Mönchengladbach Muttermilch ist das Beste fürs Baby

Mönchengladbach · Ein besonderer Kurs im Krankenhaus Neuwerk bereitet werdende Mütter auf das Stillen ihres Säuglings vor.

 Schwester Renata Veit-Poplawski zeigt werdenden Müttern verschiedene Stillpositionen.

Schwester Renata Veit-Poplawski zeigt werdenden Müttern verschiedene Stillpositionen.

Foto: Detlef Ilgner

Dass Stillen das Beste für das Kind ist, weiß jeder. Dass es Schwierigkeiten geben kann, wird werdenden Müttern von allen Seiten erzählt: Freundinnen, Mütter und Schwiegermütter geben Geschichten zum Besten, das Internet tut ein übriges, um Frauen zu verunsichern. "Frauen machen sich heute viele Gedanken", weiß Schwester Renata Veit-Poplawski, Krankenschwester und Still- und Laktationsberaterin. "Sie vertrauen nicht mehr auf ihr Gefühl." Im Stillvorbereitungskurs erklärt sie den werdenden Müttern, worauf es beim erfolgreichen Stillen ankommt.

Eigentlich geht alles wie von selbst. Die erste Muttermilch nach der Geburt, Kolostrum oder Vormilch genannt, ist nicht nur sehr nahrhaft und ideal an die Bedürfnisse des Neugeborenen angepasst, sie riecht auch wie das Fruchtwasser. "Die Kinder sind schlau", sagt Schwester Renata, "sie finden ihren Weg."

In den ersten vierzehn Tagen nach der Geburt muss sich der weibliche Körper auf das Stillen einstellen. Nach zwei bis fünf Tagen kommt es zum Milcheinschuss, die Muttermilch ersetzt das Kolostrum. "Nach einem Kaiserschnitt kann es ein wenig länger dauern", erklärt die Laktationsberaterin. Grundsätzlich gelte aber, je häufiger das Baby angelegt werde, desto mehr Milch werde produziert. In den Anfangstagen muss sich die Brust aber noch an die neue Aufgabe gewöhnen. Die Brustwarzen können schmerzen. "In den ersten drei Tagen herrscht wirklich eine Ausnahmesituation", sagt Schwester Renata, seit 24 Jahren Krankenschwester. "Mutter und Kind müssen lernen." Die Brustwarzen werden belastet, wenn das Kind nicht richtig angelegt wird. Aber wenn es um die richtige Stillposition geht, helfen die Schwestern der Wöchnerinnenstation gern. Drei Positionen zeigt Schwester Renata den werdenden Müttern im Vorbereitungskurs. "Wenn bei den Positionen abgewechselt wird, entlastet das", erklärt sie. Spätestens nach vierzehn Tagen hat sich alles eingespielt. Ob sie auch im Schlafzimmer stillen könne, will eine Teilnehmerin wissen, eine Freundin habe abgeraten. Klar doch, sagt Schwester Renata und zeigt an den Babybetten in der Klinik, dass sie genau dafür konstruiert wurden. "Kinder sind abends oft unruhig, weil sie dann mehr Hunger haben als tagsüber", erzählt sie. "Dann kann man ruhig öfter und länger stillen." Manchmal hat die Unruhe auch andere Gründe. Aber auch dann hilft der Körperkontakt. "Das Baby auf die nackte Haut zu legen, beruhigt meist", weiß die erfahrene Krankenschwester. Babys, die gestillt werden, bekommen im Krankenhaus erst mal keinen Schnuller und auch kein Fläschchen. "Wir wollen sie nicht verwirren, denn daran saugen sie anders", sagt Schwester Renata. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, Babys sechs Monate ausschließlich zu stillen, danach wird beigefüttert. Die Muttermilch stellt nicht nur die notwendigen Nährstoffe bereit, sie stärkt auch das Immunsystem und beugt Allergien vor. Allerdings gibt es Fälle, in denen vom Stillen abgeraten wird: bei regelmäßiger Medikamenteneinnahme beispielsweise oder bei einigen Krankheiten. Die Teilnehmerinnen des Stillvorbereitungskurses, der zum ersten Mal stattfand, gehen informiert und locker an die bevorstehende Aufgabe heran.

(RP)
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