Mönchengladbach Protestaktion gegen Krankenhausreform

Mönchengladbach · Mitarbeiter des Elisabeth-Krankenhauses und des Bethesda ließen bei der bundesweiten Aktion Luftballons mit Forderungen steigen.

 Luftballons gegen Reformpläne: Die Mitarbeiter des Elisabeth-Krankenhauses ließen aus Protest gegen die Krankenhausreform 140 grüne Ballons mit ihren Forderungen in den Himmel steigen.

Luftballons gegen Reformpläne: Die Mitarbeiter des Elisabeth-Krankenhauses ließen aus Protest gegen die Krankenhausreform 140 grüne Ballons mit ihren Forderungen in den Himmel steigen.

Foto: Isabella Raupold

Bundesweit protestierten gestern tausende Beschäftigte von Krankenhäusern gegen die geplante Krankenhausreform der Bundesregierung. In Mönchengladbach beteiligte sich das Elisabeth-Krankenhaus und das Bethesda an der Aktion. Der Gesetzentwurf sieht unter anderem vor, dass den Krankenhäusern 500 Millionen Euro pro Jahr gestrichen werden. Im Gegenzug gibt es ein Personalförderprogramm von 220 Millionen Euro für Neueinstellungen. Umgesetzt werden sollen die Reformpläne ab 2017. So gibt es umgerechnet Geld für 4400 zusätzliche Kräfte bei gleichzeitiger Kürzung für 10.000 Pflegekräfte. Die Mitarbeiter der teilnehmenden Krankenhäuser ließen zum Protest Luftballons mit Karten steigen, auf denen ihre Forderungen stehen.

"Mit dem aktuellen Mitarbeiterbestand schaffen wir die Arbeit gerade so", sagt Horst Imdahl, Geschäftsführer der städtischen Kliniken Mönchengladbach. Die Kürzungen würden bedeuten, dass frei werdende Stellen nicht neu besetzt werden. Die Patienten in Mönchengladbach bräuchten jedoch keine Angst zu haben, da die Qualität sehr hoch sei. Die Reform sieht nämlich auch vor, dass es für besonders gute Leistungen bei Operationen und Patientenversorgung Zuschläge für die Kliniken gibt. Gleichzeitig gibt es Kürzungen für schlechte Leistungen. So möchte die Bundesregierung eine Vergleichbarkeit zwischen den Krankenhäusern schaffen. Imdahl sieht die vermeintliche Qualitätsoffensive als den falschen Weg. "Es wird ein großer bürokratischer Aufwand geschaffen, der kaum zu leisten ist", kritisiert er.

140 grasgrüne Luftballons mit roten Kärtchen stiegen gestern Mittag an der Muter-Kind-Klinik des Eli auf. Die Mitarbeiter ließen dafür ihre Mittagspause sausen. Sich solidarisch zu zeigen und gemeinsam zu protestieren, war ihnen wichtiger. Auf den roten Kärtchen fordern die Mitarbeiter eine halbe Milliarde Euro Versorgungszuschlag statt deren Streichung, leistungsgerechte Entgelte, die Einstellung von mehr Personal, um mehr Zeit für die Patienten zu haben, höhere Investitionsmittel und kostendeckende Notfallentgelte. Zu der Aktion aufgerufen hatte die Deutsche Krankenhausgesellschaft. Sie befürchtet, dass es langfristig zu Schließungen kommen könnte.

Neben dem Eli hat sich auch das Klinikpersonal des Bethesda an dem bundesweiten Protesttag beteiligt. In ihrer Mittagspause ließen die Angestellten vor dem Haupteingang trotz strömenden Regens ihrem Unmut über die geplanten Änderungen freien Lauf. Ralph Wegener, Vorsitzender der Mitarbeitervertretung des Bethesdas, hält die Sparpläne des Bundesgesundheitsministers Gröhe für wenig zielführend: " Wir wollen unsere Patienten weiterhin adäquat versorgen. Da sind die überzogenen Kürzungen nicht hilfreich." So werden bisher vom Bund für alle Kliniken nur 2,7 Milliarden Euro, statt der notwendigen sechs Milliarden für Investitionen bereitgestellt.

Die Aktion mit den Luftballons und Protestkarten soll die Politiker wachrütteln. Helmut Häfner, Krankenhausdirektor am Bethesda sieht das ähnlich: "Durch die Reformen wird Qualität attestiert, die gar keine ist. Es geht vor allem um Kosteneinsparungen und Effizienz, koste es was es wolle." Die geplanten Reformen könnten das kleinste der Gladbacher Kliniken in Bedrängnis bringen. Häfner schaut trotzdem positiv in die Zukunft: "Die Patienten kommen gerne hier hin, wir haben unsere Spezialisierungen und versuchen diese weiter zu stärken." Die Zukunft wird zeigen, wie fruchtbar das Reformpaket aus Berlin für die Gladbacher Kliniken ist.

(cli)
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