Mönchengladbach Spitzmorcheln und Judasohr - die Frühjahrspilze sprießen

Mönchengladbach · Nicht nur im Herbst wachsen leckere Speisepilze. Pilzexperte Dieter Honstraß informierte in einem Seminar über ihre Lebensräume.

 Wolfram Kohlsdorf (r.) und Dieter Honstraß (l.) helfen den Kursteilnehmern, vom Sucher zum Finder zu werden.

Wolfram Kohlsdorf (r.) und Dieter Honstraß (l.) helfen den Kursteilnehmern, vom Sucher zum Finder zu werden.

Foto: jörg Knappe

"Wer die Pilzsaison in den Herbst verlegt, hat das Beste verpasst. Denn aktuell beginnt die Saison der Frühjahrspilze: mit den Spitzmorcheln, dem Judasohr und dem Anemonenbecherling." Das sagte der Pilzsachverständige Dieter Honstraß (67), der mit seiner mobilen Pilzschule zu einem Wochenendseminar nach Rheindahlen gereist war. Während am Freitagabend die Theorie auf dem Programm stand, ging es am Wochenende auf Exkursion rund um Mönchengladbach und in die Eifel, um potenzielle Morchelstellen auszukundschaften. Zwölf Teilnehmer hatten sich angemeldet, darunter Matthias Rossbach, der begeistert Pilze zubereitet, sowie Kirsten und Wolfram Kohlsdorf. Sie hatten den redegewandten Pilzexperten schon auf mehreren Veranstaltungen erlebt und nach Mönchengladbach eingeladen.

"Die Seminarteilnehmer sollen vom Sucher zum Finder werden", formulierte Dieter Honstraß das Kursziel. Dafür sei es wichtig, zunächst etwas über die Lebensräume der Pilze zu erfahren, über Bodenverhältnisse und Zeigerpflanzen. "Pilze leben nur dort, wo sie optimale Bedingungen vorfinden", so der Experte. Das verrät manchmal schon ihr Name: So siedelt der zarte Fichtenzapfenrübling nur dort, wo Fichtenzapfen auf dem Boden liegen. Der Anemonenbecherling wiederum lebt parasitisch auf den Buschwindröschen (Anemone nemorosa).

Wer ihn finden will, sollte also nach diesen Frühjahrsblühern Ausschau halten. "Um den Spitzmorchel aufzuspüren, genügt hingegen ein Blick auf das nächste Beet mit Rindenmulch", erklärte Dieter Honstraß. Dort fühlt sich der delikate Speisepilz wohl, der an seinen deutlichen Längs- und den kurzen Querrippen zu erkennen ist. Ob der Spitzmorchel denn gut schmecken würde, wollte ein Teilnehmer wissen. Das sei Geschmackssache, antwortete der Fachmann. Er selbst unterscheidet nur zwischen essbar und giftig, und hier wiederum zwischen todbringend und berauschend. Eines war Dieter Honstraß besonders wichtig: Wildwachsende Speisepilze sollten grundsätzlich nicht roh verzehrt werden. Denn manche Pilze sind im rohen Zustand giftig und werden erst durch das Kochen genießbar. Auch das Putzen der Pilze sei unerlässlich, gab Dieter Honstraß den Teilnehmern mit auf den Weg.

Er erzählte launig von seinen ersten Morcheln, die er gekocht hatte: ungeputzt, dafür mit zahllosen Kellerasseln in "Hut" und Stiel. Geschmeckt habe das nicht. Das wird Matthias Rossbach nicht passieren, denn Pilze zu putzen ist für ihn keine lästige Küchenarbeit: "Pilze säubern ist meditativ", sagte er.

(drlp)
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