Ernährungstrend Slow Food statt Fast Food

Mönchengladbach · Ernährungstrends gibt es viele. Einer von ihnen ist Slow Food - eine Initiative, die auch in Mönchengladbach eine kleine Gruppe eingeschworener Anhänger hat. Was aber verbirgt sich hinter dem Begriff?

Gemeinsames Essen gehört bei den Treffen immer dazu.

Gemeinsames Essen gehört bei den Treffen immer dazu.

Foto: Meyer-Thamer

Sie sind in aller Munde - Ernährungstrends. Die meisten von ihnen folgen strengen Regeln und fordern ziemlich viel Entbehrung. Dies ist bei der Slow-Food-Bewegung nicht der Fall. "Wir wollen nicht predigen, sondern viel mehr einen bewussten Umgang mit unserer Ernährung erreichen", erklärt das Mönchengladbacher Slow-Food-Mitglied Gisela Meyer-Thamer.

Slow Food - langsames Essen - ist ein Begriff, der im ersten Moment vermuten lässt, man würde Mahlzeiten besonders langsam zu sich nehmen. Hinter der aus Italien stammenden Ernährungsform verbirgt sich allerdings etwas anderes. "Slow Food umfasst Millionen von Menschen weltweit, die sich aus Überzeugung und Leidenschaft für gutes, sauberes und faires Essen einsetzen.", schreibt Slow Food Deutschland auf Info-Flyern. Allein in Deutschland hat der Verein mehr als 13.500 Mitglieder, die sich in rund 85 Convivien, den lokalen Ortsgruppen, organisieren.

"Unsere Convivie ist Düsseldorf", sagt Gisela Meyer-Thamer. "Für eine eigene Convivie sind wir in Mönchengladbach und Umgebung noch zu wenige." Vor allem an jungem Nachwuchs fehle es aktuell sehr. Und das, obwohl Nachhaltigkeit, Regionalität und Bio voll im Trend liegen. Genau das ist Slow Food nämlich - eine möglichst regionale und saisonale Ernährung, nachhaltig und frei von unnötigen Zusatzstoffen. Wann immer möglich wird auf kleine, lokale Manufakturen zurückgegriffen und der Bio-Bauer von nebenan unterstützt.

Auch bei Kochtreffen oder Tafelrunden, zu denen auch Nicht-Mitglieder willkommen sind, ist dies alles Kernthema. Der Bezug zum Essen soll zurückkehren, weg von Convenience und Industrie. Außerdem soll das wertvolle kulinarische Erbe bewahrt werden. Hierzu hat die Slow-Food-Organisation die "Arche des Geschmacks" in Leben gerufen.

Dort einen Platz zu bekommen, das wünscht sich auch der Mönchengladbacher Bäcker Dieter Junkers. Mit dem Rezept des traditionellen Brotes "Ongeschwädde", das es nur einmal im Jahr für eine gewisse Zeit gibt, hat er sich zusammen mit den Slow-Foodern für die Arche des Geschmacks beworben. Der Geschmack ist ebenfalls ein wesentlicher Punkt. Durch den Verzicht auf Zusatzstoffe und Geschmacksverstärker passiert laut Gisela Meyer-Thamer Beeindruckendes: "Es ist total faszinierend, dass man plötzlich wieder viel mehr schmeckt. Nuancen und Gewürze werden wieder viel klarer und man erlebt, wie Produkte wirklich schmecken." Gisela Meyer-Thamer selbst ist durch eine Erkrankung auf Slow Food gekommen. "Ich war krank und stand kurz vor einer Operation", berichtet sie. "Damals habe ich dann unter anderem meinen Ernährungsstil hinterfragt und konsequent umgestellt." Sie hatte Erfolg. Die Operation konnte sie umgehen und sie fühlt sich allgemein viel besser als vorher. Vor allem, weil sie wie alle Slow-Fooder dogmatische Regeln ablehnt und sich auch mal eine Tüte Chips oder eine Tafel Schokolade gönnt. So zieht ihre ganze Familie mit, denn Slow Food ist weniger ein Ernährungstrend als viel mehr eine Lebenseinstellung.

(RP)
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