Mönchengladbach Projektraum wird zum Denkmal für Unkultur

Mönchengladbach · Christa Hahn und Petra Wittka zeigen gemeinsame Ausstellung "Objektion" im Projektatelier EA 71 in Eicken.

 Ein ziemliches Durcheinander haben sie im Projektraum EA 71 versammelt: die Künstlerinnen Christa Hahn und Petra Wittka (v.l.).

Ein ziemliches Durcheinander haben sie im Projektraum EA 71 versammelt: die Künstlerinnen Christa Hahn und Petra Wittka (v.l.).

Foto: Jörg Knappe

Sie nennen ihr Kunstprojekt "Objektion". Diesmal fügen Christa Hahn und Petra Wittka dem Titel die Ordnungszahl III an. Um so ihre dritte gemeinsame Ausstellung zu kennzeichnen. Unter Objektion, erklärt Petra Wittka, verstehe man die Tatsache, dass Menschen eigene subjektive Empfindungen auf einen Gegenstand übertragen. Für die Kunst im Allgemeinen bedeutet dies nichts anderes, als dass es letztlich erst der Betrachter ist, der das Kunstwerk mit einer Bedeutung auflädt.

Der städtische Projektraum EA 71 an der Eickener Straße ist karg bestückt. Eine unsichtbare Diagonale trennt den Raum in die Hahn- und die Wittka-Abteilung. "Wir können gut miteinander ausstellen, weil wir so grundverschieden sind", erklärt dazu Christa Hahn.

Christa Hahn zeigt drei Arbeiten aus der Zeit 2009 bis 2014. Ein großer Esstisch liegt umgedreht am Boden. Auf ihm verteilen sich in großem Durcheinander die Verpackungen von Fastfood wie Pizza oder Tiefkühlkost, Teller, Coladosen, Verpackung aus Schnellrestaurants, lädierte Stühle: Hahn baut so eine Art Denkmal für die Unkultur des wichtigen gemeinsamen Essens, das symbolisch unter den Tisch gefallen ist. Mit einem Hirschgeweih und kleinen männlichen und weiblichen Püppchen ironisiert sie Rollen- und Machtverhältnisse. Die älteste Arbeit, ein Video von 2009, das immerfort einen Kreisel zeigt, der sich dreht, umfällt, sich wieder von neuem dreht, bis er umfällt, steht für Hamsterrad-Situationen im Alltagsleben.

Petra Wittkas Arbeit ist abstrakter. 1967 im Allgäu geboren, studierte sie nach einer handwerklichen Ausbildung Lebensmittelchemie, bevor sie 2001 das Studium des Produkt- und Objektdesigns an der Hochschule Niederrhein aufnahm.

Wittka spielt mit unterschiedlichen Materialien: Da ist zunächst ein kleiner Bildschirm, auf dem eine Animation läuft, deren Elemente die Künstlerin im Rechner gezeichnet hat. Hier spielt sich eine kleine Geschichte ab, zu deren Fortgang der Betrachter seine je eigene Vorstellung entwickelt, um dann möglicherweise auf eine andere Spur gesetzt zu werden.

Daneben hängt eine Platte mit kleinen Vasen, die entgegen der herkömmlichen Stellweise gekippt sind. Diese Reihung wiederholt sich am Boden, aufgestellt auf einer Art Teppichfliese. Die Vasen sind aus Baumaterial selbst gegossen, es tauchen auch Sanitärsilikon, Teppichbodenunterlage und weitere Baustoffmaterialien auf. - Gewohnte Erwartungshaltungen unterlaufen und eigene Assoziationen wecken - das ist der rote Faden, den Petra Wittka im Projektraum spinnt.

Die Ausstellung Objektion III im Projektraum EA 71, Eickener Str. 71, ist bis 28. Juni, sa./so. 12-16 Uhr, geöffnet.

(b-r)
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