Bestseller-Autorin Rebecca Gablé Mönchengladbach war ein Misthaufen mit Kirchturm

Mönchengladbach · Sie setzt sich für die EM 2024 im Borussia-Park ein. Im Interview verrät die Bestseller-Autorin, warum sie sich mit Gladbach verbunden fühlt.

 Nach der Pressekonferenz im Borussia-Park stellte sich Rebecca Gablé, die in Mönchengladbach geboren ist und auch hier lebt, den Fragen. Dabei ging es längst nicht nur um die Bewerbung für die Europameisterschaft 2024.

Nach der Pressekonferenz im Borussia-Park stellte sich Rebecca Gablé, die in Mönchengladbach geboren ist und auch hier lebt, den Fragen. Dabei ging es längst nicht nur um die Bewerbung für die Europameisterschaft 2024.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Frau Gablé wir sind im Stadion - was bedeutet Fußball für Sie?

Rebecca Gablé Fußball ist mir schon wichtig, ich bin Mitglied bei Borussia und habe schon eine emotionale Verbindung. Wobei es fanatischere Fans gibt, ich gehe vielleicht zwei Mal im Jahr ins Stadion. Ich hatte aber das Glück, dass ich beim ersten Championsleague-Spiel gegen Manchester City im neuen Stadion dabei sein durfte, und das war ein unvergessliches Erlebnis. Ein paar Tage vorher hatte mein Mann mir eine Raute-im-Herzen-Segway-Tour geschenkt, anschließend gab es eine Führung. Da hieß es, dass es noch Karten für das Spiel gibt. Ich hab mir sofort welche gesichert.

Haben Sie noch die Borussia-Gummi-Ente?

Gablé Aber natürlich. Ich habe jetzt auch noch einen Jünter im Schlauchboot dazu bekommen. (lacht)

Gibt es Parallelen zwischen Fußball und Literatur?

Gablé Also, man ist auch als Schriftstellerin angewiesen auf Fans. Ohne diese Unterstützung macht es wenig Sinn. Man muss bei jedem Buch oder Spiel sein Bestes geben und die Leute immer wieder aufs Neue überzeugen. Als Autorin hat man natürlich den Vorteil, dass man keinen Gegner hat.

Sie sind Bestseller-Autorin. Halten Sie Kontakt zu Ihren Lesern? Und wenn ja, wie?

Gablé Ja. Ich bekomme sehr viel Resonanz über meine Facebook-Seite. Das ist super, weil man ein unmittelbares Feedback bekommt. Bei meinem letzten Buch habe ich zum Beispiel die Vorschläge für das Cover gepostet. Ich habe eine sehr treue Fangemeinde, dafür bin ich sehr dankbar, besonders, weil der Literaturbetrieb sehr schnelllebig geworden ist. Wer heute gefeiert wird, kann morgen oft schon wieder vergessen sein.

Sie schreiben ja hauptsächlich historische Romane. Gibt es einen Erfolgscode bei solchen Büchern?

Gablé Diese Art des Romans hat viele Berg- und Talfahrten hinter sich. In den 1990er Jahren ging es mit Titeln wie "Der Name der Rose" oder "Der Medicus" wieder aufwärts. Der Nachteil war, dass auch viel Blödsinn veröffentlicht wurde und sich das Publikum dann wieder abgewendet hat. Bei Titeln wie "Die Kastratin" kann ich das auch verstehen. Ich bin davon aber Gott sei Dank verschont geblieben. Ein wirkliches Erfolgsrezept gibt es aber nicht. Die Figuren sind sehr wichtig. Die Leser müssen sich mit ihnen identifizieren können.

Ihr zuletzt erschienenes Buch war sofort von Null auf Eins auf der Bestsellerliste - hat Sie das überrascht?

Gablé Das ist tatsächlich das erste Mal so gewesen, und es hat mich schon überrascht, dass das so schnell ging.

Auch in "Die fremde Königin" sind wieder viele historische Fakten enthalten. Was dauert länger, die Recherche oder das Schreiben?

Gablé Das kann man pauschal nicht sagen. Ich verwende gute zwei Monate ausschließlich für die Recherche und lege darauf auch großen Wert. Schließlich steht historisch drauf, dem will ich auch gerecht werden. Danach fange ich an zu schreiben. Daneben recherchiere ich aber bis zum Ende immer weiter.

