Mönchengladbach Respekt vor sich selbst und anderen lernen

Mönchengladbach · Kampfsporttrainer Jonny Brand trainiert eine Gruppe jugendlicher Flüchtlinge. Unterstützt wird das Projekt vom Zonta-Club II.

 Unter Anleitung von Kampfsporttrainer Jonny Brand lernen Mädchen, wie man sich aus dem Griff eines Jungen befreien kann.

Unter Anleitung von Kampfsporttrainer Jonny Brand lernen Mädchen, wie man sich aus dem Griff eines Jungen befreien kann.

Foto: Jörg Knappe

"Jetzt", scherzt Jonny Brand, "dürfen die Mädchen die Jungen verprügeln." Einige der anwesenden Jungen gucken etwas bedenklich, aber der Kampfsporttrainer und ehemalige Weltmeister im Kickboxen hat das natürlich nicht ernst gemeint. Vielmehr üben die Mädchen, sich aus dem Griff eines Jungen zu befreien. Eine Drehbewegung des rechten Arms, ein kurzer Schlag auf den Unterarm des Gegenübers, fertig. Die Nächste bitte.

Drei Mädchen sind in der Trainingsgruppe zusammen mit zehn Jungen. Alle besuchen sie die multikulturelle Klasse der Gemeinschaftshauptschule Dohler Straße, eine Seiteneinsteigerklasse, die von Klassenlehrer Michael Netscher geleitet wird. Sie kommen aus Syrien, Afghanistan, Irak und Marokko. Viele von ihnen stammen aus Ländern, in denen es ein grundsätzlich anderes Männer- und Frauenbild gibt. "Das ist dort eine männerdominierte Kultur", sagt Netscher. "Deswegen ist es wichtig, dass unsere Schüler lernen, wie Jungen und Mädchen, Männer und Frauen respektvoll miteinander umgehen."

Eine Möglichkeit, einen respektvollen Umgang miteinander zu vermitteln und einzuüben, ist das Sportangebot. Die Jungen und Mädchen lernen bei Trainer Jonny Brand die Grundlagen des Kampfsports. "Kickboxen hat in ihren Herkunftsländern meist einen sehr hohen Stellenwert", weiß Netscher. "Die Schüler sind sehr motiviert. Und am nächsten Tag in der Schule sind sie sehr viel entspannter." Genauso wichtig wie das Einüben physischer Abläufe ist Brand aber die Vermittlung der mentalen Basis. "Respekt vor sich selbst, vor dem anderen, vor dem Älteren", zählt er auf. "Aber auch Disziplin und nicht aufzugeben, wenn es mal nicht so läuft." Er hat seine eigenen Methoden, die Schüler zu disziplinieren. "Einmal sollten alle die Schulordnung abschreiben, damit sie die Regeln dann auch beherzigen", erzählt er. Zwei der Schüler kamen ohne die Abschrift zum nächsten Training - sie durften an der abschließenden Boxeinheit nicht teilnehmen. Eine Woche später hatten auch sie die Schulordnung abgeschrieben.

Probleme zwischen Jungen und Mädchen gibt es beim gemischten Training nicht. Sowohl die 13-jährige Wajiha aus Syrien als auch der gleichaltrige Mohamed aus Marokko schütteln den Kopf bei der Frage, ob eine reine Jungen- oder Mädchentrainingsgruppe nicht besser wäre. Nein, sind sie sich einig. Das sei gut so und mache Spaß. "Die Mädchen werden in der Gruppe respektiert", stellt auch der Trainer fest. "Das musste sich etwas entwickeln, aber sie haben sich den Respekt durch ihre Leistung verdient."

Möglich wird das Angebot für die jugendlichen Flüchtlinge durch die Unterstützung des Zonta-Clubs Mönchengladbach II, eines Service-Clubs, in dem sich berufstätige Frauen zusammengeschlossen haben. "Wir möchten durch dieses Projekt das Selbstwertgefühl der Jugendlichen stärken und die Integration in unsere Gesellschaft erleichtern", erklärt Birgitt Maerhofer, die Präsidentin des Zonta-Clubs.

(RP)
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