Mönchengladbach Mutter mit vier Kindern lebt in Container

Mönchengladbach · Weil der Vermieter es versäumt hatte, einen Antrag auf Nutzungsänderung zu stellen und auch keine Stromzähler installierte, musste Familie Simbo raus aus ihrer Wohnung. Jetzt lebt sie in einer Notunterkunft auf 20 Quadratmetern.

 Familie Simbo mit Manassè (16), Mutter Marie-Jeanne Simbo, Emmanuel (11) und Dan-Elle (10). Die Tochter war zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht zu Hause. Sie alle warten sehnsüchtig auf ein neues Zuhause.

Familie Simbo mit Manassè (16), Mutter Marie-Jeanne Simbo, Emmanuel (11) und Dan-Elle (10). Die Tochter war zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht zu Hause. Sie alle warten sehnsüchtig auf ein neues Zuhause.

Foto: Jörg Knappe

Stellen Sie sich vor, Sie kommen nach Hause, und dürfen aus heiterem Himmel und unverschuldet nicht mehr in ihrer Wohnung leben. So etwas gibt es nicht? Doch, genau das musste eine Mutter mit ihren vier Kindern erleben.

"Wir kamen nach Hause und hatten keinen Strom mehr", erzählt Marie-Jeanne Simbo. "Wir haben noch bis nach 22 Uhr gewartet, aber er kam nicht wieder. Als wir nachgefragt haben, sagte man uns, wir sollten schauen, dass wir ein paar Tage bei Bekannten unterkommen." Das war im Februar, mittlerweile steht fest, dass sie in ihre Wohnung nicht mehr zurück können. Notdürftig untergebracht sind sie in einem Container in einer Übergangs-Unterkunft, welche seinerzeit für Flüchtlinge eingerichtet wurde.

Kaum mehr als 20 Quadratmeter mit fünf Personen, Privatsphäre bleibt da keine mehr. Zwei Stockbetten zu "Doppelbetten" zusammen geschoben und eine Pritsche, so lebt die Mutter mir ihren Kindern zwischen zehn und 16 Jahren: drei Jungen und ein Mädchen. Für den elfjährigen Emmanuel ist die Situation besonders schlimm, denn er ist Autist und hat obendrein noch seinen besten Freund verloren, einen kleinen Matheser-Hund, den die Familie nicht in ihren Container mitnehmen durfte.

Seit über 20 Jahren ist Familie Simbo mittlerweile in Deutschland, die Kinder sind alle hier geboren. Bis Oktober lebten sie noch in Baden-Württemberg, voll integriert mit vielen Freunden und Bekannten. Dann kam der Umzug, da Emmanuel einen Platz an der Hephata-Schule in Mönchengladbach zugeteilt bekam. Sie fanden trotz des angespannten Wohnungsmarktes eine Vier-Zimmer-Wohnung, ruhig gelegen, perfekt für den autistischen Emmanuel und die anderen drei Kinder. Leider nur von kurzer Dauer.

Anfang Februar wurde die Wohnung erst beschlagnahmt, dann sogar versiegelt. Der Vermieter hatte es leider versäumt, einen Antrag auf Nutzungsänderung für gemachte Baumaßnahmen einzureichen. Und er hatte auch keinen Stromzähler installiert. Alles in allem waren und sind die Räume in einem desolaten Zustand und dadurch unbewohnbar. Neben dem einfach abgezapften Strom gibt es auch erhebliche Sicherheitsmängel. Die Stadt Mönchengladbach teilte dem Vermieter daraufhin mit, dass die Wohnungen so nicht weiter genutzt werden dürften und er die drei Familien mit insgesamt 19 Personen anderweitig unterzubringen habe. Da dies nicht geschah, schaltete sich die Stadt ein, um für eine Notunterkunft zu sorgen.

In dieser Notunterkunft leben zwei der drei Familien bis heute. Eine adäquate Unterbringung, zu welcher der Vermieter eigentlich verpflichtet ist, sieht anders aus. Alle Bemühungen, selbst eine passende Wohnung zu finden, schlugen fehl. Auch die Stadt konnte noch nicht helfen. Nicht nur die Kinder leiden sehr unter der Situation, fehlende Privatsphäre, kein eigenes Bad, keinerlei Rückzugsmöglichkeit, rund um die Uhr auf engstem Raum zusammen. Ihre Möbel und ein großer Teil ihrer privaten Habseligkeiten befinden sich nach wie vor in der beschlagnahmten Wohnung, ihr Hund wartet sehnsüchtig bei Bekannten darauf, wieder zu seiner Familie zurückkehren zu können. Besonders Emmanuel wartet auf seinen vierbeinigen Freund. Deshalb hofft die Familie inständig, bald eine neue geeignete Wohnung beziehen zu können.

(kaku)
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