Schauspiel Noah wünscht sich die Sintflut zurück

Mönchengladbach · Weil die Sintflut die geilste Zeit seines Lebens war, will er ein Revival. Bernd Schüren spielt das Ein-Mann-Stück "Comeback für Noah".

Schauspiel: Noah wünscht sich die Sintflut zurück
Foto: Stefan Filipiak

Wenn er die (verborgene) Tür zuknallt, kracht es gewaltig. Wenn er seine Stimme erhebt und ebenso empathisch die Hände, muss sein markerschütterndes Flehen bei "dem da oben" ankommen. Und wenn er die Zuschauer verschwörerisch ins Vertrauen zieht, dann, ja, spätestens dann sind diese mehr als bereit, mit ihm in die Welt zu ziehen, Tickets für die Fahrt auf der Arche 2 zu erwerben (oder zumindest anzuzahlen), um gemeinsam mit ihm die zweite große Sintflut zu überleben. Bernd Schüren ist Noah. Die Sintflut war die geilste Zeit seines Lebens. "Es schüttete wie aus Kübeln - 40 Tage, 40 Nächte lang", brüllt Noah. "Wir waren nass, nass, nass. Wir waren ständig erschöpft." Aber was spielte das schon für eine Rolle? Die Freiheit zu spüren, eins zu sein mit den Elementen: "Das war der ultimative Kick - der Höhepunkt meines Lebens." Das inzwischen wieder seinen gewohnten, also langweiligen Gang geht.

75 Minuten lang ist der Amateur-Schauspieler ganz alleine auf der Bühne. Das Ein-Mann-Stück "Comeback für Noah" fordert alles von ihm. Ein riesig dickes Textbuch hat er auswendig lernen müssen, volle Konzentration ist gefragt. Das muss ihm erst mal jemand nachmachen. Das Publikum, das das Stück im evangelischen Gemeindezentrum Rheindahlen sehen konnte, dankte es ihm. Von Herzen. Ja, er nimmt die Menschen mit, er verlässt die Bühne, tritt in den Zuschauerraum, spricht den einen und den anderen an. Es wird viel gelacht, wenn Noah verrät, dass er seine zweite Arche plant, weil er sicher ist, dass er erneut einen Auftrag von oben erhält. Denn mit seiner Klimawandel-Maschine sorgt der findige Noah dafür, dass Naturgewalten die Erde erschüttern. Er flutet sogar den Petersplatz in Rom. "Das kann dem da oben nicht gefallen, jetzt muss er handeln."

Das Stück von Thomas Rau hat er unter der Regie von Stefan Filipiak einstudiert - monatelang. Bernd Schüren spielt Noah, er ist Noah. "Die Tage auf der Arche waren die einzigen, an denen ich mal Oberwasser hatte", sagt er. Für die Menschen sei die Sintflut eine Katastrophe gewesen, für ihn war sie gigantisch, phänomenal. Leider sei das Vergnügen auf 40 Tage begrenzt gewesen, weil dem da oben die Abwasserrechnung letztendlich zu hoch wurde. Noah musste in sein altes Leben zurückehren, zurück zu Frau und Sofa. Nur in seinem Hobbyraum fühlt er sich halbwegs frei, vor allem, wenn seine Frau das Haus verlassen hat, um einkaufen zu gehen. Dann schwelgt er in köstlichsten Erinnerungen.

Herrlich war das damals, auf der Arche, die er eigenhändig gebaut hatte, erzählt er. Dabei habe er keinerlei Erfahrung mit dem Bauen von Schiffen gehabt, könne nicht einmal schwimmen. Aber er habe sich der Herausforderung gestellt - und obsiegt. Schüren setzt sich die Kapitänsmütze auf den Kopf und richtet Kommandos über das Megaphon an seine imaginäre Mannschaft: Seine Männer sollen ausmisten und füttern, die Giraffen müssen "wegen der niedrigen Deckenhöhe" aufs Oberdeck gebracht werden, und den Bibern müssen umgehend die Zähne gezogen werden, weil die sonst alles kaputt nagen. Köstlich!

Dreimal hat Bernd Schüren mit seinem Stück bereits brilliert. Aber es gibt weitere Aufführungen: am 20. Mai, 20 Uhr, im Gemeindezentrum an der Pastorsgasse in Odenkirchen; am 3. September, 20 Uhr, im Gemeindezentrum Rheydt-West und am 4. November, 20 Uhr, im TIG. Eintritt: 11 Euro. Infos auf der Homepage www.bernd-schueren.de und unter 02161 580623.

(RP)
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