Serie Was Macht Eigentlich? Ob Schule oder Sport: Fair geht immer vor

Mönchengladbach · Lehrer aus Leidenschaft, Fußballfunktionär mit großem Herz und Engagement für junge Menschen, ein Mann mit Liebe zu Odenkirchen: Rolf Lüpertz' Leben ist seit vier Jahrzehnten vor allem von der Arbeit mit der und für die Jugend geprägt - bis hin zum DFB.

 Buchvorstellung des Heimatvereins Odenkirchen im Burgturm (von links): Manfred Lebbing, Renate Zimmermanns, Rolf Lüpertz, Thomas Driesch, Henny Schulz

Buchvorstellung des Heimatvereins Odenkirchen im Burgturm (von links): Manfred Lebbing, Renate Zimmermanns, Rolf Lüpertz, Thomas Driesch, Henny Schulz

Foto: Ilgner Detlef

Er kann's nicht lassen. Da hatte er sich nach und nach von all seinen Ehrenämtern getrennt, und nun hat er doch schon wieder eins - ein altbekanntes: Rolf Lüpertz ist seit dem 26. August wieder Präsident der Sportvereinigung 05/07 Odenkirchen. Das war er schon mal, von 2002 bis 2007, danach wählten ihn die Mitglieder zum Ehrenpräsidenten. Und nun wieder zum Präsidenten - weil sein damaliger Nachfolger Willi Andermahr aus Altersgründen nicht mehr angetreten ist und sich keiner fand, der die ganze Arbeit machen will - nicht nur für die Fußballabteilung des traditionsreichen Vereins, sondern auch für die Basketballer und Boule-Spieler.

78 ist Rolf Lüpertz inzwischen, und wenn er einmal eine Aufgabe übernimmt, dann richtig. Das war immer so und ist es auch jetzt noch. So hat man ihn kennengelernt, ob beim Fußball bis hin zum allgewaltigen DFB oder vor allem auch an "seinem" Gymnasium in Odenkirchen, dessen Stellvertretender Leiter er war.

 Die höchste Auszeichnung des Landes NRW im Sport, die Sportplakette, gab es 2002 für Rolf Lüpertz und Hockey-Olympiasieger Micki Hilgers aus der Hand von Minister Michael Vesper (von links).

Die höchste Auszeichnung des Landes NRW im Sport, die Sportplakette, gab es 2002 für Rolf Lüpertz und Hockey-Olympiasieger Micki Hilgers aus der Hand von Minister Michael Vesper (von links).

Foto: Detlef Ilgner (1), KN (6)

Dort begann 1966 auch eine außerschulische Laufbahn, die keineswegs vorgezeichnet war. Denn Rolf Lüpertz, frischgebackener Studienrat für Deutsch und Englisch, hatte Fußball allenfalls auf der Straße oder in der Schule gespielt. "Aber dann, ich weiß es noch wie heute, kamen ein paar Jungs aus meiner Klasse, es war die Jahrgangsstufe Sieben, oder die Quarta, wie es damals hieß, zu mir, mit einer Bitte: Ihr Mannschaftsbetreuer bei der SpVg Odenkirchen hatte die Brocken plötzlich hingeschmissen; sie brauchten jemanden, der sie zum Meisterschaftsspiel begleite", erzählt Rolf Lüpertz.

Sein Einwand, dass er zwar seit 20 Jahren alle Spiele Borussias am Bökelberg sehe, aber sonst nicht viel vom Fußball verstehe, half nicht. Die Jungs wollten ihn, und er sagte schließlich zu. Für dieses eine Spiel. "Dann bin ich mit ihnen nach Rheindahlen gefahren." Und dann kam der Schreck am Sonntagmorgen: "Mehr als acht Spieler kamen nicht." Doch Aufgeben gab es nicht, für die Jungs nicht und für den Studienrat auch nicht. Odenkirchen trat auf dem Rheindahlener Aschenplatz an - und gewann 3:2, mit acht Jungs gegen elf Gegner. Die Odenkirchener waren begeistert von ihrem "Coach" und Glücksbringer. Und der hatte plötzlich Spaß am Fußball.

Und eine Aufgabe, die ihn nicht mehr loslassen sollte. Rolf Lüpertz blieb bei "seiner" Mannschaft - und machte eine nun wirklich nicht geplante Karriere als Fußball-Funktionär mit einem klaren Schwerpunkt: Jugend. Aus dem Mannschaftsbetreuer wurde rasch der Jugendobmann im Verein. Es folgten Aufgaben im Fußballkreis, im Präsidium des Fußball-Verbands Niederrhein, beim Westdeutschen Fußball-Verband, schließlich im Ausschuss für Schulfußball des DFB, 21 Jahre lang.

2002 ist Rolf Lüpertz mit der Sportplakette des Landes NRW ausgezeichnet worden: verliehen von Ministerpräsident Wolfgang Clement und übergeben von Sportminister Michael Vesper, für die Verdienste um den Jugendfußball. Es ist die höchste Auszeichnung des Landes im Sport und wird pro Jahr höchstens 20 Sportlern oder Ehrenamtlern zuteil. 2002 war übrigens noch ein Mönchengladbacher dabei, ein Olympiasieger: Micki Hilgers, der unter vielen anderen mit der deutschen Hockey-Nationalmannschaft bei den Spielen in Barcelona Gold geholt hatte.

Der Fußball sorgte für die spektakulären Momente im Leben des Lehrers Rolf Lüpertz - auch an seiner Schule: 1980 wurde das Gymnasium Odenkirchen Bundessieger beim Wettbewerb "Jugend trainiert für Olympia" - mit einem damals 16-Jährigen, der es später zum Fußball-Nationalspieler und Bundesliga-Trainer bringen sollte: Michael Frontzeck. "Micha hatte bis 1979 bei mir im Verein gespielt", erzählt Rolf Lüpertz. "Sein Vater Friedhelm, selbst 1960 mit Gladbach DFB-Pokalsieger, hatte darauf bestanden, dass Micha nicht zu früh zur Borussia ging." Der Triumph der Odenkirchener Schüler 1980 in Berlin ist übrigens bis heute der letzte Fußball-Sieg einer NRW-Schule bei "Jugend trainiert für Olympia". Und Rolf Lüpertz ist ehrlich genug zu sagen, dass die sportliche Linie der Schulmannschaft vor allem von seinem Kollegen und Freund Jochen Schmidt vorgegeben wurde.

Rolf Lüpertz war am Gymnasium Odenkirchen vor allem für seinen Unterricht in den Fächern Deutsch und Englisch zuständig, in den letzten zehn Jahren bis 2002 als Stellvertretender Schulleiter aber auch für das Organisatorische. "Ich habe immer sehr gerne unterrichtet", sagt er. Nebenbei noch an zwei Tagen die Woche am Abendgymnasium des Kreises Viersen und als Pensionär sieben Jahre in Odenkirchen.

Sein Engagement schätzten Kollegen wie Schüler. Dass die Schüler und ihre Eltern bei seiner Verabschiedung, bei der einige Tränchen zu sehen waren, sich für seine Fairness bedankten, hat ihm besonders gefallen. Fairness hat er in der Schule vorgelebt und im Ehrenamt den jungen Fußballern und ihren Betreuern, schon lange, bevor der DFB die Aktion "Fair geht vor" erfand.

(RP)
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