Mönchengladbach Salönchen: Untertan und unerträglicher Chopin

Mönchengladbach · Das Salönchen lädt zu drei literarischen Abenden in die privaten Wohnzimmer von gastfreundlichen Mönchengladbacher Familien, die sich auf nette gleichgesinnte Gäste freuen. Am Montag, 9. Oktober, 20 Uhr, beschäftigt sich Prof. Gertrude Cepl-Kaufmann mit "Der Untertan" von Heinrich Mann. Der Roman ist eine Persiflage und Analyse der Wilhelminischen Epoche, erzählt in der Lebensgeschichte des obrigkeitshörigen Diederich Heßling. Der Abend bezieht sich auf das erste Kapitel des Romans, der auch 100 Jahre nach seinem Erscheinen als Zeitdiagnose einer Gesellschaft besticht, die mit Begeisterung in den ersten Weltkrieg taumelt. Der Roman überzeugt durch seine hellsichtige Ironie und schriftstellerische Brillanz. Bruder Thomas nölte: "Platt geschrieben. Hat nichts mit dem Menschlichen und nichts mit Dichtung zu tun." Die Referentin und Heinrich-Mann-Verehrerin Gertrude Cepl-Kaufmann sieht das anders.

Am Freitag, 13. Oktober, 19.30 Uhr beschäftigen sich Wolf Hellberg und Jan Hellberg mit Robert Gernhardt. Titel: "Lieber Gott, nimm es hin, dass ich was Besondres bin!" Mit Versen, wie mit diesem "Gebet" im Stil eines frommen Kinderreims, eroberte sich Robert Gernhardt, Maler, Cartoonist, Zeichner, Erzähler und Essayist in den Satire-Magazine "Pardon" und "Titanic" eine große Fangemeinde. Die Referenten, Wolf Hellberg und sein Sohn Jan, versprechen eine humorvolle und tiefsinnige Begegnung mit einem der ganz Großen der Dichterszene. "Es gibt", so Gernhardt, "fließende Übergänge, ja Komplizenschaft zwischen Ernst und Unernst, zwischen Pathos und Lächerlichkeit, Sinn und Nichtsinn".

Am Samstag, 21. Oktober, 20 Uhr, behauptet Gisela B. Adam "Chopin war unerträglich!" Untertitel: Ein Winter auf Mallorca/ George Sand. Welcher Mallorcabesucher hat sich den Ausflug nach Valdemossa entgehen lassen, um den Genius Loci in den ehemaligen Mönchszellen zu erahnen. Der Anblick des rosenumkränzten Klaviers und die Umhüllung von den Klängen der Chopinschen Préludes gaukeln eine Romantik vor, die im Gegensatz zum Aufenthalt der damaligen Erfolgsautorin George Sand mit ihren Kindern und ihrem Geliebten Frédéric Chopin steht. Das ungleiche Paar erlebte einen regenreichen, kalten Winter. Gisela B. Adam erzählt vom Fiasko dieser Reise, und die 15-jährige Kha-Tu Julia, Schülerin der Musikschule Mönchengladbach, untermalt mit den von Chopin auf der Insel vollendeten Préludes den mittlerweile neu übersetzten Text.

Wer dabei sein will, kann sich im Vorverkauf für 12 Euro bei der Buchhandlung prolibri an der Schiller Straße 22 oder Zur Burgmühle 20 ein Ticket sichern. Die Anschriften der Gastgeber stehen auf der Eintrittskarte.

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