Mönchengladbach Renate Zimmermanns ist tot

Mönchengladbach · Die frühere Bürgermeisterin und Bezirksvorsteherin starb mit 65 Jahren - und wird der Stadt fehlen.

Dass der liebe Gott sie bald in seiner Nähe haben wollte, kann man nun wirklich verstehen. Und doch wünschte wohl die ganze Stadt, diese unfassbar willensstarke, zupackende und positive Frau würde es ihm ein weiteres Mal ausreden können. Zweimal hatte Renate Zimmermanns das schon geschafft. Vor vielen Jahren überstand sie eine schwere Krebserkrankung. Dann flog sie, anders als ursprünglich geplant, nicht mit der Concorde-Unglücksmaschine. Vor zwei Jahren wurde sie wieder schwer krank. Und trotzte ihrer Krankheit mit großem Kampfgeist Schritt für Schritt Lebensqualität ab. Ende 2015 sah man sie - angeschlagen, aber fröhlich - wieder öfter bei öffentlichen Terminen. Dann kam der Rückschlag, den sie nicht mehr abwehren konnte. Am Sonntagabend ist sie im Alter von 65 Jahren gestorben.

Was ein Verlust nicht nur für die Familie, sondern für die ganze Stadt! Denn Renate Zimmermanns war eine Bürgerin, wie sie das Gemeinwesen so dringend braucht. Als sie manches in der Stadt störte, wollte sie nicht jammern, sondern lieber anpacken. Also ging sie zu Veranstaltungen der CDU. Und stellte fest: "Mein Gott, was die hier bereden, ist so weit weg von mir und von allen normalen Bürgern", erzählte sie einmal im RP-Interview. Und so wurde sie CDU-Politikerin - und machte eine Menge anders.

Taktiererei, Schön- und Über-Probleme-hinweg-Reden gab es bei ihr nicht. Wichtig war ihr, dass die Dinge für die Bürger besser wurden und man sie ihnen vernünftig erklärte. Da musste die Parteidoktrin hinten anstehen. Sie konnte, wenn sie das für richtig hielt, politische Gegner aus vollem Herzen loben. Wenn ihr Posten winkten, sagte sie nicht geschmeichelt sofort zu, sondern fragte erst mal: Was muss ich dafür können? Was wird von mir erwartet? Schaffe ich das? Und lehnte ab, wenn sie nicht überzeugt war. So erklärte sie zur Überraschung vieler früh, dass sie nicht Bezirksvorsteherin Süd werden wollte.

Für eine Quereinsteigerin in der größten Partei der Stadt brachte sie es gleichwohl in kürzester Zeit zu erstaunlichen Weihen. Erst wurde sie als Nachfolgerin von Norbert Bude Bezirksvorsteherin in Odenkirchen. 2009 dann Bürgermeisterin. Repräsentieren tat sie genau, wie sie Politik machte: erfrischend, unverbraucht, uneitel und immer für eine Überraschung gut. Sie konnte ganz mühelos zu unterschiedlichsten Menschen Augenhöhe herstellen und war deshalb auf jedem Parkett gleichermaßen gewandt und authentisch. Bei ihr gab es mehr als abgelesene Grußworte: Wo sie hinkam, war sie offen und wach mit allen Sinnen, energiegeladen, fast begierig, Probleme zu hören - um dann zu helfen, sie zu lösen. Vor vier Wochen bekam die zu Recht hoch Dekorierte noch den Brauchtumspreis in Odenkirchen verliehen. Selbst entgegennehmen konnte sie ihn wegen ihrer Erkrankung schon nicht mehr.

Dass sie den Kampf diesmal verlieren würde, hat sie früh gespürt. Doch sie hat ihn angenommen wie alles in ihrem Leben: mit positiver Energie, Haltung und klarem Kompass.

(RP)
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