Mönchengladbach Nachwuchs-Domspatzen verzaubern Hermges

Mönchengladbach · In der Pfarrkirche St. Josef in Hermges ist die Krippe noch leer. Maria und Josef aber stehen schon, umgeben von Strohballen und von brennenden Wachskerzen heimelig angeleuchtet, in freudiger Erwartung mitten vorm Altar. Voller Vorfreude sitzen auch all die vielen Menschen in der vollbesetzten Kirche, als das Licht ausgeht, die Säulen im Chor plötzlich rot zu glühen beginnen. Und dann, wie an einer Perlenschnur aufgereiht, spazieren die Regensburger Domspatzen herein und stellen sich hinter der Krippe auf. Vorn die herzigen zehnjährigen Knaben, hinten die Gruppe, die schon als junge Männer durchgeht. Vorn also stehen die Fünft- und Sechstklässler des katholischen Sing-Internat-Gymnasiums, dahinter die Jungen, die gerade aus dem Stimmbruch raus sind. Alle dürfen das Sakko mit dem geschichtsträchtigen Logo tragen - die Domspatzen gibt es noch etwas länger als unsere Stadt Mönchengladbach.

 50 Knaben und eine Frau: Kathrin Giehl (li.) leitet die Domspatzen.

50 Knaben und eine Frau: Kathrin Giehl (li.) leitet die Domspatzen.

Foto: Knappe

In diesem Jahr ist der Nachwuchschor der film- und fernsehberühmten Sänger in Hermges. Zum dritten Mal in Folge hat die Gemeinde auf Vermittlung von Pfarrer Norbert Kaniewski singenden Besuch aus Regensburg, diesmal unter Leitung von Kathrin Giehl. Die Knaben übernachten in Familien der Gemeinde. Alle freuen sich und haben zum Lohn zwei schöne, adventliche Stunden mit den lieblichen Stimmen von der Donau. Ausgezeichnet singen können auch schon diejenigen, die gerade erst ins Gymnasium aufgenommen sind oder erst wieder lernen müssen, mit ihrer nun männlichen Stimme umzugehen.

Kathrin Giehl hat sehr anspruchsvolle Musik ausgewählt: komplizierte Motetten aus dem Barock, bekannte Weihnachtslieder in vier- bis achtstimmigen Sätzen. Alles auswendig, vieles a cappella, manches von zwei Geigen und Continuo begleitet. Die Dirigentin rackert regelrecht, zeigt An- und Abklänge, weist die Vokalfarben, fordert immer wieder höchste Konzentration von ihren gut 50 Schützlingen. Perfektes Abphrasieren, gezirkelte Koordination, genaue Intonation, organisches Abnehmen der Tempowechsel. Da merkt man die tägliche Probenarbeit. Eine Schar von Solisten darf sich hervortun im Laufe des Programms, das gegen Ende auch volksliedhaft oder in populären Harmonien (John Rutter) schwelgt.

Das "O Holy Night" von Adolphe Adam beschließt zuckersüß einen Abend, der in vielerlei Hinsicht aus der Welt fällt. Großer Beifall.

(ark)
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