Mönchengladbach Prozess um gestohlene Rocker-Kutte
Mönchengladbach · Der Fall sorgte für Aufsehen - und markierte möglicherweise sogar den Beginn der Serie von Anschlägen in der Rockerszene. Am Dienstag startete der Prozess um eine gestohlene Rocker-Kutte in Mönchengladbach.
Ende Februar sollen drei Männer von den Hells Angels oder zumindest aus deren Umfeld eine Mönchengladbacher Wohnung aufgesucht haben, in der ein Mitglied des Motorrad-Clubs Outlaws lebte und sollen diesen seiner Kutte beraubt haben.
Einer der drei Männer war im September bereits zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Die anderen beiden, 22 und 25 Jahre alt, stehen seit gestern vor der ersten großen Strafkammer des Landgerichts. Angeklagt sind sie wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes in zwei Fällen, vorsätzlicher Körperverletzung und Verstoßes gegen das Waffengesetz.
Die Angeklagten, beide ohne Ausbildung und arbeitslos, zeigten sich geständig oder ließen ihren Verteidiger zu den Vorwürfen der Staatsanwältin eine Erklärung abgeben. Offenbar versuchten die Männer dabei, dem bereits verurteilten Mittäter die Hauptrolle bei den Verbrechen zuzuschieben. Mit diesem Komplizen hatten die beiden Angeklagten Anfang März einen 27 Jahre alten Mönchengladbacher in dessen Wohnung aufgesucht.
Sie wollten dessen Kutte des Rockerclubs "Outlaw" an sich bringen. Offenbar wollten sie die Kutte für 5000 Euro an die "Hells Angels" verkaufen und die Rocker damit beeindrucken. Anschließend sollten die beiden Angeklagten und der bereits verurteilte Mittäter davon 1500 Euro erhalten.
Das Opfer, das gestern erst Stunden später im Gerichtssaal aufgetaucht war, schilderte, wie ihm die Angeklagten die Kutte raubten. Man kannte sich. "Wir saßen damals zusammen. Von jetzt auf gleich änderte sich alles", so der 27-jährige Zeuge. Der 25-jährige Angeklagte habe ihn plötzlich mit einer goldenen Pistole und der bereits verurteilte Täter mit einer schwarzen Waffe bedroht. "Es ging um die Kutte, die bei mir an der Wand hing", erinnerte sich das Opfer. Wer die Kutte von der Wand genommen habe, wisse er nicht. "Die drei verschwanden dann mit der Kutte. Sie wirkten auf mich normal", so der 27-Jährige. Tatsächlich sollen die Angeklagten stark alkoholisiert gewesen sein und an dem Tag Amphetamine konsumiert haben. Die jungen Männer beteuerten allerdings, dass damals nur eine Waffe im Spiel gewesen sei.
Für den 27-Jährigen war das nicht die letzte unangenehme Begegnung mit den Angeklagten. Am Abend des 24. März kamen sie erneut in die Wohnung. "Ich sollte für die Drogen verkaufen", meinte er gestern im Gerichtssaal. Die Männer hätten ihn mit Faustschlägen und einem Messergriff traktiert. Dann sei er mit Metallkugeln aus einer Softair-Waffe beschossen worden, so das Opfer. Eine Uhr, ein Handy, ein Portemonnaie und ein Schlüsselbund wurden dem 27-Jährigen damals gestohlen. Ein Video, das einer der Angeklagten mit seinem Handy produziert hatte, zeigte, was sie dem Opfer tatsächlich angetan hatten. Es lag blutüberströmt am Boden und schrie. Der Mann erlitt Platzwunden am Kopf und zahlreiche Hämatome. Als Tatmotiv hatte der 25-jährige Angeklagte angegeben, das Opfer habe ihm vergiftete Amphetamine angedreht. Doch nachdem er das Video gesehen hatte, verkroch sich der 25-Jährige hinter seinem Verteidiger. Dann beteuerte er: "Ich weiß nicht, was mit mir los war. Ich entschuldige mich". Heute wird der Prozess fortgesetzt.