Kritik an Werbe-Plakat Mönchengladbach will nicht autofreundlich sein

Mönchengladbach · Oberbürgermeister Reiners hat ein Plakat des Gladbacher Citymanagements heftig kritisiert, auf dem die Innenstadt als autofreundlich beworben wurde. Die Händler verstehen nicht, warum Erreichbarkeit neuerdings schlimm sein soll.

 Stau auf der Bismarck- und Erzbergerstraße: Zum verkaufsoffenen Sonntag kommen regelmäßig viele Besucher in die Innenstadt. Die müssen auch irgendwo parken.

Stau auf der Bismarck- und Erzbergerstraße: Zum verkaufsoffenen Sonntag kommen regelmäßig viele Besucher in die Innenstadt. Die müssen auch irgendwo parken.

Foto: Archiv

Zu ihrem letzten verkaufsoffenen Sonntag vor zwei Wochen warb das Gladbacher Citymanagement auf Plakaten und in einer Anzeige mit dem Zusatz "Mönchengladbach, die autofreundliche Stadt. Über 10 000 Parkplätze rund um die Hindenburgstraße." Das tut der Zusammenschluss der Gladbacher Händler seit vielen Jahren.

Doch jetzt ist die Frage plötzlich zum Politikum geworden. Denn auf dem Plakat stand auch das Logo der städtischen Marketinggesellschaft MGMG. Der Werbespruch, in Verbindung mit der Stadt, störte Politiker gleich mehrerer Parteien derart massiv, dass sie erst im Internet über den Slogan herzogen und ihn schließlich in der jüngsten Ratssitzung zum Thema machten. Die Autovorrang-Politik früherer Zeiten müsse ein Ende haben. Reinhold Schiffers (SPD) fragte Oberbürgermeister Reiners offiziell, ob er veranlassen könne, das mit derartigen Zuschreibungen künftig nicht mehr im Namen der Stadt geworben werde. Der antwortete, er habe das bereits getan.

Tatsächlich hat Reiners die Marketinggesellschaft angewiesen, nicht mehr in diesem Sinne zu werben. Die hat das Plakat zwar gar nicht in Auftrag gegeben, sondern wird nur als Unterstützer des Citymanagements mit genannt. Geschäftsführer Peter Schlipköter erklärt aber diplomatisch: "Der Slogan ist sicher nicht mehr so ganz zeitgemäß."

Das sehen indes die Händler, die Kunden in die Stadt locken wollen, etwas anders. "Die gute Erreichbarkeit ist definitiv ein Vorteil unserer Stadt. Von jeder Autobahnabfahrt ist man schnell in der Innenstadt und findet auch noch einen kostengünstigen Parkplatz", sagt Eduard Felzen, Geschäftsführer des Elektronikmarkts Saturn. Er freue sich über jeden Kunden, egal, wie er in die Stadt kommt. Aber nicht alles, was er bei Saturn kaufe, könne er auf dem Rad oder mit dem Bus mitnehmen. Das sieht auch Steffen Siewert, Geschäftsführer des Kaufhof, so. Erreichbarkeit mit dem Auto und öffentlichem Nahverkehr sei wichtig für den Handel. "Ich halte nichts davon, dem Kunden vorzuschreiben, wie er zu uns zu kommen hat", sagt der Kaufhof-Chef. In den Kaufhof können sich Kunden auch die im Online-Shop bestellten Pakete liefern lassen und von dort aus mit nach Hause nehmen. "Da ist unser Parkplatz direkt an der Filiale ein echtes Argument", sagt Siewert.

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Foto: Reichartz,Hans-Peter

Jan Kaiser, Regionalreferent des Einzelhandelsverbands, sagt, viele Mönchengladbacher Händler seien stolz auf die guten Parkmöglichkeiten. Vergleichbares hätten nicht alle Einkaufsstädte zu bieten. Stefan Wimmers, Vorsitzender des Citymanagements, der das Plakat zu verantworten hat, hofft, dass bei allem richtigen Bemühen, den Radverkehr in der City zu fördern, dies nicht zu Lasten des Autoverkehrs gehe. "Die Händler brauchen beides", sagt Wimmers. Darum hat er vorgeschlagen, unter die Plakate für den nächsten verkaufsoffenen Sonntag "Die auto- und fahrradfreundliche Stadt" zu schreiben. Das fand aber auch nicht die Zustimmung aller Mitredenden. Mönchengladbach sei doch noch gar nicht richtig fahrradfreundlich. Darum steht unter dem Plakat nun vorsichtshalber weder was von Autos noch von Fahrrädern.

(RP)
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