Mönchengladbach So geht Wahl

Mönchengladbach · Aus der Gesamtschule Stadtmitte kam das erste Ergebnis. Dort wurden die Stimmen am schnellsten ausgezählt. Allerdings war dort auch nur ein Viertel der Wahlberechtigten zur Urne gegangen. Briefwahl ist ein steigender Trend.

 Um 18 Uhr war es noch ruhig bei der Schnellerfassung. Das sollte sich eine halbe Stunde später ändern.

Um 18 Uhr war es noch ruhig bei der Schnellerfassung. Das sollte sich eine halbe Stunde später ändern.

Foto: Gabi Peters

Um kurz vor acht Uhr am Sonntagmorgen stellt Stefan Ulbrich fest, dass die Uhr falsch geht. Ein paar Minuten vor. Bei einer Wahl ist das fatal. Und das in seinem Wahllokal in der Annaschule in Windberg. Also schaut der Wahlvorsteher in dem Wahllokal auf seine Armbanduhr und zählt die Sekunden herunter, während draußen schon ein gutes Dutzend Wähler warten. Dann verkündet er: "Die Wahl ist eröffnet."

Damit ist die erste Aufgabe am Morgen schon mal erledigt. Mit dem Wahlkoffer, der eigentlich eine große Reisetasche ist, haben er und seine Beisitzer, Schriftführer und Stellvertreter, insgesamt sechs Personen, das Wahllokal am Morgen hergerichtet: Wählerverzeichnis und Stimmzettel bereitlegen, Tische und Stühle beiseiteschieben, damit auch Rollstuhlfahrer an die Wahlkabinen und die Urne fahren können. Die Kabinen müssen so aufgebaut sein, dass niemand reinschauen kann. Stifte festbinden, "sonst sind die schnell weg", weiß er aus Erfahrung. Das Wahlrecht liegt griffbereit, Anleitungen zum Aufbau und nachher zum Zählen vom Landeswahlleiter ebenfalls. Als alles aufgebaut ist und die Hinweisschilder aufgehängt sind, schauen alle sechs noch einmal zusammen in die leere Wahlurne. Sie müssen beschwören können, dass sie zu Wahlbeginn wirklich leer ist. Dann schließt Ulbrich die Urne ab, steckt den Schlüssel in seine Hosentasche. Und dort bleibt er bis 18 Uhr.

 Im Vitusscenter wurden gestern 23.000 Stimmen ausgezählt, die per Briefwahl eingingen.

Im Vitusscenter wurden gestern 23.000 Stimmen ausgezählt, die per Briefwahl eingingen.

Foto: Gabi Peters

Im Vituscenter laufen im dritten Stock Boten mit kleineren und größeren Stapeln roter Briefwahlumschläge durch die Gänge. Den ganzen Tag geht das so. Um Punkt 18 Uhr wurden die Briefkästen der Stadtverwaltungsaußenstellen zum letzten Mal geleert. Hausmeister und Fahrer bringen die Sendungen zum Vituscenter, wo 23.000 Briefwahlzettel ausgezählt werden. "Früher hat man nur Briefwahl beantragt, wenn man durch Urlaub verhindert war. Briefwahl war die absolute Ausnahme", sagt Joachim Meyer, bei der Stadt der für Wahlen zuständige Abteilungsleiter. Doch der Trend zur Briefwahl steige. Dieses Mal wohl auch, weil die Landtagswahl auf Muttertag fällt, und viele ungestört mit der Familie feiern.

18 Uhr; Für Stefan Ulbrich ist es ein langer Wahltag gewesen, aber jetzt geht die Arbeit für den Wahlvorstand richtig los. Der Wahlvorsteher im Wahllokal Annaschule schließt die Tür zum Klassenzimmer, das Öffnen der Urne ist immer geheim. Erst danach macht er die Tür wieder auf, beim Zählen darf jeder zugucken.

 Süßigkeiten und Kuchen für Wahlhelfer am Muttertag.

Süßigkeiten und Kuchen für Wahlhelfer am Muttertag.

Foto: Gabi Peters

Die für die Briefwahl zuständigen Wahlhelfer im Vitus haben bereits alle roten Briefumschläge geöffnet. Die blauen Kuverts mit den Stimmzetteln kommen in eine Urne, dann geht es ans Auszählen. Um das zu vereinfachen, bilden die Wahlhelfer verschiedene Stapel: Gültig, ungültig sind die einfachsten Kategorien.

Im Erdgeschoss des Vituscenters gehen eine gute halbe Stunde später die ersten Schnellergebnisse ein. Ein gutes Dutzend Männer und Frauen sitzt an den Telefonleitungen, um die ersten Auszählungen für die Schnellerfassung entgegenzunehmen. Weil Muttertag ist und viele Mütter ehrenamtlich helfen, gibt es Kuchen, um die Arbeit ein bisschen zu versüßen. Um 18.36 kommt die erste Meldung aus der Gesamtschule Stadtmitte, beinahe zeitgleich werden Ergebnisse aus der Turnhalle Wetschewell bekanntgegeben. Schneller erfasst für die Statistik sind die Zahlen aus dem Wahllokal an der Aachener Straße. Dann geht alles Schlag auf Schlag. Es ist spät am Abend, als sich Stefan Ulbrich mit den Wahlkoffer in sein Auto wuchtet. Die Stimmzettel darin sind jetzt ausgefüllt, in Umschläge gepackt und versiegelt. Er fährt den Koffer nach Wickrath, wo alles in der Schule Voigtshofer Allee zentral gesammelt wird.

Erst jetzt hat der Wahlvorsteher Feierabend.

(RP)
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