Mönchengladbach Reanimation: Drücken bis der Arzt kommt

Mönchengladbach · Die Feuerwehr zeigt, was bei Herzstillstand zu tun ist.

 André Küppers erklärt Hubert Weuthen, wie eine Herzdruckmassage ausgeführt wird.

André Küppers erklärt Hubert Weuthen, wie eine Herzdruckmassage ausgeführt wird.

Foto: Isabella Raupold

Die Passantin kommt mit einem zufriedenen Lächeln aus dem weißen Zelt, das die Feuerwehr Mönchengladbach auf dem Rheydter Markt aufgestellt hat. "Er lebt wieder", sagt sie mit Blick auf die am Boden liegende männliche Gestalt. "Es ist gut, die Handgriffe immer mal wieder zu üben." Derjenige, um den es geht, wurde an diesem Tag nicht zum ersten Mal wiederbelebt. Schon etliche Rheydter haben hundert Mal pro Minute seinen Brustkorb bearbeitet. Gut, dass er eine Puppe ist, sonst müsste man wirklich um seine Gesundheit fürchten.

So aber kann man angstfrei erproben, was bei einem Herzstillstand zu tun ist. Die Puppe ist geduldig, die Instrukteure sind es auch. Erst einmal muss man prüfen, ob derjenige, der da zusammengebrochen ist, bei Bewusstsein ist, atmet oder ein Puls zu fühlen ist. Bei der Puppe ist das - wenig überraschend - nicht der Fall, also den Notruf wählen und schnell mit der Herzmassage beginnen. "Zuerst den Brustkorb freilegen", rät André Küper von der Feuerwehr. "Zu dicke Kleidung behindert die Massage." Dann wird die Mitte zwischen den beiden Brustwarzen gesucht und dort mit beiden Händen gedrückt. Hundert Mal pro Minute und mit Kraft. Ein Gerät zeigt an, ob der Druck stimmt. Wobei gilt: lieber zu stark als zu schwach. "Bei zu starkem Druck bricht eine Rippe, aber das ist nicht so schlimm", sagt Küper. Zu wenig Druck ist fataler. Etwa sechs Zentimeter soll der Brustkorb nach unten gedrückt werden. Und das so lange, bis der Rettungsdienst kommt. Das kann ganz schön anstrengend sein. "Am besten man wechselt sich ab", sagt der Feuerwehrmann. "Dann kann man alle zwei Minuten tauschen." Und so Leben retten, denn die sofortige Herzdruckmassage verdoppelt bis verdreifacht die Überlebenschance bei einem Herzstillstand.

Der Zuspruch ist an diesem Morgen noch etwas verhalten, aber generell ist die Feuerwehr zufrieden mit der Resonanz auf das Angebot, das im Rahmen der bundesweiten Woche der Wiederbelebung stattfindet. "Die meisten wissen, worum es geht, haben aber Angst, etwas falsch zu machen", erklärt Thomas Armborst, in der Abteilung Rettungsdienst der Feuerwehr tätig. "Deshalb sind die Maßnahmen überarbeitet worden, so dass es heute einfacher für den Laien ist, zu helfen." Während die Mund-zu-Mund-Beatmung häufig nicht durchgeführt wurde, weil viele sich ekeln, gibt es bei der Herzdruckmassage, die jetzt im Mittelpunkt steht, keine Hemmschwelle zu überwinden. Mund-zu-Mund-Beatmung sei trotzdem gut, aber überhaupt etwas zu tun, sei wichtiger, sagt André Küper dazu.

Die einschlägige Broschüre rät geschulten Helfern zu Mund-zu-Mund-Beatmung im Verhältnis von dreißig Massagen zu zwei Beatmungen. Zwei Dinge sollten Helfer bei allem Engagement nicht vergessen: erstens den europaweit gültigen Notruf 112 zu wählen, bevor mit der Massage begonnen wird. Und zweitens sich selbst möglichst energisch Unterstützung durch Umstehende zu sichern.

Weitere Informationen zur Reanimation finden sich auf der Internetseite zur "Woche der Wiederbelebung" unter www.einlebenretten.de

(arie)
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