Mordprozess um toten Säugling Leo Böse Vorahnung beim Kinderarzt

Mönchengladbach · Im Prozess um den getöteten Säugling Leo hat am Donnerstag die Kinderärztin ausgesagt. Vor dem Mönchengladbacher Landgericht erklärte die Zeugin, dass sie ein "seltsames Gefühl" gehabt habe. Bei einem Arztbesuch mit Kind habe sie die Eltern bereits ermahnt.

Prozess um getöteten Säugling Leo in Mönchengladbach
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Prozess um getöteten Säugling Leo

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Foto: Hans-Peter Reichartz

Auch am zweiten Gerichtstermin interessierten sich noch zahlreiche Besucher für den Schwurgerichtsprozess, in dem es um den schrecklichen Tod eines 19 Tage alten Säuglings geht. Die Eltern des kleinen Leo sitzen vor der 7. Großen Strafkammer des Mönchengladbacher Landgerichts auf der Anklagebank. Der Vater (26) des Säuglings muss sich wegen Mordes, Misshandlung von Schutzbefohlenen und schweren sexuellen Kindesmissbrauchs verantworten. Der Mutter (25) von Leo wirft die Staatsanwältin Jane Wolf Totschlag durch Unterlassen vor.

Am Donnerstag hat das Gericht mehrere Zeugen geladen. Deren Aussagen spielen für den Prozess eine wichtige Rolle. Der 26-Jährige, der den 19 Tage alten Säugling massiv misshandelt und am Ende dessen Kopf auf eine Tischkante geschlagen haben soll, bis er tot war, hatte zwar ein Geständnis abgelegt. Ansonsten wollte er nichts sagen und den Prozess schweigend verfolgen. Die 25-jährige Angeklagte bestreitet, sich im Nebenzimmer schlafend gestellt zu haben, obwohl sie die Schreie des misshandelten Kindes gehört haben soll. So soll sie billigend in Kauf genommen haben, dass der Mann Leo tötete.

So war auch am Donnerstag die Aussage einer Kinderärztin , die eine Praxis in Mönchengladbach betreibt, von Bedeutung. Am 14. Oktober 2015 habe die Mutter von Leo in der Praxis angerufen und um einen Termin gebeten. Der Säugling habe Herpes. Zum vereinbarten Termin um 11.40 Uhr sei das Ehepaar mit dem Kind in die Praxis gekommen.

"An der Oberlippe sollte der Herpes sein", so die Zeugin am Donnerstag. "Was ist denn passiert ?", fragte die Kinderärztin die Eltern. "In dem Alter bekommen Kinder noch gar kein Herpes", erklärte die Medizinerin im Gerichtssaal. Dann habe der Angeklagte zugegeben: "Das ist mir passiert. Ich habe den Leo gefüttert. Da war offenbar die Milch zu heiß."

Da habe sie den Eltern des ansonsten gepflegt wirkenden Säuglings mahnend gesagt: "Das — so eine Verbrühung mit heißer Milch — darf nicht noch mal passieren." "Ich hatte ein seltsames Gefühl. Der Vater zeigte weder Emotionen noch Schuldgefühl. Die Frau weinte, hielt ihm aber seltsamerweise nicht vor: "Warum hast du mir das nicht schon eher gesagt?", so die Ärztin im Gerichtssaal. Die Helferin der Kinderärztin bestätigte am Donnerstag deren Zeugenaussage. Die Medizinerin habe am Ende zu ihr gesagt: "Auf diese Familie muss man achten."

Am Donnerstag sagte noch ein Freund des Angeklagten aus. "Wir trafen uns zum Kiffen, allein, ohne Frauen", erinnerte sich der 28-Jährige. Der Angeklagte sei mit der Baby-Pflege völlig ausgelastet gewesen. Aber alles habe sich um Leo gedreht, soll sich der Angeklagte beschwert haben.

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