Mönchengladbach Richter und Staatsanwälte: Unterbezahlt und falsch verstanden

Mönchengladbach · Eigentlich sollte es bei der Podiumsdiskussion während der Landesvertreterversammlung des Bundes der Richter und Staatsanwälte (DRB) in NRW im Haus Erholung darum gehen, ob die Bürger die Justiz genug wertschätzen. Zwar kamen die Beamten zu dem Entschluss, dass das Vertrauen in die Gerichte hoch sei, doch die eigentliche Diskussion ging am Thema vorbei. Am Ende standen vor allem zwei Erkenntnisse: Richter und Staatsanwälte fühlen sich unterbezahlt und vor allem von den Medien falsch verstanden. Das machten sie an einem Artikel der Bildzeitung fest, der zum Mittelpunkt der Diskussion wurde.

 NRW-Justizminister Thomas Kutschaty schlug in seinem Grußwort vor, große Prozesse live zu übertragen. Die Richter fordern bessere Bezahlung.

NRW-Justizminister Thomas Kutschaty schlug in seinem Grußwort vor, große Prozesse live zu übertragen. Die Richter fordern bessere Bezahlung.

Foto: Raupol d

Landesjustizminister Thomas Kuschaty schlug in einem Grußwort vor, große Prozesse live in andere Gerichtsräume zu übertragen, damit viele Journalisten sie verfolgen können. Christoph Frank, der Vorsitzende des Deutschen Richterbundes, lehnt diesen Vorschlag ab. Man müsse sich vielmehr Gedanken über die Besoldung machen. Das fordert auch Christian Friehoff, der Vorsitzende des DRB NRW. "Ich komme mir vor wie auf einem Flohmarkt, wo um jeden Cent gefeilscht wird", sagte er. Die zu geringe Besoldung sei Ausdruck einer zu geringen Wertschätzung.

Zum Mittelpunkt der Diskussion wurde dann aber die Presse. Die Berichterstattung zum Nichtzustandekommen des Loveparade-Prozesses bezeichnete Friehoff als "übergriffig, unsachlich und unterirdisch". Damit meinte er vor allem einen Artikel der Bildzeitung, in dem der Justiz Versagen vorgeworfen wird. Oliver Auster, Redaktionsleiter von Bild NRW, entgegnete: "Justiz muss auch Kritik aushalten können." Dr. Ingo Wolf, Vorsitzender des Rechtsausschusses des Landes sieht das genauso, sagt aber zum konkreten Beispiel: "Das war überzogen." Auch Sebastian Fiedler, Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, unterstützt diese Aussage: "Das mediale Interesse an diesem Fall war nichts Überraschendes."

Am Ende kamen alle Beteiligten zu dem Ergebnis, dass die Justiz ihre Entscheidungen besser erklären muss, damit die Bürger sie verstehen. Aus dem Plenum heraus kritisierte ein Richter noch, dass das Mobiliar in Büros von Staatsanwälten, wie es im Tatort gezeigt werde, nicht der Realität entspreche.

(cli)
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