Mönchengladbach Gladbacher bei Menschenkette gegen Tihange

Mönchengladbach · Vertreter aus Rat und Verwaltung sowie Bürger machten mit bei der länderübergreifenden Menschenkette gegen belgische Reaktoren.

 Eine von mehreren Gruppen aus Mönchengladbach, die gegen die maroden Atomkraftwerke Tihange 2 und Doel 3 eine Menschenkette bildeten. Menschen aus mehr als 80 Kommunen kamen in Belgien zusammen.

Eine von mehreren Gruppen aus Mönchengladbach, die gegen die maroden Atomkraftwerke Tihange 2 und Doel 3 eine Menschenkette bildeten. Menschen aus mehr als 80 Kommunen kamen in Belgien zusammen.

Foto: Wilms-Adrians

Ein Super-Gau kennt keine Landesgrenzen. Sollte es in Tihange zum Störfall kommen, wären Nordrhein-Westfalen und damit Mönchengladbach unmittelbar betroffen. Darum setzte eine Delegation aus der Vitusstadt ein klares Zeichen. Vertreter aus Rat und Verwaltung sowie Privatpersonen beteiligten sich am Protest gegen die Risiko-Atomkraftwerke Tihange 2 und Doel 3. Die länderübergreifende Initiative "Kettenreaktion Tihange" hatte aufgefordert, eine 90 Kilometer lange Menschenkette von Tihange über Liège und Maastricht bis nach Aachen zu bilden.

Geschätzte 50.000 Demonstranten folgten dem Aufruf. Umweltdezernent Gregor Bonin und Barbara Weinthal, Fachbereichsleiterin Umwelt, zählten zu denen, die einen der drei eigens eingesetzten NEW-Busse zum vereinbarten Standort in Saint Nicolas direkt bei Lüttich nutzten. "Dass ich in meinem Leben einmal an einer Anti-Atomkraftdemonstration teilnehmen würde, hätte ich nie gedacht. Doch egal, welche Position jemand einnimmt - den möchte ich sehen, der sagt: ,Lasst doch einen Pannenreaktor am Netz'. Das ist sicher ein innenpolitisches Thema von Belgien, das aber viele Menschen betrifft. Darum halte ich es für wichtig, hier ein Zeichen zu setzen", sagte Ratsmitglied und Umweltausschuss-Vorsitzender Martin Heinen (CDU) auf der Hinfahrt.

In Saint Nicolas angekommen, schob sich der Bus durch enge Gassen, so dass die Passagiere um Heinen bald den Fußweg durch die Berg- und Tallandschaft des Ortes bevorzugten. Am Checkpunkt gab es für die Ankommenden thematisch bedruckte Bänder, um Lücken zu überbrücken. Denn für die anvisierte Streckenlänge von 90 Kilometern hätten 60.000 Demonstranten kommen müssen.

Die Teilnahme war im Vorfeld nach Wohnorten organisiert worden. Gladbacher und Mitstreiter aus dem Kreis Viersen und Rhein-Kreis-Neuss trafen sich am Kilometer 24. Hier stießen sie auf OB Hans Wilhelm Reiners (CDU) und Bürgermeister Ulrich Elsen (SPD).

 Auch Grünen-Politiker Gerd Brenner protestierte.

Auch Grünen-Politiker Gerd Brenner protestierte.

Foto: Wilms-adrians

"Das ist ganz einfach ein starkes Signal für unser Anliegen. Als Stadt haben wir uns der Klage gegen die Atomkraftwerke angeschlossen. Das war die politische Arbeit. Heute ist dies ein Zeichen der Menschen, die betroffen sind. Entscheidend ist nicht, dass die Kette lückenlos ist, sondern dass viele Menschen auf der Straße sind", sagte Reiners. Er war morgens noch beim Radrennen mitgefahren und daher mit dem Auto angereist.

Bürgermeister Ulrich Elsen, eingehüllt in eine gelbe Anti-Atomkraft-Fahne, betonte: "Man kann nicht nur Resolutionen verfassen. Wir fühlen uns hier gefährdet, und das muss man auch zum Ausdruck bringen." Reiners und Elsen reihten sich ein, verlängerten wie ihre Mitstreiter die Armlänge um die Streckenbänder und harrten in der Stellung geduldig eine halbe Stunde aus.

 Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners (linkes Foto, im Vordergrund) war mit seiner Frau Silvia mitgefahren. Das rechte Foto zeigt den Umweltausschuss-Vorsitzenden Martin Heinen (r.).

Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners (linkes Foto, im Vordergrund) war mit seiner Frau Silvia mitgefahren. Das rechte Foto zeigt den Umweltausschuss-Vorsitzenden Martin Heinen (r.).

Foto: Wilms-Adrians

Die Stimmung unter den Protestlern war entspannt, vom gemeinsamen Ziel über Parteigrenzen hinweg geprägt. "Wir sollten unseren Part mit großem Applaus beenden", gab Reiners die Losung vor, die zunächst von Bert Lingen und dann die mit der Straße ansteigende Menschenkette hoch weitergetragen und gerne umgesetzt wurde.

 In Saint Nicolas waren die Gladbacher Demonstranten gut zu erkennen: Gregor Bonin trug das MG-Wappen, Bert Lingen die Deutschland-Fahne.

In Saint Nicolas waren die Gladbacher Demonstranten gut zu erkennen: Gregor Bonin trug das MG-Wappen, Bert Lingen die Deutschland-Fahne.

Foto: Marin Heinen

Trotz der guten Beteiligung von allein weit mehr als 150 Mönchengladbachern ließ sich die Reihe in Saint Nicolas nicht lückenlos schließen. Der Standort galt allerdings bereits im Vorfeld als kritisch. Anwohner blieben fern, Autofahrer fielen teilweise durch überhöhte Geschwindigkeit auf. Nicht nur Barbara Weinthal war diese Form der Ablehnung aufgefallen. Doch sie war froh, dass die Mönchengladbacher parteiübergreifend Einsatz gezeigt hatten. Sie ist überzeugt, dass dies der Verwaltungsarbeit zugutekommt.

Bonin trug das auf Textil gedruckte Wappen von Mönchengladbach wie einen Umhang. Er betonte auf der Heimfahrt: "Es ist ein gutes Zeichen, dass viele aus Mönchengladbach vertreten waren. Auf kommunaler Ebene können wir oft nur beobachten. Das gemeinsame Auftreten aber schweißt im Denken zusammen und verschafft Eindruck. Jeder, der heute dabei war, ist ein Multiplikator, um Diskussionen anzuregen. Das ist ein gutes Zeichen für den Blick nach vorne".

Die Grünen und die Linke hatten ebenfalls Busse gechartert und beteiligten sich an der Menschenkette.

(anw)
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