Mönchengladbach Rheydter wollen ihr Glockenspiel zurück

Mönchengladbach · Lange Jahre ertönte am ehemaligen Gebäude von "Hemden Möller" ein Glockenspiel - bis das Haus umgebaut wurde. Einige Bürger machen sich nun für eine Reaktivierung stark. Doch die Reparatur ist teuer.

 Das alte Glockenspiel soll nach dem Willen vieler Rheydter reaktiviert werden.

Das alte Glockenspiel soll nach dem Willen vieler Rheydter reaktiviert werden.

Foto: Sturm

Für viele Rheydter war es jahrelang unverwechselbar mit dem Marienplatz verbunden, bis sein Klang, der in der Hektik des Alltags ein wenig Beruhigung verbreitete und zum Innehalten einlud, eines Tages nicht mehr über den Platz hallte: Das alte Glockenspiel am ehemaligen Gebäude von "Hemden Möller", in dem heute die Mayersche Buchhandlung untergebracht ist. Über das Errichtungsdatum gibt es zwar keine gesicherten Angaben - ein Wappen am Glockenspiel deutet zumindest auf das Jahr 1956 hin. Sicher ist aber: Seit der ehemalige Rheydter Bürgermeister Hans Möller sein Hemdengeschäft im Jahr 2003 aufgab, ist das Glockenspiel stumm.

Damals erwarb Bauunternehmer Jochen Bücker das Gebäude, baute es um und siedelte im Jahr 2012 die Mayersche Buchhandlung dort an. Durch den Umbau wurde die Sicht auf das etwa vier Meter hohe Glockenspiel von der Stresemannstraße eingeschränkt - und es geriet auch bei vielen Bürgern in Vergessenheit. Hört man sich heute auf der Straße um, müssen viele Passanten entweder lange überlegen oder können sich gar nicht mehr an das Glockenspiel erinnern.

Viele Rheydter vermissen die Melodien, die weithin hörbar gewesen sein sollen, dennoch. Auch Karin Sturm. Die 59-Jährige setzt sich deshalb dafür ein, dass das Glockenspiel reaktiviert wird. "Ich habe vor ein paar Monaten unter dem Namen ,Glockenspiel Rheydt' einen Aufruf auf Facebook veröffentlicht, um zu erfahren, ob es weitere Menschen gibt, die so denken wie ich", sagt Sturm.

Sie erhielt zahlreiche positive Reaktionen. "So etwa 50 bis 60 Menschen meldeten sich. Vor allem Ältere konnten sich noch gut erinnern. Sicher wird es Bürger geben, die keine emotionale Bindung haben, aber heraushebend ist es allemal." Daraufhin wandte sich Sturm an Birte Jürgens und Markus Offermann vom Quartiersmanagement in Rheydt. Die beiden hatten bereits auf der Stadtteilkonferenz im Juni in Aussicht gestellt, sich für eine Reaktivierung des Glockenspiels einzusetzen - möglichst noch vor Weihnachten.

Diese Aussage trieb zunächst auch Karin Sturm in ihrem Bestreben an, sich für eine Reaktivierung starkzumachen. "Ein funktionierendes Glockenspiel würde die Attraktivität des Stadtteils deutlich erhöhen. Heute, wo Heimat einen hohen Stellenwert genießt, würde es zu einer heimatlichen Identität für Rheydt führen." Daher sollte eine Reparatur Sturms Meinung nach auch der Stadtverwaltung ein Anliegen sein - "schließlich kann dies auch Bürger und Gäste von außerhalb in den Stadtteil ziehen."

Mit der Unterstützung des Quartiersmanagements begann Sturm schließlich mit Recherchen, kontaktierte die Hausverwaltung und den Eigentümer des Glockenspiels. "Das ist die ,2+ Wohnungs- und Werbebau GmbH'. Dort ist man einer Reparatur ebenfalls nicht abgeneigt, hat sogar schon ein erstes Angebot eingeholt", berichtet Sturm. Dessen Ergebnis sorgte allerdings für Ernüchterung: Mechanisch funktioniert das Glockenspiel noch, allerdings ist die Steuerung nicht mehr intakt - diese müsste für mehrere tausend Euro erneuert werden.

Daher ist inzwischen auch der zunächst angedachte Wunschtermin zu Weihnachten nicht mehr haltbar. Was auch Karin Sturm schade findet. "Wir hätten uns gewünscht, dass es bis dahin wieder funktioniert, aber es ist mitunter schwierig, Eigentümer und Verwalter zu koordinieren."

Dennoch kommt auch vom Quartiersmanagement Rheydt die Zusage, das Anliegen zahlreicher Bürger nicht aus den Augen zu verlieren. "Wir sind an der Geschichte noch dran", sagt Birte Jürgens. Daher wolle man im Frühjahr 2018 das Thema noch einmal angehen und sehen, was man erreichen könne.

(p-m)
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