Mönchengladbach "Ziemlich beste Freunde" helfen überall

Mönchengladbach · Weil sie selber ein pflegebedürftiges Kind hat, gründete Tanja Klüttermann ihren eigenen Pflegedienst. Mittlerweile hat er 100 Mitarbeiter - und beschränkt sich nicht auf medizinische Versorgung, sondern kümmert sich auch um Soziales.

 Das Team um Geschäftsführerin Tanja Klüttermann (Bildmitte, sitzend) operiert von der Hohenzollernstraße aus.

Das Team um Geschäftsführerin Tanja Klüttermann (Bildmitte, sitzend) operiert von der Hohenzollernstraße aus.

Foto: Ilgner

Es sollte eigentlich ein ganz normaler Familienurlaub auf Mallorca werden. Doch dann änderte sich das Leben der Familie Klüttermann von einer Sekunde auf die andere. Nach einem Autounfall auf der Insel war ihr Sohn Jan querschnittsgelähmt und musste langzeitbeatmet werden. Wieder zuhause angekommen, war die Familie auf einen Pflegedienst angewiesen und machte gute und schlechte Erfahrungen. "Wir haben darüber nachgedacht, einen eigenen Pflegedienst zu gründen, und die Idee schließlich mit einigen Leuten, die zu unserem Team geworden waren, umgesetzt", erzählt Tanja Klüttermann. Das war vor drei Jahren. Inzwischen hat ihr Pflegedienst mit dem Namen "Ziemlich beste Freunde-Pflege" rund 100 Mitarbeiter.

Der Name ist Programm. Tanja Klüttermanns Pflegedienst kümmert sich nicht nur um medizinische Dinge, sondern auch um soziale. So sollen die Eltern und Angehörigen entlastet werden. "Wenn sich alles nur um das pflegebedürftige Kind dreht, kommen die Geschwister zu kurz und sie werden Schattenkinder", erklärt sie. Das möchte ihr Pflegedienst verhindern. Auch sie hat zwei Kinder und muss darauf achten, dass sie beiden gerecht wird. "Wir wissen, wie sich die Familien fühlen und wie es ihnen geht. Das hilft uns bei unserer Arbeit", sagt Klüttermann.

Anders als viele andere Pflegedienste sind ihre Mitarbeiter nicht nur wenige Minuten beim Klienten, um ihn zum Beispiel zu waschen und anzuziehen. Ihre Mitarbeiter sind zwischen sechs und 24 Stunden vor Ort. "Uns ist es wichtig, dass unsere Klienten am Leben teilnehmen", sagt Tanja Klüttermann. Deshalb verstehen sich ihre Mitarbeiter nicht als klassische Pfleger, sondern als Lebensbegleiter. "Wir versuchen, unseren Klienten ein ganz normales Leben zu ermöglichen", sagt sie. Dazu gehören neben Kindergarten und Schule auch Ausflüge, Besuche auf Spielplätzen, Hausaufgabenhilfe und sogar Urlaube. Damit die Pflegebedürftigen nicht ständig andere Menschen um sich haben, hat jeder Klient sein eigenes Team. Das schafft Vertrauen und die Mitarbeiter kennen die Bedürfnisse.

Damit dieses Ziel erreicht wird, stellen sich die Pfleger zuerst den Familien vor. Stimmt die Harmonie, wird mit der Arbeit begonnen. Obwohl das Unternehmen kaum Werbung betreibt, hat sich das Angebot rundgesprochen. "Unsere Klienten kommen aus einem Umkreis von rund 50 Kilometern", sagt Tanja Klüttermann. Den Namen des Pflegedienstes hat eine Mitarbeiterin vorgeschlagen.

Da der Großteil der Klienten Kinder und Jugendliche sind, ist die Arbeit mit ihnen selbstredend besonders sensibel und anspruchsvoll. "Kinder muss man schon einmal motivieren. Da geschieht immer auf einer spielerischen Ebene", sagt Tanja Klüttermann. Am Ende geht es immer um eines: Die Klienten und ihre Familien sollen sich wohlfühlen.

(cli)
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