Mönchengladbach NEW senkt den Gaspreis vorerst nicht

Mönchengladbach · Vielerorts geben Versorger und Stadtwerke gesunkene Preise an Kunden weiter. Für Herbst zeichnet sich eine neuerliche Preissenkungswelle ab. Die NEW allerdings will frühestens zum Jahreswechsel nachziehen.

Wer mit Erdgas von der NEW heizt oder kocht, kann sich frühestens im kommenden Jahr auf eine Preissenkung einstellen. In diesem Jahr sei keine Veränderung des Gaspreises mehr geplant, sagte NEW-Sprecherin Christina Achtnich ungeachtet dessen, dass sich bundesweit für den Herbst die nächste Preissenkungswelle bei Versorgern und Stadtwerken abzeichnet. "Wir sehen zum Jahreswechsel eine Chance auf eine Preissenkung, das ist aber nicht nur abhängig von den Beschaffungspreisen, sondern auch von den Netzentgelten", sagte Achtnich. Dieser Posten würde etwa 30 Prozent des Gesamtpreises ausmachen, sei aber erst im Oktober kalkulierbar. Und tendenziell steige dieser Posten, weil die Auslastung durch mildere Winter zuletzt geringer war. Dies könne dafür sorgen, dass sich fallende Beschaffungspreise kaum bemerkbar machten.

Andere Versorger und Stadtwerke ignorieren dies offenbar. Denn der Beschaffungspreis für Erdgas fällt seit dem Jahr 2012 praktisch unaufhörlich. Das nahmen Anfang dieses Jahres 128 Versorger bundesweit zum Anlass und senkten die Verbraucherpreise im Schnitt um drei bis vier Prozent. Eine Reihe von ihnen legt nur wenige Monate später schon wieder nach: Die Rheinenergie in Köln, die Stadtwerke Bonn, die Stadtwerke Bochum, Delmenhorst, Hameln, Essen, Hamm und viele weitere haben in den vergangenen Tagen Senkungen um bis zu 8,8 Prozent für den Arbeitspreis angekündigt. Unterm Strich haben nach Auskunft des Energie-Informationsdienstes etwa die Hälfte aller Gasversorger in Deutschland Preissenkungen von durchschnittlich fünf Prozent in diesem Jahr angekündigt oder schon vorgenommen.

Das hat seinen Grund vor allem bei den Beschaffungspreisen. Die Einfuhr von Erdgas war etwa im Mai 2016 so günstig wie seit Juni 2005 nicht mehr. Das geht aus den Preisindizes des Statistischen Bundesamtes hervor. Die Einfuhrpreise lagen im Mai nur noch bei 71,9 Prozent im Vergleich zum Preisniveau des Basisjahres 2010 (100 Prozent). Seit der Rekordmarke im Mai 2012 von 139,2 Prozent hat sich der Einfuhrpreis also nahezu halbiert. Der Verbraucherpreis hat sich aber bis Dezember vergangenen Jahres praktisch gar nicht verändert. Erst seit diesem Jahr ist Bewegung im Markt. 2012, als der Gaspreis auf Rekordhoch war, hatte auch die NEW reagiert und den Gaspreis um 0,36 Cent brutto pro Kilowattstunde angehoben.

Dass sich seitdem nichts geändert hat, begründet die NEW damit, dass gerade Erdgas mit langfristigen Lieferverträgen eingekauft werde. Da wirken sich kurzfristige Veränderungen kaum aus. Die Verbraucherzentrale NRW hingegen kann das nicht nachvollziehen. "Versorger, die jetzt nicht die Gaspreise senken, sollten gut erklären können, warum sie die sinkenden Beschaffungskosten nicht an ihre Kunden weitergeben", sagt Udo Sieverding, Bereichsleiter Energie der Verbraucherzentrale. "Bislang vermisse ich noch Unternehmen, die zugeben, dass schlecht eingekauft wird."

In der Grundversorgung (NEW Comfort Gas) zahlt eine vierköpfige Familie mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden im Jahr derzeit 1547 Euro, der Arbeitspreis liegt bei 7,16 Cent pro Kilowattstunde. Wer einen Online-Tarif bucht (zum Beispiel NEWgas online12) ist mit 1112,09 Euro Jahrespreis für die vierköpfige Familie schon wesentlich günstiger. Damit liegt die NEW etwa gleichauf zu den Stadtwerken Bonn, die für ihre Tarife nun eine Senkung um 8,8 Prozent angekündigt haben.

(RP)
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