Analyse "Es tut sich nicht mehr viel im Rennsport"

Radsport · Dem Radsport in Mönchengladbach fehlt vor allem der Nachwuchs. Daher setzt der RV Möwe Lürrip zum Beispiel verstärkt auf die Radtouristik. Das eigene Rennen auf der Tour-Strecke fand wenig Zuschauer. Bezirksmeisterschaften richtet der Verein noch aus.

 Das Rennen "Rund um Lürrip" des RV Möwe war diesmal erstmals aus dem Stadtteil - wie hier bei der Auflage 2014 - in die Innenstadt gerückt. Die Zuschauerresonanz war allerdings auch dort nicht so groß wie erhofft.

Das Rennen "Rund um Lürrip" des RV Möwe war diesmal erstmals aus dem Stadtteil - wie hier bei der Auflage 2014 - in die Innenstadt gerückt. Die Zuschauerresonanz war allerdings auch dort nicht so groß wie erhofft.

Foto: Wiechmann (Archiv)

Die Tour de France rollt am Sonntag durch Mönchengladbach. Die Begeisterung ist überall zu spüren. Aber wie steht es um den Straßenrennsport in der Vitusstadt wirklich? Die 67. Auflage des traditionellen Straßenrennens von RV Möwe Lürrip, das schon Olympiasieger, Tour-de-France-Teilnehmer und Weltmeister an den Start lockte, fand vergangenen Sonntag in Stadtmitte statt, statt an angestammter Stelle in Lürrip. "Wir haben uns von dem Standortwechsel viel mehr Zuschauerresonanz versprochen, was leider nicht der Fall war. Die MGMG hatte sich dafür eingesetzt, dass wir auf die Strecke für den Sprint der Tour de France gingen", sagt Möwe-Geschäftsführer Hans-Josef Bredt. "Wir müssen uns in unserem Verein noch zur Manöverkritik zusammensetzen und überlegen, ob wir im kommenden Jahr weitermachen, wovon auszugehen ist."

Robert Schumann, der immer noch als Trainer bei RV Möwe Lürrip aktiv ist, berichtet: "Der Kreis der Leute, die bei uns richtig Radrennen fahren, ist kleiner geworden. Es sind bei uns wieder weniger Rennlizenzen beantragt worden. Die wirklich für uns noch von Woche zu Woche in der C-Klasse beziehungsweise bei den Senioren fahren, sind Mike Hauffe und Lars Jansen. Die einst erfolgreichen Schumacher-Brüder Johannes und Nils haben sich wegen ihres Studiums und ihrem Beruf anders orientiert. In Mönchengladbach tut sich nicht mehr viel im Straßenrennsport."

Wilfried Schmitz, Vorsitzender des Radsportbezirks Mönchengladbach, sagt zu der Misere: "Wir haben im Moment keinen Nachwuchs, der fehlt uns massiv. Jede Sportart hat ihre Krise. Wir haben wegen der Gefahren nicht mehr die Möglichkeiten, überall draußen zu fahren und uns so zu trauen wie vor 20 Jahren." Robert Schumann meint, dass der Nachwuchs nicht da ist, weil ihm der damit verbundene Aufwand (auch finanzieller Art) viel zu groß ist. Und am Doping im Radsport kann es nicht liegen, dass der Straßenrennsport in Mönchengladbach am Boden liegt. Zumindest war das vor neun Jahren mit ein Grund, das Rennen mit Profifahrern durch die Rheydter City (RV Staubwolke Mönchengladbach) nicht mehr durchzuführen, weil der damalige Hauptsponsor NVV absprang. Wilfried Schmitz hat im letzten Programm von RV Möwe Lürrip geblättert und festgestellt, dass hier jede Menge Inserenten den Verein und sein Straßenrennen unterstützen: "Das ist doch wieder ein gutes Zeichen."

Der Radsportbezirk führt noch Bezirksmeisterschaften für die Straßenfahrer bei seinen Rennen in Wegberg, Lürrip und in Nettetal durch, die einst in der getrennten Veranstaltung ermittelt wurden wie auch die Niederrheinmeisterschaften mit diversen Bezirken. Die Senioren sind immer stark vertreten und dann kommen schon die C-Fahrer und einige Frauen. Die vergangenen Jahre ist es etwas weniger geworden, zwei Jahre wurden keine Bezirksmeister ausgefahren. "Wir machen es jetzt wieder. Uns ist dieser Schritt nicht schwergefallen", meint Wilfried Schmitz.

Der RV Möwe Lürrip setzt jetzt umso mehr auf die Radtouristik, auf das Tourenfahren über die Straßen von Nordrhein-Westfalen für die Formel-A-Fahrer. Das "A" steht dabei für Ausdauer. "Wir haben 29 Leute in unserem Verein, die eine Wertungskarte des Bundes Deutscher Radfahrer haben", sagt Hans-Josef Bredt stolz. Seit Jahren ist der RV Möwe Lürrip damit führend im Radsportbezirk Mönchengladbach. "Da kommen neue Leute hinzu, die später in den Verein kommen. Das sind Fahrer Ende 30 bis zu 50 Jahre und älter - wohl der Nachwuchs fehlt hier ganz", berichtet Robert Schumann. Er hat immer wieder seine Trainerlizenz verlängert. Damals machte er sie, um zu wissen, wie alles funktioniert.

(off)
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