Mönchengladbach So schützt man sich vor CO-Unfällen

Mönchengladbach · Kohlenmonoxid ist geruch-, geschmack- und farblos, aber giftig. Um sich gegen Defekte an der Gastherme zu wappnen, gibt es neben der jährlichen Wartung eine Reihe von Möglichkeiten. Gasinstallateurmeister Detlef Poullie gibt Tipps.

 Es liegt in der Pflicht jedes Anschlussnehmers, also auch Mieters, seine Gastherme einmal jährlich durch einen Fachmann warten zu lassen.

Es liegt in der Pflicht jedes Anschlussnehmers, also auch Mieters, seine Gastherme einmal jährlich durch einen Fachmann warten zu lassen.

Foto: Gerhard Seybert

Immer wieder liest man von CO-Unglücken, bei denen Kohlenmonoxid aus Gasthermen tritt und Menschen bewusstlos werden, gar sterben. Häufig wird als Ursache eine "defekte Gastherme" genannt. Doch wie es zu einem solchen Defekt kommt und welche präventiven Maßnahmen getroffen werden können, wird nur selten weiter vertieft. Detlef Poullie, Dozent bei der Handwerkskammer Düsseldorf, klärt auf: "Viele tödliche Unfälle könnten mit einfachen Mitteln verhindert werden", sagt der Gas- und Wasserinstallateurmeister. "Wenn man Gas-thermen bestimmungsgemäß betreibt, sind sie als sehr sichere Geräte einzustufen."

 Detlef Poullie ist Dozent bei der Handwerkskammer.

Detlef Poullie ist Dozent bei der Handwerkskammer.

Foto: Baum

So liegt es in der Pflicht jedes Anschlussnehmers, also auch Mieters, seine Gastherme jährlich warten zu lassen. Außerdem ist dieser nach § 13 NDAV für die ordnungsgemäße Errichtung, Erweiterung, Änderung und Unterhaltung der Anlage hinter dem Hausanschluss verantwortlich. "Damit die Verbrennung in der Gastherme sicher abläuft und kein CO entsteht, muss genügend Frischluft zugeführt werden", sagt Poullie. Er hat in seinem Berufsleben schon viele gefährliche Veränderungen an Luftöffnungen gesehen, die schwere Folgen haben können. So kleben Bewohner etwa Pappe in Lüftungsgitter von Badezimmertüren, um Gerüche im Wohnraum zu vermeiden. Andere tapezieren über die Lüftungsöffnungen in Wänden. "Das richtige Raumluftverhältnis für den Betrieb einer Therme liegt bei 1:4, pro Kilowatt Geräteleistung müssen vier Kubikmeter Raumluft vorhanden sein."

Damit dieses Verhältnis eingehalten werden kann, ist regelmäßiges Lüften, aber auch die Luftzufuhr von außen durch Öffnungen unerlässlich. Auch tote Tauben oder Bienennester werden in Lüftungsschächten gefunden und verschließen diese. Doch wie soll man das merken? "Meist fällt es erst auf, wenn es zu spät ist", weiß der Gladbacher Experte. Um auch in diesem Fall vorzubeugen, empfiehlt er neben der regelmäßigen Kontrolle einen Kohlenmonoxid-Melder. Dieser erkennt über einen elektrochemischen Sensor frühzeitig, wenn die CO-Konzentration in einem Raum zu hoch ist, und schlägt Alarm. "Rauchmelder sind mittlerweile Pflicht des Vermieters, CO-Melder sollten dies auch sein" , fordert Poullie. Moderne Gasthermen sind bereits mit einem CO-Sicherheitsschalter ausgestattet, der das Gerät bei einem Abgasrückstau abschaltet."Meist sind veraltete, nicht ordnungsgemäß betriebene Gas-thermen die Ursache eines Unfalls."

Schon sehr geringe CO-Anteile in der Luft sind gefährlich, sobald sie eingeatmet werden. Daher werden diese nicht in niedrigen Prozentzahlen, sondern in parts per million (ppm), also eines von einer Million Raumteilen, dargestellt. Am Arbeitsplatz darf gesetzlich eine maximale Konzentration von 30 ppm (0,003 Prozent) in der Luft sein. Ab einer Konzentration von 400 ppm können starke Kopfschmerzen die Folge sein, ab 800 ppm kann Bewusstlosigkeit eintreten. Richtig gefährlich wird es bei einer Konzentration von 1600 ppm (also nur 0,16 Prozent CO): Wer über zwei Stunden eine so hohe Konzentration inhaliert, ist in Lebensgefahr. Die vierfache Konzentration führt schon nach ein bis drei Minuten zum Tod.

Ein CO-Melder ist beim Kauf meist auf 20 ppm kalibriert, lässt sich aber auch auf einen anderen Wert einstellen. Schon ab 40 Euro ist ein Melder mit Zehn-Jahres-Batterie erhältlich. Teurere Geräte haben zudem meist ein Display, von dem der aktuelle Wert abgelesen werden kann. Neben der Anschaffung eines CO-Melders empfiehlt der Experte regelmäßiges Lüften sowie geöffnete Raumtüren und rät dringend von Änderungen an Luftöffnungen ab. Auch Maßnahmen wie die verstärkte Isolation von Fenstern sollten in Absprache mit Fachleuten getroffen werden, um weiterhin genügend Luftzufuhr zu gewährleisten.

Das Tückische an Gas: Es ist geruch-, geschmack- und farblos, aber giftig. Es verursacht Schläfrigkeit, so tritt schleichend die Bewusstlosigkeit ein. Aktuell gibt es in NRW drei Kliniken, in denen eine Kohlenmonoxidvergiftung behandelt werden kann: in Aachen, Düsseldorf und Münster. Für Poullie zu wenig: "Was passiert bei größeren Gasunfällen, wenn mehrere hundert Menschen behandelt werden müssen?"

(RP)
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