Mönchengladbach Mondschein und Abendfrieden

Mönchengladbach · Der Düsseldorfer Männerchor "Globus Vocalis" führte Hermann Große-Schwares "An den Mond" erstmals in Mönchengladbach auf. Das Konzert in der Citykirche mit Zugaben war zum Dahinschmelzen.

 Man durfte staunen über die individuelle Klasse der Solisten - bei gleichzeitig perfekt austariertem Chorklang beim Auftritt von "Globus Vocalis" in der Citykirche.

Man durfte staunen über die individuelle Klasse der Solisten - bei gleichzeitig perfekt austariertem Chorklang beim Auftritt von "Globus Vocalis" in der Citykirche.

Foto: Knappe

Hermann Große-Schware sitzt still und stolz und lauscht in der vorderen Reihe. Auf den Stufen zum Chor der Citykirche singen die Männer des Vokalensembles "Globus Vocalis" seine Komposition "An den Mond". Erstmals in seiner Heimatstadt Mönchengladbach ist das knapp drei Minuten lange Stück zu hören, mit dem der große, inzwischen in Ehren weiß gewordene Komponist vor zwei Jahren beim Wettbewerb des Chorverbandes NRW den zweiten Preis gewinnen konnte. "Von Zeit zu Zeit schreibe ich noch für Wettbewerbe. Für Chor oder Klavier, wenn mich die Ausschreibung reizt. Es ist das Hobby meines Alters", erzählt der 84-Jährige nach dem Konzert, bei dem sein Stück vom Publikum in der gut besetzten Citykirche begeistert aufgenommenen wurde. Dabei ist die Musik nicht leicht zu hören. In komplexer Sechsstimmigkeit führt sie den Lobgesang eines unbekannten Autors an den Mondschein mehr an tonalen Zentren vorbei, schafft dissonant enge, sich wankend beschleunigende, manchmal gespreizte, erst am Schluss in satter, ernster Harmonie sich auflösende Klänge. "Erst nach Abschluss der Partitur dachte ich an eine Nachtwanderung in Kärnten zurück. Der Mond erzeugte eine märchenhafte Gleichzeitigkeit von Dunkel und Helligkeit", erinnert sich Große-Schware.

Globus Vocalis, das aus Mitgliedern des Opernchores der Düsseldorfer Rheinoper zusammengesetzte Ensemble, ließ in seiner Interpretation jedenfalls keine Wünsche offen. Sein Leiter Ortwin Rave hat die sämtlich professionell ausgebildeten Stimmen zu einem äußerst homogenen Chor geformt, der in der Citykirche eine gute halbe Stunde lang Kostproben aus seinem breiten Repertoire gab. John Rutters "Down by the sally gardens" machte den sanften, in melancholischem Wohlklang badenden Anfang. Faszinierend vielgestaltig erklangen im zweiten Teil Volkslieder aus den Ländern, aus denen die Mitglieder von Globus Vocalis stammen. Ortwin Rave hat das Chor-Arrangement seinen solistisch vortragenden Kollegen eigenhändig auf die Stimme geschrieben. Dem russischen Bassist ein Wiegenlied; drei Sängern aus Korea eine folkloristische Weise; dem Tenor aus Costa Rica ein Theken-Lied, bei dem der Sänger auch sein Schauspieltalent ausleben durfte. Und so fort. Man durfte staunen über die individuelle Klasse der Solisten - bei gleichzeitig perfekt austariertem Chorklang. Zugaben ließen ein Minnelied von Walter Rein und Schuberts "Abendfrieden" erklingen. Zum Dahinschmelzen.

(kau)
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