Mönchengladbach Öffentliche WCs: Zu teuer, zu dreckig, zu wenige

Mönchengladbach · Die Stadt wollte sich schon vor Jahren von den öffentlichen Toiletten trennen. Das klappte nicht. Pflege, Instandhaltung sowie Personal kosten weiterhin 170.000 Euro im Jahr. Bürger ärgern sich über stinkende Klos.

 Die öffentliche Toilette auf dem Kapuzinerplatz.

Die öffentliche Toilette auf dem Kapuzinerplatz.

Foto: Ilgner

Friedhof Broich: Maria K.* hat ihre 87-jährige Mutter zum Grab des verstorbenen Ehemanns begleitet. Es ist ein schöner Spätsommertag, der Besuch dauert länger. Dann verspürt die alte Dame ein dringendes Bedürfnis. Tochter und Muter gehen auf die Suche. Ohne Erfolg. Auf dem Dorffriedhof gibt es keine Toilette. Eine Katastrophe.

Friedhof Ohler: Es ist Sonntag, die Familie besucht das Grab der Eltern. Ein Spaziergang durch die Parkanlage schließt sich an. Dann wird eine Toilette benötigt. Die wird auch gefunden, aber die Türe ist verschlossen. Sonntags ist um 15.15 Uhr Schluss. Wer dann mal muss, schaut in die Röhre.

13 städtische Friedhöfe gibt es in der Stadt, elf davon sind mit Toilettenanlagen ausgestattet. Außerdem unterhält die Stadt sieben öffentliche Bedürfnisanstalten - eine auf dem Kapuzinerplatz, zwei im Rheydter Stadtwald, je eine am Stakelberg, im Volksgarten (nur bei Veranstaltungen geöffnet) und in Eicken (allerdings nur an Markttagen zugänglich). Der erhebliche Pflegeaufwand kostet pro Jahr 170.000 Euro. Das hatte die Stadt vor fünf Jahren veranlasst, innerhalb des Haushaltssicherungskonzeptes über Schließungen nachzudenken. Die Verwaltung prüfte, ob Betreiber von Gaststätten und Geschäften bereit sind, die kostenfreie Nutzung ihrer Toiletten durch Nichtkunden zuzulassen. In diesem Fall hätte die Stadt eine Aufwandsentschädigung gewährt. Unter der Bezeichnung "Die freundliche Toilette" wird dieses Modell schon in 60 deutschen Gemeinden und Städten erfolgreich praktiziert. In Mönchengladbach klappte es nicht. "Wir konnten das Reinigungspersonal nicht einfach entlassen", begründet Stadtsprecher Wolfgang Speen. Alles blieb also wie gehabt.

Stefan Wimmers, Vorsitzender des Mönchengladbacher Citymanagements, hatte sich damals für die Idee stark gemacht. Inzwischen meint er: "In den Innenstädten, speziell in Gladbach, hat sich das Problem weitgehend erledigt." Die großen Häuser und nicht zuletzt das Minto böten ausreichend Toiletten - vielfach sogar barrierefrei - an. "Das Problem liegt wohl eher in den Stadtbezirken und auf den Friedhöfen." Wimmers plädiert schon seit Jahren dafür, an den Stellen, wo es nötig ist, selbstreinigende Toiletten aufzustellen, "so wie man sie aus vielen Städten schon seit Jahrzehnten kennt". Wer auch nur einen Blick in die Bedürfnisanstalten am Kapuzinerplatz, unter dem Marktplatz in Rheindahlen oder die "Blechkiste" am Parkplatz des Rheydter Stadtwalds wirft, wird das so schnell nicht vergessen. Eine Zumutung. Vor allem die Toilettenanlage am Stadtwald wird im Sommer zwangsläufig von Familien genutzt, die mit ihren Kindern den Wasserspielplatz besuchen. Da läuft dann auch schon mal die Brühe aus dem "Häuschen" direkt in den Waldboden hinein.

Die Selbsthilfegruppe Inkontinenz am Maria Hilf hat sich immer gegen die Schließung der städtischen Toiletten ausgesprochen. Inkontinenz-Patienten müssen oft stündlich oder in noch kürzeren Abständen die Toilette aufsuchen. Oft schon haben sich die Betroffenen an die Politiker gewandt. Vorzeigbare Erfolge gab es nie. Eine Folge: Inkontinente Menschen vereinsamen, weil sie sich nicht mehr aus dem Haus trauen. * Name geändert

(RP)
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