Woher bekommen Sie die Ideen für Ihre Bücher?

Gablé Ich suche mir bestimmte außergewöhnliche Informationen heraus, die beispielsweise von Chronisten überliefert wurden. Im aktuellen Fall habe ich daraus meinen Einstieg für das Buch gemacht. Dann greife ich auch Theorien auf. Zum Beispiel zur Frage, warum König Otto bei der Schlacht auf dem Lechfeld mit viel weniger Truppen die Ungarn besiegt hat. Da gibt es die Vermutung, dass ein heftiger Gewitterregen die Bögen der Ungarn unbrauchbar gemacht hat. So habe ich es dann auch beschrieben. Es ist also ganz oft so, dass ich auf Phänomene stoße und daraus dann ein Buch entsteht.

Wer liest Ihre Bücher, eher Frauen oder Männer?

Gablé Es ist relativ ausgeglichen. Rund 60 Prozent Frauen und 40 Prozent Männer.

Was haben Sie selbst früher gern gelesen?

Gbalé Ganz unterschiedlich. Viele Krimis oder Thriller, am liebsten britische.

Lesen Sie auch historische Romane anderer Autoren?

Gablé Ab und an. Wobei ich dann ganz schlecht abschalten kann und ständig vergleiche: Was hättest du jetzt geschrieben? Wie hättest du das umgesetzt?

Bietet sich denn auch mal Ihre Heimatstadt Mönchengladbach für einen solchen Roman an?

Gablé Ich hatte das tatsächlich vor vielen Jahren mal überlegt. Im Grunde war Gladbach ja früher ein Misthaufen mit einem Kirchturm. Es gab dann aber ein großes Ereignis, das der heutigen EM in Gladbach gleichkommen dürfte. Weil es aber nur spärliche Literatur dazu gab und ich zu meinem Ärger beim Stadtarchiv vor die Wand gelaufen bin, hab ich es gelassen. Der Spruch stimmt übrigens tatsächlich: Der größte Feind des Archivars ist der Benutzer.

Abends mit einem Glas Rotwein in einem Haus, in das es hineinregnet: Kann man sich so Ihre Arbeit vorstellen?

Gablé (lacht) Nein. Der Wein scheidet schon mal aus, weil ich tagsüber arbeite. Ich sitze am Laptop und schreibe dort. Es stimmt aber, dass der Beruf schon ein recht einsamer ist. Dafür muss man gemacht sein. Es gibt auch Tage, an denen es überhaupt nicht läuft. Das Wichtigste ist, dass man sich dann selbst herauszieht und weiter schreibt.

Sie könnten inzwischen überall auf der Welt leben und arbeiten. Warum sind Sie in Mönchengladbach geblieben?

Gablé Weil es meine Heimat ist. Die Stadt hat zauberhafte Ecken, ich bin viel mit dem Fahrrad in der Natur unterwegs. Außerdem wohnen hier meine Familie und viele Freunde.

Manchmal scheint es so, als seien die Gladbacher nicht besonders zufrieden mit ihrer Stadt. Es wird gemeckert, dann geguckt, dann wieder gemeckert und erst dann finden sie es gut...

Gablé (lacht) ... und Sie als Westfale sind die geborene Stimmungskanone?

Touché. Worauf können die Gladbacher denn stolz sein?

Gablé Ich glaube, Mönchengladbach hat mit der Nachbarschaft zu Köln und Düsseldorf mit dem Rhein ein schweres Päckchen zu tragen, und denke, die Stadt empfindet sich daher zu Unrecht wie ein Kellerkind. Und auch, dass es Mönchengladbach in seiner Form ja erst rund 40 Jahre gibt, spielt bestimmt eine Rolle - die Teilung ist in vielen Köpfen noch drin. Ich finde, es herrscht aber eine große Aufbruchstimmung; An vielen Stellen hat sich was getan, zum Beispiel mit dem Minto oder dem Sonnenhausplatz, aber auch in Rheydt. Und auch die Hochschule sorgt für viele Impulse durch junge Leute.

Wie wichtig wäre die EM für Gladbach?

Gablé Das wäre großartig und würde das Image auch nach außen noch einmal verbessern.

DAS GESPRÄCH FÜHRTEN KARSTEN KELLERMANN, MAXIMILIAN KRONE, DENISA RICHTERS UND INGE SCHNETTLER

(RP)
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