Mönchengladbach Prozess: Mönchengladbacher bestreitet den Mordversuch

Mönchengladbach · Außerdem wirft der Staatsanwalt dem Angeklagten (42) Unfallflucht und gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr vor.

Auf die massiven Anklagevorwürfe des Staatsanwalts reagierte der Angeklagte (42) vor dem Mönchengladbacher Schwurgericht gelassen. Zunächst machte der 42-Jährige Angaben zum familiären Hintergrund. "Früher waren wir, mein Vater und ich, Landfahrer. Wir haben mit Kupferschmiedearbeiten Geld verdient. Doch das ist nicht mehr modern", erklärte der Gladbacher. "Dann kam Gott in mein Leben. Jetzt bin ich Prediger", ergänzte der frühere Landfahrer. Allerdings könne man davon nicht leben. Deshalb sei er Hartz-IV-Empfänger. Danach verlas sein Verteidiger eine Erklärung. Keineswegs habe sein Mandant das getan, was ihm die Anklage vorwirft. Tatsächlich soll er am 28. Juli 2013 in Mönchengladbach auf der Autobahn A 61 den Wagen eines Kölner Teppichhändlers verfolgt haben und dann gezielt seitlich auf das Heck des Fahrzeugs des 40-Jährigen aufgefahren sein. Der Wagen sei dabei ins Schleudern geraten und habe sich überschlagen. Insassen des Fahrzeugs erlitten schwere Verletzungen. Offenbar sind der Angeklagte und der Teppichhändler Mitglieder von zwei verfeindeten Familien. Denn der Prozess wurde gestern durch massiven Polizeieinsatz gesichert.

Von alldem wollte der Angeklagte nichts wissen. An dem Wochenende im Juli 2013 habe er wegen eines Hexenschusses im Bett gelegen. Fragen wollte der 42-Jährige nicht beantworten. Allerdings hatte er gestern seine Lebensgefährtin (42) und deren Sohn (18) mitgebracht. Der Angeklagte sei das ganze Wochenende zu Hause gewesen, bestätigten die beiden Zeugen im Gerichtssaal. Man habe damals den Geburtstag der Mutter des Predigers gefeiert. "Mein Lebensgefährte musste einen schweren Tisch für die vielen Gäste anheben. Danach bekam er Schmerzen und lag am Wochenende nur noch im Bett", erklärte die Zeugin gestern.

Dagegen erinnerte sich der Teppichhändler aufgeregt an den schrecklichen Vorfall auf der Autobahn. "Der ist mir hinten reingefahren. Ich hab mich volle Pulle überschlagen", empörte sich der Kölner. "Ich habe ihn angezeigt. Danach rief der Mönchengladbacher mich jeden Tag an, bot mir viel Geld. Ich sollte die Anzeige zurücknehmen", so der Zeuge. Zugleich gab er zu, damals in Wuppertal drei Polen um Hilfe gebeten zu haben. Sie sollten ihn als Beifahrer zu dem Treffen mit dem Angeklagten begleiten. Mit der Familie könnte es Ärger geben. Die Männer ließen sich darauf ein. Dafür sollte jeder 100 Euro erhalten. Am Ende war es ein 30-jähriger Pole, der auf der Autobahn die schwersten Verletzungen erlitt und 32 Tage im Krankenhaus verbringen musste. Den Fahrer erkannte er allerdings nicht. Die Geschwister des Angeklagten machten vom Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Der Prozess wird mit weiteren Zeugen Anfang Dezember fortgesetzt.

(RP)
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