Borussia Mönchengladbach Effekt vor Ästhetik - Ingolstadt nervt Ibo Traoré

Mönchengladbach · Der Fußball-Philosoph Wolfram Eilenberger hat festgestellt, dass es in der Bundesliga die eine oder andere Mannschaft gibt, die nicht eben bemüht ist, die schöne Seite des Fußballspiels zu pflegen. Die Aufsteiger Darmstadt und Ingolstadt nannte er am Sonntag in der Doppelpass-Talkrunde bei Sport 1 namentlich, und was Ingolstadt angeht, haben die Borussen ganz frische Erfahrungen gemacht. Die Erkenntnis: Spaß macht es definitiv nicht, gegen ein Team zu spielen, das nur darauf aus ist, "uns nicht ins Spiel kommen zu lassen", wie Ibrahima Traoré durchaus genervt feststellte.

Ibrahima Traoré im Zweikampf mit Benjamin Hübner.

Ibrahima Traoré im Zweikampf mit Benjamin Hübner.

Foto: dpa, mb kno

Eine unschuldige Wasserflasche bekam seinen Unmut ob des 0:0 zu spüren. Sie bekam einen kräftigen Tritt, als Traoré ausgewechselt wurde. Der, der für ihn kam, sein Kumpel Thorgan Hazard, hätte der Geschichte noch einen Dreh geben können, der Traoré milde gestimmt hätte, doch der Belgier scheiterte bei seiner Großchance kurz vor Schluss an Torwart Özcan. So fiel Traorés Urteil hart aus: "Wir können heute nicht über Fußball reden, weil das kein Fußball war." Der Außenstürmer ist ein ausgesprochener Anhänger des schönen Spiels, dessen Wert er früher sogar zuweilen über den Effekt stellte. Im Sommer indes hat er geschworen, etwas "deutscher", also ergebnisorientierter, zu spielen. Die Variante dieses Ansatzes jedoch, die Ingolstadts Trainer Ralf Hasenhüttl ausgegeben hatte, die missfällt Traoré.

Auch seine Kollegen rümpften hörbar die Nase. "Es war wirklich nicht schön", gab Alvaro Dominguez zu, der Opfer einer kuriosen Einlage von Alfredo Morales wurde. Als Dominguez den Ingolstädter nach seiner Sterbender-Schwan-Interpretation (unnötig) am Trikot zupfte, schien es, als habe er ihn soeben mit einer Garotte gefoltert. Der Borusse sah Gelb.

"Wir sind alles andere als eine aggressive Mannschaft, sondern ein Team, das Fußball spielen möchte", sagte Dominguez. Traroé pflichtete dem bei. Da auch seine Versuche, mit Dribblings und Flanken entscheidende Räume zu schaffen, scheiterten, kam er zu dem Schluss: "Es hat sich nicht gelohnt." So gab es binnen vier Tagen zwei Unentschieden im Borussia-Park, die auf der Ästhetik-Skala Lichtjahre voneinander entfernt waren. Das 1:1 gegen Juventus Turin war ein Fest, weil Borussia mutig stürmte, aber von einer Defensive ausgebremst wurde, die höchste Verteidigungskunst zelebrierte. Ingolstadt belegte derweil die These, dass es, "wenn der Gegner fast nur darauf aus ist, das Spiel des Gegners mit allen Mitteln zu zerstören, sehr schwierig ist, fußballerische Lösungen zu finden", wie Dominguez anmerkte.

Allerdings, gestand Traroé, "hätten wir vielleicht mehr Fußball spielen und uns besser konzentrieren müssen vor der Pause". Heißt: Man spielt nur so gut, wie es der Gegner erlaubt, doch kann man auch nur so destruktiv sein, wie es der andere erlaubt. So gesehen setzte Ingolstadt sein Spiel durch und Borussia nicht. "Sie sind zufrieden, sie haben auswärts einen Punkt bei einer sehr guten Mannschaft geholt", sagte Traoré. Die Torlosigkeit des Tages hat zumindest das allgemeine Selbstvertrauen nicht beschädigt. Und sicher auch nicht den Glauben daran, dass es wieder Spiele geben wird, in denen sich die Schönheit durchsetzt.

(RP)
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