Mönchengladbach Schüler lernen Spitzenforschung kennen

Mönchengladbach · Das Gymnasium am Geroweiher bietet begabten Mittelstufenschülern die Chance, moderne Wissenschaft zu erleben.

 Schulleiter Christian Dern lässt sich von Schülerin Johanna Grönin ihr Experiment erklären.

Schulleiter Christian Dern lässt sich von Schülerin Johanna Grönin ihr Experiment erklären.

Foto: Isabelle Raupold

"Wenn ich dieses Projekt sehe, wäre ich auch gern noch mal Schüler", sagt Dr. Christian Dern, Schulleiter am Gymnasium am Geroweiher, und es klingt fast ein bisschen neidvoll. Kein Wunder, denn das Angebot, das die Schule jetzt naturwissenschaftlich interessierten Mittelstufenschülern machen kann, sucht seinesgleichen. 13 Schülerinnen und Schüler der achten und neunten Jahrgangsstufe können im Forschungszentrum Jülich und an der RWTH Aachen eigene Erfahrungen mit Spitzenforschung machen. Und das nicht nur bei gelegentlichen Vorträgen, sondern alle zwei Wochen einen ganzen Tag lang.

Ermöglicht wird dies durch eine Kooperation mit JARA (Jülich-Aachen-Research-Alliance), dem gemeinsamen Dach der beiden renommierten Einrichtungen in Aachen und Jülich. Das Konzept für dieses Projekt ausgearbeitet hat Physiklehrer Stefan Bechstein und es hat die Verantwortlichen bei JARA überzeugt. Drei Dinge bringe das Gymnasium am Geroweiher außerdem mit, die sehr positiv auf die Kooperation auswirkten, sagt Bechstein: den Ganztagsunterricht, die Orientierung an der auf selbstständiges Arbeiten ausgerichteten Montessori-Pädagogik und den modularen Unterricht, bei dem Schüler nach Neigung und Bedarf zusätzliche Kurse oder Förderunterricht wählen können. Neben Kursen in Selbstverteidigung oder dem Mathe-Förderkurs gibt es jetzt zusätzlich auch das JARA-Modul. "Allerdings haben wir hier die Schüler ausgewählt, sie mussten überall sehr gute Noten haben, denn schließlich sind sie alle 14 Tage einen Tag in einer Forschungseinrichtung", erklärt Bechstein. Begonnen haben sie in Jülich, wo sie gleich drei Tage verbrachten. Die drei Tage haben auch ein greifbares Ergebnis gebracht: die dreizehn Schüler - neun Mädchen und vier Jungen - haben jeder einen Taschenrechner zusammengelötet, der addieren und subtrahieren kann. "Ich war sehr erstaunt, wie begeistert die Schüler gelötet haben", sagt der Physiklehrer. "Es war cool", sagt Schülerin Megan Addersley. "Wir konnten die Dinge, die wir vorher gelernt haben, direkt einsetzen." Ihre neuerworbenen Lötkenntnisse können die Schüler auch beim nächsten Besuch nutzen. Dann werden sie in Aachen die Paulsche Teilchenfalle kennen und nachbauen lernen. In der Teilchenfalle werden Aluminiumteilchen mit Kraftfeldern gehalten, zu Kristallgittern zusammengesetzt und zum Schwingen gebracht. Die Teilchenfalle hat dem deutschen Wissenschaftler Wolfgang Paul 1989 den Physik-Nobelpreis eingebracht.

Später werden sich die Schüler mit modernster Strahlentherapie beschäftigen, den Supercomputer kennen lernen, der die neuronalen Netze des Gehirns simuliert, an einer archäologischen Ausgrabung teilnehmen und Fundstücke datieren sowie einen Teilchenbeschleuniger besuchen. Manches Thema geht auf Anregung der Schüler zurück. "Sie waren so interessiert an Strahlentherapie und der Wirkung auf Krebs, so dass ich diesen Teil ins Programm aufgenommen habe", erklärt Stefan Bechstein.

Die Zusammenarbeit mit JARA öffnet viele Türen. "Wir bekommen jetzt Angebote von vielen anderen Einrichtungen", sagt der Physiklehrer. "Wir können gar nicht alle annehmen." Er würde sich über eine Strahlwirkung des Projekts auf andere Schulen freuen.

(arie)
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