Mönchengladbach Würdiger Abschluss für "Fine Art Jazz"

Mönchengladbach · Ein echter musikalischer Leckerbissen tröstete die Besucher über die Nachricht hinweg, dass die Reihe "Fine Art Jazz" in Mönchengladbach eingestellt wird.

 v. l.: Uli Datler, Clemens Sainitzer, Christoph Pepe Auer und Gregor Hilbe spielten im Theater im Gründungshaus.

v. l.: Uli Datler, Clemens Sainitzer, Christoph Pepe Auer und Gregor Hilbe spielten im Theater im Gründungshaus.

Foto: Detlef Ilgner

Es gibt Abende im Leben eines Kulturjournalisten, die halten unschöne Überraschungen bereit. Durch die unfallbedingte Vollsperrung einer Autobahn die ganze erste Hälfte eines Konzertes zu verpassen, ist schon selten und schlimm genug. Doch dann vor Ort mehr oder minder abgehetzt angekommen, auch noch aus dem Munde des Veranstalters erfahren zu müssen, dass eine liebgewonnene Reihe, die so manchen musikalischen Schatz aus den internationalen Weiten der Jazz-Welt nach Mönchengladbach geholt hatte, eingestellt wird, ist wahrlich betrübend. Fine Art Jazz - von Public Jazz Events - wird es in Zukunft in Mönchengladbach nicht mehr geben. Ein großer Verlust für alle Jazzfans, die gerne einen Blick über den niederrheinischen Tellerrand geworfen haben.

Doch das letzte Konzert im Theater im Gründungshaus (TiG) sollte noch einmal eindrucksvoll unter Beweis stellen, wie vielseitig und bunt die musikalischen Leckerbissen sein können, die Susanne Pohlen und Bernd Zimmermann in die Stadt holen. Mit dem Österreicher Christoph Pepe Auer - Bassklarinettist, Saxofonist und Bezwinger so mancher instrumentalen Kuriosität, doch dazu später mehr - und seinem Ensemble, bestehend aus Uli Datler an den Tasten, Gregor Hilbe (Schlagzeug) und Clemens Sainitzer am Cello, wurde es einmal mehr richtig kreativ, musikalisch anspruchsvoll und nicht zuletzt, mit einem guten Schuss Humor, absolut unterhaltsam.

Zudem - wie passend als Abschied - demonstrierte man lokale Verbundenheit durch einen Gastauftritt der jungen und äußerst talentierten Mönchengladbacher Saxofonistin Joana Belomo, die zusammen mit ihrem Lehrer Nicolas Simion eindrucksvoll mit Auer die Bühne des TiG musikalisch befeuerte. Doch klangästhetisches Feuer hatte es auch schon davor gegeben.

Auer und seine Band spielen einen vielschichtig durch moderne, ja postmoderne, Einflüsse durchdrungenen, eng im Zusammenspiel verdichteten Sound, der sowohl rhythmisch als auch harmonisch starke Spannungen aufzubauen weiß. Atemberaubend hierbei die Kunst des Drummers Hilbe, wie auch der überaus kreative und musikalisch stilbewusste Umgang Sainitzers mit seinem Cello.

Durch diese schöne Mixtur entsteht ein neugierig machender Klang, den Auer wie gesagt gerne mit so manchem musikalischen Kuriosum würzt. Ob als Zugabe ein eigens aus Plastik angefertigtes Spezialinstrument, quietschbunt wie ein Kinderspielzeug, Glockenspiele oder auch ein Lamellofon (Daumenklavier) - Christoph Pepe Auer liebt es, mit Instrumenten zu experimentieren, sie spielerisch in die Musik einzuflechten. Aber auch musikintrinsisch mag er das Kuriose, arbeitet so manchen Pop-Song geschickt in sprühende Jazz-Kunst um. Dabei ist er ohne Zweifel zunächst und zu allererst ein beeindruckend virtuoser Bläser. Doch auch ein Entertainer.

Ein wahrhaft schöner Abschluss für Fine Art Jazz in Mönchengladbach.

(laki)
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