Aber die gesamte Mannschaft mit den Coaches hat mir in der Startphase sehr geholfen", sagt Sandkaulen, der mit dem Team einen Platz unter den Top 15 anstrebt, vielleicht sogar die Top 10 anpeilen kann. Persönlich soll ihn die Zeit in den USA seinem großen Traum vom Profitennis ein Stück näher bringen.

Sandkaulen hat sich dagegen entschieden, es nach dem Ende seiner Juniorenzeit ein paar Jahre als Profi zu versuchen, stattdessen wählte er den Umweg USA-Studium. "Ich weiß, dass ich mich mit dieser Wahl in Geduld üben muss. Für mich wird es jetzt darum gehen, mich körperlich und mental gut vorzubereiten, um es nach dem Studium mit dem Profitennis probieren zu können", sagt Sandkaulen, der mit seiner Familie bislang immer der Versuchung widerstanden hat, voll auf die Profi-Karte zu setzen. So reduzierte er im ersten Halbjahr 2016 seinen Trainingsumfang erheblich, um sein Abitur zu machen - obwohl er gerade ein überragendes Jahr mit Teilnahmen an allen Grand-Slam-Turnieren, mit seinem Bundesliga-Debüt und mit zwei Deutschen Meistertiteln zum Abschluss seiner Juniorenzeit hinter sich hatte.

"Es war nicht einfach, sich zu zügeln, aber das Abi ging vor", sagt der 19-Jährige. Er habe später gemerkt, dass er während dieser Zeit weniger gemacht habe. Und als er wieder mehr Zeit für Tennis hatte, bremste ihn eine Handgelenksverletzung. So kam er 2016 nie wirklich in seinen gewohnten Spielrhythmus. In Oxford ging es aber wieder aufwärts. "Ich hatte schon zuvor in Deutschland Kontakt zu meinen Coaches an der Uni. Sie sind ein wichtiger Faktor für mich und meine Weiterentwicklung. Studium und Tennis kann ich in Oxford viel intensiver miteinander verbinden, als ich es in der Heimat könnte", sagt Sandkaulen.

Er freut sich nun auf die Meisterschaftssaison, in der das Team zu manchen Auswärtsspielen auch fliegen wird - oder für die weiten Reisen einen Bus mit Betten zur Verfügung hat. Ende Mai wird Tim Sandkaulen für drei Monate wieder nach Deutschland zurückkehren. Viele Turniere wolle er dann spielen, zudem steht die Bundesligasaison mit dem Deutschen Meister GHTC an. "Das wird eine intensive Zeit, in der ich mich nicht ausruhen werde", sagt Sandkaulen. Schließlich soll es in ein paar Jahren etwas werden mit dem Traum vom Profi. Trotzdem wird es sicherlich auch im kommenden Sommer die Gelegenheit geben, alte Freunde zu treffen und abzuschalten. So viel Zeit muss sein im Heimaturlaub.

(togr)
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