Mönchengladbach Opernsänger mit lyrischer Stimme

Mönchengladbach · Der "Liedgut-Abend" im Konzertsaal des Theaters bot großartige Leistungen.

Es ist schon bemerkenswert, dass zwei der herausragenden Leistungsträger der derzeitigen "Lohengrin"-Produktion - die Mezzosopranistin Eva Maria Günschmann, die in der begeistert gefeierten Wagner-Oper die faszinierende Ortrud ist, und der umjubelte Lohengrin Michael Siemon - die hohe Kunst des Liedgesangs nicht scheuen. Und das mit beachtlichen vokalen Leistungen, wie der jüngste, mit viel Applaus bedachte "Liedgut-Abend" im Konzertsaal des Theaters bewies.

Im Liederkreis nach Gedichten von Joseph Freiherr von Eichendorff begegnen sich der reinste Romantiker der Musik und der reinste Romantiker der Dichtkunst, wie Michael Preiser, der Initiator der Reihe "Liedgut" und deren immer im Einklang mit den Sängern brillant sekundierender Pianist - anschaulich erläuterte.

Eva Maria Günschmann nahm sich mit ihrem großvolumigen Mezzo, der vom zarten Piano bis zu dramatischen Ausbrüchen über eine farbenreiche Palette verfügt, voller Intensität der zwölf ganz unterschiedlichen Lieder an. Erinnerung und Todesahnung ("Aus der Heimat hinter den Blitzen rot"), die dramatische Ballade von der Hexe Lorelei ("Waldesgespräch"), das Traumbild der Harmonie ("Mondnacht"), einen Ruhepunkt der Gefühle ("Wehmut") oder die befreiende Botschaft von Liebe und Glück in der "Frühlingsnacht", die den wunderschönen Zyklus beschließt: Das und noch viel mehr wusste die Sängerin gültig und mit gewinnender Ausstrahlung zu vermitteln.

Die legendäre Aufnahme von Schumanns "Dichterliebe" mit Fritz Wunderlich und Hubert Giesen war die erste CD, die sich der 17-jährige Michael Siemon kaufte. Sie war mit "schuld" daran, dass der junge Gesangsschüler Sänger wurde. Nun widmete sich Siemon diesem Zyklus nach Gedichten von Heinrich Heine - auch hier war Preiser der kongeniale Mitgestalter am Flügel. Der Tenor, der sich zurzeit am Opernhaus in Meiningen auf seinen ersten Bacchus ("Ariadne auf Naxos")vorbereitet, hat sich trotz der zahlreichen und immer anspruchsvolleren Opernverpflichtungen zum Glück die Geschmeidigkeit, die Beweglichkeit und das angenehm Lyrische seiner Stimme bewahrt. So gestaltete er mit tenoralem Glanz und reicher, dynamischer Differenzierung die oft zwielichtigen Lieder, die die Dichtermelancholie häufig hinter Blumen, Vögeln und romantischen Träumen verstecken.

(oeh)
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