Mönchengladbach Salafisten senden Video-Botschaft an Lau

Mönchengladbach · Anhänger des Salafisten-Predigers Sven Lau protestieren nach Aussage von NRW-Verfassungsamtschef Burkhard Freier im Internet gegen dessen Verhaftung. Wenige Stunden nach der Festnahme ist ein Video aufgetaucht.

Sven Lau in Mönchengladbach festgenommen - Terror-Verdacht
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Spezialkräfte nehmen Sven Lau in Mönchengladbach fest

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Foto: Rene Anhuth/ ANC-NEWS

Wenige Stunden nach der Verhaftung des Salafisten-Predigers Sven Lau ist im Internet eine Videobotschaft seines Freundes und Gesinnungsgenossen Pierre Vogel aufgetaucht, die bei den Sicherheitsbehörden auf großes Interesse stößt. Die gut 17 Minuten lange Aufnahme beginnt mit einer kurzen, aber deutlichen Aufforderung an die Salafisten: "Unterstützt euren Bruder." Danach erklärt Vogel, dass er noch vor der Festnahme mit Lau telefoniert habe. Demnach sei sein Freund von Düsseldorf nach Mönchengladbach gefahren, um bei der dortigen Polizei einige Sachen abzuholen, die diese nach Laus letzter Verhaftung noch einbehalten hatte. Wie sich herausstellte, war das nur ein Vorwand der Bundesanwaltschaft, um ihn wegen Terrorverdachts festnehmen zu können. Das Video hatte bis gestern Abend schon mehr als 1000 "Gefällt mir"-Angaben.

Der ehemalige Amateur-Boxer Pierre Vogel, der in der Nähe von Köln wohnt und unter intensiver Beobachtung des Verfassungsschutzes steht, gilt in der salafistischen Szene als wesentlich einflussreicher als Lau. Doch anders als Lau haben die Ermittler gegen ihn offenbar noch nichts in der Hand, um ihn festnehmen zu können. Auch seine neueste Videobotschaft sei zwar grenzwertig, aber rechtlich nicht zu beanstanden, heißt es aus Sicherheitskreisen. "Er wägt genau ab, was er in seinen Videos sagt und was nicht", so ein Ermittler. Die Festnahme des früheren Mönchengladbacher Feuerwehrmannes Sven Lau hat nach Angaben des nordrhein-westfälischen Verfassungsamtschefs Burkhard Freier bei den Salafisten große Empörung ausgelöst. "Die Verhaftung wird als ungerecht und übertrieben empfunden", sagte Freier unserer Redaktion. "Das zeigt, dass für die Extremisten die demokratische Rechtsordnung kein Maßstab ist."

 Anhänger des Salafisten-Predigers Sven Lau protestieren im Internet gegen dessen Verhaftung.

Anhänger des Salafisten-Predigers Sven Lau protestieren im Internet gegen dessen Verhaftung.

Foto: Screenshot Facebook

"Ekelhaft" und "hinterlistig" nennt beispielsweise Erol Selmani die Festnahme Laus. Selmani ist Kopf des salafistischen Netzwerkes "Siegel des Propheten", das in Städten wie Düsseldorf, Bremen und Hamburg ähnliche Straßenmissionierungen wie die Koran-Verteil-Aktion "Lies!" betreibt. In einem Internetvideo sagt er: "So würde man noch nicht einmal Frau Zschäpe und andere Terroristen festnehmen. So verhaftet man Menschen, die eine Million Menschen getötet haben."

Sven Lau war am Dienstag von schwer bewaffneten Polizeikräften mit Sturmmasken abgeführt worden. Dem 35-jährigen islamistischen Prediger wurden nach seiner Festnahme eine blickdichte Brille und Kopfhörer aufgesetzt. Erol Selmani empfindet das als eine "psychologische Einschüchterung" der Behörden, um die Glaubensgeschwister von der Dawa, also der Einladung zum Islam, abzuhalten. "So versucht man, alle Muslime in Deutschland plattzumachen."

Sven Lau (Abu Adam): Gründer der "Scharia-Polizei" und Hass-Prediger
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Das ist Sven Lau

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Foto: Raupold

In NRW gibt es laut Innenministerium derzeit rund 500 Salafisten, die als gewaltbereit eingestuft werden. Sie versuchen gezielt, minderjährige Flüchtlinge zu rekrutieren. "Das ist aktuell ein sehr großes Problem, das wir sehr ernst nehmen", betont Peter Biesenbach, Rechtsexperte der CDU-Landtagsfraktion. "Betreuer in den Flüchtlingsunterkünften sind angehalten, sofort die Polizei einzuschalten, wenn sie von diesen Anwerbungsversuchen erfahren", sagt Biesenbach.

Lau sitzt in Karlsruhe in Untersuchungshaft. Im Februar 2014 war er schon einmal zur Justizvollzugsanstalt nach Karlsruhe gebracht worden. Seine Festnahme damals schildert der 35-Jährige in einem seiner Bücher. Beamte vom Staatsschutz hätten um 6 Uhr seine Wohnungstür aufgebrochen, seien in die Wohnung gestürmt, hätten laut geschrien und ihn genötigt, sich auf den Bauch zu legen. Dann seien ihm vor den Augen seiner Familie Handschellen angelegt worden. Dieses Mal verlief die Festnahme anders. Sven Lau wurde vorher aus seiner Wohnung ins Mönchengladbacher Polizeipräsidium gelockt.

(csr)
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