Mönchengladbach Schulformwechsler: Jetzt wird es eng an den Realschulen

Mönchengladbach · Nach der Gesamtschule ist das Gymnasium die beliebteste Schulform in der Stadt. Rund 40 Prozent aller Schüler wechseln von der Grundschule dorthin. Aber etliche müssen nach der 6. Klasse wieder gehen.

 Viele Eltern wollen für ihre Kinder nur die beste Schulbildung und melden sie deshalb am Gymnasium an - ungeachtet der Schulformempfehlung.

Viele Eltern wollen für ihre Kinder nur die beste Schulbildung und melden sie deshalb am Gymnasium an - ungeachtet der Schulformempfehlung.

Foto: dpa

Rund 830 Kinder sind von ihren Eltern vor zwei Jahren an einem der neun Mönchengladbacher Gymnasien angemeldet worden. 67 Schüler haben es nicht geschafft. Sie wechselten nach der sechsten Klasse auf eine andere weiterführende Schule. 57 gehen jetzt zur Realschule, zwei zur Hauptschule und acht Kinder setzen ihre Schullaufbahn an einer Gesamtschule fort. Das geht aus den Zahlen des Landesbetriebs IT NRW hervor. Damit liegt die Zahl der Kinder, die am Gymnasium scheitern in Mönchengladbach auf einem neuen Höchststand. In den Schuljahren 2015/16 und 2014/15 gab es in der Stadt je 40 Schulformwechsler vom Gymnasium am Ende der Orientierungsstufe, ein weiteres Jahr davor waren es 34, 2012/13 sogar nur 29.

Nach der IT-NRW-Statistik gaben die Realschulen dagegen nach der sechsten Klasse nur 34 Schüler ab. 32 Kinder wechselten nach der sechsten Klasse zur Hauptschule, je ein Schüler zur Gesamtschule und zum Gymnasium. Damit könnte es eng werden an den Realschulen. Für das kommende Schuljahr wurden an den vier Realschulen insgesamt 433 Schüler angemeldet (Vorjahr 359). Das könnte zu Raumnöten führen - auch wenn die Realschulen im Landestrend auf dem absteigenden Ast sind.

Warum die Zahlen der Schulformwechsler vom Gymnasium ausgerechnet in den vergangenen zwei Jahren wieder steigen sind, darüber lässt sich trefflich spekulieren. Ein Grund wird die Einstellung der Eltern sein, die für ihre Kinder die beste Schulbildung wollen - ungeachtet der Schulformempfehlung zum Ende der Grundschulzeit. Und Eltern wissen heute, wie sie sich durchsetzen können. Dass ein Hauptschulabschluss mit den Jahren seinen Wert verlor, daran haben auch IHK und Kreishandwerkerschaft mitgewirkt, die lange Zeit immer wieder die schlechte Bildung von Hauptschülern bemängelten, die oft noch nicht einmal die vier Grundrechenarten beherrschten. Mittlerweile kritisieren Ausbilder die zunehmende "Akademisierung".

Der Ruf der Hauptschulen in Mönchengladbach hat aber auch gelitten, weil sich lange Zeit das Gerücht hielt, in der Stadt sei die Zahl der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss deutlich höher als im Durchschnitt des Landes NRW. Nach einer aktuellen Bildungsstudie der Caritas soll sie sogar auf zehn Prozent im Jahr 2015 gestiegen sein (Landesdurchschnitt 5,8 Prozent). Wie Schuldezernent Gert Fischer sagt, habe die Quote tatsächlich bei 8,3 Prozent gelegen. Dies sei aber ein "Ausreißer" gewesen. In den Jahren 2014/15 und 2015/16 habe es in der Stadt 6,8 bzw. 6,7 Prozent Schüler ohne Hauptschulabschluss gegeben. "Damit liegen wir zwar über dem Landesdurchschnitt, aber gleichauf mit Städten mit ähnlichen Sozialstrukturen", sagt Fischer. Krefeld habe im Jahr 2015/16 beispielsweise 7,1 Prozent Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss verzeichnet.

Unabhängig von der Qualitätsdebatte von Hauptschulen und dem Ehrgeiz vieler Eltern, die ihr Kind auf jeden Fall zum Abitur bringen wollen, gilt für Mönchengladbach im Speziellen aber auch Folgendes: Viele Jahre haben Gymnasien in der Stadt wegen des Schülerrückgangs darum gebangt, ihre Klassen voll zu bekommen. Und deshalb war in einigen Schulen auch die Bereitschaft groß, Kinder aufzunehmen, die keine Gymnasialempfehlung hatten. Da reichte im Zweifelsfall auch einmal die Hauptschulempfehlung für eine Aufnahme.

Das dürfte sich mit den nun wieder wachsenden Schülerzahlen ändern. Dann wird die Leistungsstärke der Schüler bei der Aufnahme wohl wieder mehr in den Vordergrund rücken.

(gap)
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