Mönchengladbach Skurriler Heimatabend in der Altstadt

Mönchengladbach · Fernschreiben in Wort, Bild und Klang - das geht nur beim Heimatabend im Köntges an der Waldhausener Straße.

 Marco Jonas Jahn, Markim Pause und Ruth Zadow (v.l.) beim Heimatabend.

Marco Jonas Jahn, Markim Pause und Ruth Zadow (v.l.) beim Heimatabend.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Der klassische Heimathirsch stand bereit - nicht röhrend, nicht sonderlich groß, Nippes halt und damit ironisch gemeintes Relikt betulicher Heimattümelei. Fernab solcher Kategorie gestalteten Ruth Zadow, Marco Jonas Jahn und Markim Pause den Heimatabend N° 7 im Köntges. Die Mixtur war skurril, aberwitzig und hatte in ihrer Spontaneität und Ungezwungenheit einen Hauch von Stand-up-Comedy. Die Besucher saßen dicht gedrängt, während sich Passanten offensichtlich wunderten, was abging im einstigen Ladenlokal an der Waldhausener Straße. Im Schaufenster setzten die Autoren Pause und Jahn auf Text, Quiz, Tombola. Währenddessen übersetzte Illustratorin Ruth Zadow das alles mit dem Zeichenstift in eine witzige Bildergeschichte.

Das nervig kratzende Ticken eines Telegrafen hatte zu Beginn den Takt vorgegeben. Denn "Fernschreiben" war der Abend überschrieben, zu dem sich ein altersmäßig stark durchmischtes Publikum vom Kind bis zum Rentner zusammenfand. Da mit dem Fernschreiben der Radius thematisch über den Niederrhein hinausging, kabelten die Autoren bis in die USA und gar ins ferne All. In ironischen Schlenkern betonte Jahn, dass es für das Projekt aus dem Quartier keine Förderung durch das neu gegründete Heimatministerium mit Seehofer an der Spitze gibt. Pause beschrieb in bizarrer Anlehnung an Science-Fiction einen durch Trump ausgelösten Bürgerkrieg in den USA, der Katalanen, Flamen, Sachsen und Bayern beflügelte, sich von Europa abzuspalten und schließlich Mönchengladbach in viele Nationalstaaten zerbröseln ließ. Mit der Figur des Bauernlümmel Jupp aus Lobberich kehrte der Gast aus Viersen vorübergehend zurück in heimische Gefilde. "Keine Sorge, ich habe mir das nur ausgemacht", beruhige Pause ironisch. Doch da hatte Ruth Zadow bereits mit dem Zeichenstift reagiert und den Helden der Geschichte Gestalt gegeben.

Heimat plus einen guten Schuss Pennäler-Geschichte bot Pause im nostalgischen Rückblick auf den Monte Quasselino, einst Steinspirale und Treffpunkt in der Viersener Fußgängerzone. Zur Entspannung gab es ein Quiz mit Bonbons zur Belohnung für richtige Antworten. In der Pause war das Publikum gefordert, launige Gedichte in der strengen Zeilen- und Silbenstruktur des japanischen Haikus zu schreiben. Für die Tombola im Bingo-Spiel hatte das Trio im eigenen Fundus nach Preisen gesucht. Da gab es etwa einen aufgeblasenen Haifisch zu gewinnen. So lag über allem ein großes Augenzwinkern.

(anw)
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