Mönchengladbach Neues Bild für das Museum Schloss Rheydt

Mönchengladbach · Es ist die Innenansicht einer Kirche mit ganz schön viel Leben drin. Bartholomäus van Bassen hat sie gemalt, die Otto-von-Bylandt-Gesellschaft ersteigerte das Bild. Und Restauratorin Anika Schmidt brachte es auf Vordermann.

 Anika Schmidt hat das Gemälde von Bartholomäus van Bassen restauriert. Gestern stellten Museumsdirektor Karlheinz Wiegmann und der Vorsitzende der Otto-von-Bylandt-Gesellschaft, Rolf Keuchen, die Neuerwerbung vor.

Anika Schmidt hat das Gemälde von Bartholomäus van Bassen restauriert. Gestern stellten Museumsdirektor Karlheinz Wiegmann und der Vorsitzende der Otto-von-Bylandt-Gesellschaft, Rolf Keuchen, die Neuerwerbung vor.

Foto: Detlef Ilgner

Zwei Bekannte treffen sich auf den Treppenstufen. Freudig begrüßen sie sich. Ein Bettler hat sich niedergelassen und bittet um Almosen, Auf einem Absatz sitzt ein Mensch und genießt die Ruhe. Ein Hund läuft frei herum. Ein zweiter ist mit der ganzen Familie unterwegs. Auf der Empore unterhalten sich zwei Männer. Zwei Menschen knien vor einem Grab, sie haben die Hände zum Gebet gefaltet. In dieser Kirche ist ganz schön was los, hier spielt sich der Alltag ab. "Das ist typisch für die niederländische Kircheninterieur-Malerei im 17. Jahrhundert", sagt der Museumspädagoge des Museums Schloss Rheydt, Klaus Möhlenkamp. Die Otto-von-Bylandt-Gesellschaft hat in einem Kölner Auktionshaus ein Gemälde des Malers Bartholomäus van Bassen für das Museum Schloss Rheydt ersteigert. Gestern wurde es vorgestellt.

"Das Bild war in einem relativ schlechten Zustand", sagt der Vorsitzende der Gesellschaft, Rolf Keuchen. Deshalb habe man das Kunstwerk "relativ günstig" erwerben können. Die Restauratorin Anika Schmidt hat das Bild gesäubert und in den Originalzustand versetzt. "Ich habe den Firnis abgelöst und die Oberfläche trocken gereinigt", sagt sie. Zudem entfernte sie Übermalungen und Retuschen von einer früheren, nicht ganz so gelungenen Restaurierung. Abschließend hat sie einen neuen Firnis aufgetragen. Drei Wochen lang hat sie an dem Bild gearbeitet, täglich sechs bis acht Stunden.

Es hat sich gelohnt. Das Bild strahlt, alle Beteiligten auch. "Es ist eine perfekte Ergänzung des Gemäldebestandes des Museums, insbesondere seiner Architekturdarstellungen", sagt Museumsdirektor Karlheinz Wiegmann. "Diese Genre-Malerei fehlte uns noch in unserer Sammlung." Hängen wird das neue Bild in einer Reihe mit Kirchen- und Palastinterieurs von Hans Vredeman de Vries (1527 bis 1607) und Sebastian Vrancx (1573 bis 1647). Bartholomäus van Bassen (1590 bis 1652) hat das Bild wohl um 1630 gemalt.

Van Bassen war ein bekannter Architekt. Er war der Stadtarchitekt von Den Haag und Erbauer des Palasts von Friedrich V. von der Pfalz in Rhenen. Schon zu Lebzeiten war er ein sehr erfolgreicher Maler, der sich überwiegend architektonischen Perspektiven und Innenansichten von Kirchen widmete.

Das Bild, das nun zur Sammlung des Museums Schloss Rheydt gehört, zeigt die Innenansicht einer nicht zu identifizierenden Kirche. Im Vordergrund ist eine Renaissance-Architektur zu sehen, die im Hintergrund in ein gotisches Langhaus übergeht. "Es sieht aus, als seien Versatzstücke zusammengefügt worden", sagt Klaus Möhlenkamp. Im Boden des Gebäudes befinden sich Grabplatten, und im Hintergrund ist an einer Säule eine Todestafel zu sehen, die üblicherweise für adelige Verstorbene angefertigt wurden, die nicht in der Kirche ihre letzte Ruhestätte fanden.

In der sakralen Umgebung spielt sich das normale Leben der Menschen - und der Tiere - ab. "Es gibt Gemälde aus dieser Zeit, da hebt auch schon mal ein Hund sein Bein an einer Säule", sagt Möhlenkamp.

(RP)
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