Lokalsport Der SV Lürrip profitiert von fleißigen Frauen im Hintergrund

Fussball · Eine Elf bekommen sie noch nicht zusammen. Sie sind nur neun. Neun sind aber schon eine Menge, wenn es sich immer noch vorwiegend um einen Männerbereich handelt: Fußball. Der SV Lürrip profitiert in besonderer Weise von den neun Frauen, die sich in unterschiedlichen ehrenamtlichen Tätigkeiten für den Klub einsetzen. Durch ihren Einsatz dürfte der Bezirksligist seine Kasse nicht unwesentlich aufbessern.

 Kirsten Eggemann bei der Arbeit als Jugendgeschäftsführerin.

Kirsten Eggemann bei der Arbeit als Jugendgeschäftsführerin.

Foto: titz

Mehr im Hintergrund arbeiten Kirsten Eggemann und Petra Naues. Seit acht Jahren ist Eggemann Jugendgeschäftsführerin, hilft aber auch bei den Senioren aus. "Ich habe mit dem Passwesen und dem Spielbetrieb zu tun. Allmählich habe ich mich in den Aufgabenbereich eingearbeitet", sagt sie. Allerdings kann auch schon mal was schief gehen: "Voriges Jahr haben wir mal einen Schiedsrichter eingeschlossen. Der konnte sich mit dem Handy melden, so dass wir ihn befreien konnten", sagt sie.

Petra Naues ist schon seit 15 Jahren als Kassiererin dabei. Sie wurde 2010 als Ehrenamtlerin vom DFB ausgezeichnet und nach Berlin eingeladen. Dennoch steht sie dem Verband nicht unkritisch gegenüber. "Amateurvereine sind froh, wenn sie über Trikotwerbung ihre Kasse ein wenig aufbessern können. Jetzt müssen wir für die Jugend die Trikotwerbung angeben, genehmigen lassen und Gebühren bezahlen. Vergessen wir, den Werbepartner bei jedem Spiel in den Spielbericht einzutragen, wird uns eine Strafe aufgebrummt. Darüber sollten die Herren nachdenken", sagt sie.

 Marina Stiegen mit ihren Töchtern Alexandra (links) und Lena (rechts).

Marina Stiegen mit ihren Töchtern Alexandra (links) und Lena (rechts).

Foto: THEO TITZ

Sollten die Frauen ihre Tätigkeiten einstellen, dürfte es bald beim Verwaltungsaufwand durch Verband, die Politik und staatliche Verwaltung düster um den Amateursport aussehen, vor allem um den Jugendbereich. Denn die Amateurklubs sind noch immer die besten Kindergärten in der Republik.

Aber auch das Vereinsheim, das gerne von den Männern genutzt wird, würde ohne Frauen nicht laufen. Verantwortlich ist Marina Stiegen mit ihrem Töchter-Trio Jennifer, Alexandra und Lena. "Täglich bin ich drei bis vier Stunden hier, am Wochenende bin ich ganztags da. Meine Töchter haben hier gespielt. Dadurch bin ich zum Verein gestoßen. Mir gefällt einfach das Klima. Oft gibt es positive Rückmeldungen", sagt Stiegen. Es werden nicht nur Getränke ausgeschenkt, sie kocht auch noch für die Altherren-Mannschaft und deren Gegner.

"Für die Erste Mannschaft koche ich mit meiner Tochter Petra nach den Heimspielen. Da gibt es zum Beispiel Rotkohl mit Gulasch und Püree. So lecker gibt es das nirgendwo", sagt Liselotte Giebels (71), die schon seit sieben Jahren auch für die Kuchenausgabe zuständig ist. Dabei hilft auch Rosi Schüller (61), die durch den Sportlichen Leiter Andreas Zimmermann angeworben wurde: "Es ist eine schöne Sache, aber ich ärgere mich, wenn die Lürriper verlieren."

Das trifft auch wohl für Petra Zimmermann zu, die den Kuchenverkauf organisiert und nach Niederlagen sicherlich auch ihren Mann nicht bei bester Laune erlebt. Der darf sich aber immer darüber freuen, dass so viele Frauen seinen Verein unterstützen.

(RP)
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