Mönchengladbach Rheydter Schule qualifiziert ausländische Pflegekräfte

Mönchengladbach · Josy Lanithottathil hat in Indien sechs Jahre lang in der Pflege gearbeitet, zuletzt in der Kinderabteilung eines Krankenhauses. Ihre Kenntnisse hat sie auch als Lehrerin einer Krankenpflegeschule weitergegeben. "Aber mein Traum war seit vielen Jahren, in einem europäischen Land in der Krankenpflege zu arbeiten. Am liebsten in Deutschland", erzählt die 27-Jährige. Deshalb hat sie in ihrer indischen Heimat am Goethe-Institut Deutsch gelernt, um sich darauf vorzubereiten.

Jetzt lebt sie in Rheda-Wiedenbrück, und beim sich schon jetzt abzeichnenden Pflegenotstand in deutschen Krankenhäuser sollte es doch leicht für sie sein, sofort einen Job zu finden. Ist es aber nicht. Denn auch wenn die Ausbildung, die sie in Indien bekommen hat, gut ist - mit der deutschen ist sie nicht deckungsgleich. Die Inderin könnte eine Anpassungsprüfung machen. Doch ohne eine entsprechende Vorbereitung bestehen diese viele nicht auf Anhieb. Für sie bietet ein Modellprojekt des Schulzentrums für Gesundheitsberufe (SGN) der Städtischen Kliniken und der Johanniter GmbH (Bethesda) eine Möglichkeit, schnell die entsprechenden Voraussetzungen zu schaffen: Gemeinsam mit weiteren 14 in ihren jeweiligen Heimatländern ausgebildeten Pflegekräften wird Josy Lanithottathil im Rheydter Schulzentrum qualifiziert. Die SGN-Projektleiterinnen Sabine Mansmann und Sarah Gabel haben sechs Module entwickelt, die genau auf die Defizite der "Schüler" aus Drittstaaten wie China, Irak und Indien zugeschnitten sind.

Bei Josy Lanithottathil gibt es sprachliche Mängel. Sie kann sich zwar im Alltag ausgezeichnet verständlich machen und spricht dank der Kurse im Goethe-Institut ein gutes Deutsch. Aber in Indien hat sie alle Krankheiten und die entsprechenden Behandlungsmöglichkeiten nur auf Englisch gelernt. Das hilft ihr in einem deutschen Krankenhaus kaum weiter. Da das Modellprojekt beim SGN viel Wert auf Sprachtraining legt, werden die Sprachbarrieren bei der jungen Inderin systematisch beseitigt. "Unser integratives Angebot besteht je zur Hälfte aus fachlicher Schulung und aus Sprachunterricht", sagt SGN-Projektleiterin Sabine Mansmann. Ein Fachgespräch am Ende entscheidet, ob das jeweilige Modul erfolgreich beendet wurde. Und mitunter sind noch andere Probleme zu lösen. "Ich hatte Schwierigkeiten mit meinem Visum. Auch da bekam ich Hilfe", sagt die junge Inderin.

Das SGN macht dieses Angebot NRW-weit, die Nachfrage nach den 15 Plätzen ist groß. Die Qualifizierung hat auch einen Selbstzweck: Denn deutsche Krankenhäuser suchen händeringend Fachpersonal, gut ausgebildete Menschen aus Drittstaaten sind ihnen da hochwillkommen. Finanziert wird das Modellprojekt vom IQ-Netzwerk NRW: Dahinter steht ein Förderprogramm, das Geld aus unterschiedlichen Zuschusstöpfen bereitstellt und Integrationsprojekte unterschiedlicher Träger koordiniert. Das Mönchengladbacher SGN-Konzept ist ein neuer Ansatz.

Mehrere Kräfte, die derzeit in Rheydt qualifiziert werden, stehen vor Anschlussverträgen in Gladbacher Krankenhäusern. Josy Lanithottathil nicht. Sie will in ein Krankenhaus nach Gütersloh.

(biber)
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