Mönchengladbach SMS hofft auf Licht am Ende des Stahl-Tunnels

Mönchengladbach · Der Anlagenbauer leidet auch weiterhin unter der weltweiten Flaute im Stahlmarkt. Der Stellenabbau und die Reduzierung der Standorte schreiten voran. Die Fertigung in Gladbach wurde 2015 modernisiert, neu hinzu kommt die Service-Sparte aus Aachen.

 SMS-Chef Burkhard Dahmen

SMS-Chef Burkhard Dahmen

Foto: SMS

Wie geht es nun weiter mit dem erst angekündigten, dann abgesagten, dann wieder versprochenen, aber auf unbestimmte Zeit verschobenen Umzug der SMS Group von Düsseldorf nach Mönchengladbach? Auf der Bilanzpressekonferenz bekräftigte SMS-Chef Burkhard Dahmen jetzt zwar, an den Plänen grundsätzlich festhalten zu wollen. Derzeit aber seien die Pläne angesichts der weltweiten Stahlkrise weiter auf Eis gelegt: "Der Umzug könnte 100 Millionen Euro kosten. Wir haben zwar mehr als 1,4 Milliarden Euro Liquidität, wollen die Umzugspläne aber erst umsetzen, wenn wir die Investitionen aus dem laufenden Cashflow decken können." Wann er mit einem Ende der strukturellen Stahlkrise und damit wieder mit nennenswerten Gewinnen rechnet, sagte Dahmen nicht.

Zurzeit laufen die Geschäfte bei SMS schlecht. Der Gewinn liegt bei sieben Millionen Euro, angesichts eines Konzerns mit einem stabilen Umsatz von 3,3 Milliarden Euro eine "schwarze Null", wie Dahmen es nennt. 2014 hatte er mit 31 Millionen Euro ebenfalls niedrig gelegen. Die Auftragseingänge sind rückläufig - statt 3,2 Milliarden Euro Neugeschäft kamen nur 2,8 herein.

Am Stellenabbau hält SMS weiter fest. Etwa jeder fünfte der einst 5250 deutschen Arbeitsplätze soll eingespart werden. 450 Jobs wurden bereits abgebaut, per Sozialplan werden allein 225 Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren. Unter anderem für die Restrukturierung hat SMS Rückstellungen von jetzt fast 1,5 Milliarden Euro gebildet.

Wirklich Licht am Tunnel gibt es bei SMS also noch nicht - lediglich neue Geschäfte im Iran geben Anlass zur Hoffnung. Man habe, so Dahmen, bereits kleinere Aufträge aus dem Land erhalten, zudem gebe es Absichtserklärungen über Projekte im Volumen von mehr als einer Milliarde. Allerdings gebe es aktuell noch Finanzierungsprobleme.

Wie die Konkurrenten versucht sich der Konzern gesundzuschrumpfen. Bei der Tochterfirma Elexis (Elotherm) hält SMS heute 95,5 Prozent der Aktien und will heute bei der Hauptversammlung der Gesellschaft ein Squeeze-out, also eine Zwangsabfindung der restlichen Minderheitsaktionäre, beschließen. Die Integration soll Kosten sparen.

Im Zuge der Zusammenlegung der vormals eigenständigen Geschäftsbereiche SMS Meer und SMS Siemag im vergangenen Jahr wurden auch alle Werkstätten der Unternehmensgruppe zu einem Fertigungsverbund zusammengefasst - wegen Auslastungsproblemen an den deutschen und chinesischen Standorten. Dazu zählen neben Mönchengladbach in Deutschland noch Hilchenbach im Siegerland, in China Zhangjiagang (soll wegfallen) und Shanghai sowie die im November 2014 eröffnete Werkstatt im indischen Bhubaneswar (Khurda). Der Fertigungsverbund beschäftigt in Summe rund 1300 Mitarbeiter und steht für einen jährlichen Umsatz von über 250 Millionen Euro.

Der Geschäftsbericht macht auch separate Angaben zum Standort Mönchengladbach zwischen Ohlerkirchweg und Landgrafenstraße. Demnach wurde im März 2015 das "Werkstattkonzept 2020" plangemäß und unter Einhaltung des vorgesehenen Budgets abgeschlossen. Die Anlaufphasen der 15 neu installierten Maschinen und Anlagen sind beendet, alle können seit Anfang 2016 mit voller Produktionskapazität genutzt werden. Aktuelle Aktivitäten liegen in der Optimierung der Produktion, speziell im Bereich der Technologie sowie der dazugehörigen Prozesse. Die Anlagenverfügbarkeit liegt oberhalb von 95 Prozent. Außerdem sprang die Fertigung 2015 für einen Lieferanten ein, bei dem die laufende Produktion gestoppt werden musste. Die Anlage konnte termingerecht und in der geforderten Qualitat an den Kunden ausgeliefert werden.

Ein Highlight 2015 waren die vier je 100 Tonnen schweren Drucksäulen aus dem Auftrag Plate Stretcher für Alcoa. Mit Hilfe eines mobilen Portalkrans und spezieller Wendevorrichtungen konnten auch diese schweren Werkstücke in der eigenen Schweißerei erfolgreich gefertigt werden. Um Zeit und Geld zu sparen, erfolgte das Glühen im eigenen Haus. Hierfür wurde ein mobiler Glühofen installiert. Zudem fiel, im Zuge der Neuorganisation der Gruppe, Ende 2015 die Entscheidung, den Servicestandort in Aachen zu schließen und dessen Kapazitäten im Rahmen einer "Shop-in-Shop"-Lösung nach Gladbach zu verlagern.

Der zu verlagernde Maschinenpark aus Aachen besteht aus 13 Maschinen, die Fläche für die Servicemontage 1400 Quadratmeter. Die nächsten Schritte sind die Erstellung einer Übersicht über die Kosten aller notwendigen Gewerke zur Umsetzung des Umzuges und eines entsprechenden Zeitplans.

SMS-Eigentümer Heinrich Weiss hat unterdessen bereits seine Nachfolge geregelt. Heute bestimmt er als Eigentümer weitgehend allein die Geschicke des Unternehmens und steht einer Stiftung des Familienunternehmens vor. Nach seinem Ausscheiden, so hat er es bestimmt, sollen sieben Stiftungs-Vorstandsmitglieder über die Zukunft von SMS entscheiden, drei Externe und vier Familienmitglieder.

(RP)
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