Lokalsport Ex-Fußballer schwingen den Tennisschläger

Tennis · Früher kickten sie in der Dritten Mannschaft des 1. FC Mönchengladbach, jetzt bilden sie zwei Herren-30-Teams beim TC Neuwerk.

Es ist diese Episode aus dem vergangenen Jahr, die ganz gut ausdrückt, warum sich Frank Pöhler und seine Mitstreiter in einer ganz neuen (Sport)-Welt wähnen. "Über einen meiner beruflichen Kontakte sind wir zu einem Freundschaftsmatch in Oberkassel eingeladen worden. Wir haben uns extra neue T-Shirts besorgt, weil in dem Klub nur ganz in Weiß gespielt wird. Wir haben 1:8 verloren: eine Anfängertruppe gegen eine etablierte Verbandsliga-Mannschaft der Herren 40. Doch danach sind wir zum gemeinsamen Essen eingeladen worden. Es war eine Riesenerfahrung", sagt der Mannschaftskapitän der Herren 30 beim Tennis-Club Neuwerk - einer Mannschaft, deren Mitglieder zum Großteil erst seit kurzem Tennis spielen. Zuvor waren sie Fußballer beim 1. FC Mönchengladbach.

Im Sommer 2013 hätte sich Pöhler noch nicht träumen lassen, dass er beim Tennis landen würde. Damals war die Dritte Mannschaft des FC unter seiner Führung in die Kreisliga A aufgestiegen. Doch im Jahr darauf kam das abrupte Ende, der Klub meldete die Dritte Mannschaft vom Spielbetrieb ab. Für Pöhler war es der Start in ein neues Sportlerleben. "Mein Onkel Rolf, der Geschäftsführer beim TC Neuwerk ist, hatte mich schon häufiger gefragt, ob ich nicht mit zum Tennis kommen wolle. Nach dem Aus beim FC bin ich mitgegangen - und es hat sofort großen Spaß gemacht", sagt der 43-Jährige.

Sogleich machte sich der Ex-Fußballer daran, die ehemaligen Teamkollegen für Tennis zu begeistern. Und nach und nach tauschten die Kicker ihre Stollenschuhe gegen Schläger und gelben Filzball ein, hinzu kamen Freunde oder Arbeitskollegen. Mittlerweile hat der Kader 24 Mitglieder, seit der laufenden Medensaison sind zwei Mannschaften in der Kreisklasse A aktiv. "Mir war von Anfang an klar, dass ich auch im Tennis-Ligabetrieb starten will. Ich brauche den Wettkampf", sagt Pöhler. Seinen Teamkollegen ging es nicht anders. Mit großem Eifer erlernten sie die neue Sportart, nahmen sich einen Trainer, spielten vor allem, so oft es ging.

"Vom Fußball haben wir den Ehrgeiz und das Ballgefühl mitgebracht. Ansonsten gibt es aber große Unterschiede. Vor allem stehst du alleine auf dem Platz und musst es richten. Früher auf dem Fußballfeld konnte man die schlechtere Leistung eines Einzelnen kompensieren", sagt Pöhler. Dadurch habe sich aber der Zusammenhalt in der Mannschaft gegenüber der Fußball-Zeit nochmals verstärkt. "Wenn es am Spieltag morgens um 9 Uhr losgeht, sind alle auf der Anlage. Und auch wenn es in einem abschließenden Doppel um nichts mehr geht, feuern die Teamkameraden von der Bank aus an", sagt Pöhler, dem es generell die Medenspiele besonders angetan haben.

"Auch wenn wir Anfänger waren, wurde unsere Spielstärke immer respektiert. Dann das gemeinsame Essen danach - manchmal haben wir mit dem Gegner bis nach Mitternacht zusammengesessen", sagt Pöhler zu einer neuen Art des Gegeneinanders, das die Ex-Fußballer schnell schätzen lernten - ebenso wie ihre neue Heimat in Neuwerk. In dem erst 2011 gegründeten Klub ist die Gruppe herzlich aufgenommen worden. "Unsere Hauptaufgabe ist es, Jugendliche in das Vereinsleben einzugliedern und den Nachwuchs zu fördern, denn das ist unsere Zukunft. Deswegen haben wir ein Paten-Konzept und Schul-AGs auf die Beine gestellt, zuletzt beim Tag der offenen Tür waren 25 Kinder auf der Anlage. Aber auch die Herren 30 sind für uns ein toller Zugewinn", sagt der Vorsitzende Bernd Gast.

Sportlich wollen die Herren 30 ebenfalls überzeugen. Die Erste Mannschaft hat sich den Aufstieg zum Ziel gesetzt und ist mit zwei Siegen zum Auftakt auf einem guten Weg. Den ersten Saisonerfolg feierte sie gegen die eigenen Teamkollegen. "Das 6:3 war schon mein Wunschergebnis. Denn es ist für mich noch schwierig, die Teams zusammenzustellen. Das war im Fußball einfacher", sagt Tennis-Kapitän Pöhler.

(togr)
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