Nach Facebook-Aufruf Ein Graupapagei bewegt die Region

Mönchengladbach/Düsseldorf · Ein Pappkarton, ein Name, ein Alter. Das war alles, was der Graupapagei "Räuber" besaß, als er ausgesetzt wurde. Über Facebook aber erreichte seine Geschichte zehntausende Menschen. Über 4000-mal wurde sie geteilt.

 Graupapagei Räuber wurde in Mönchengladbach auf der Straße gefunden.

Graupapagei Räuber wurde in Mönchengladbach auf der Straße gefunden.

Foto: Buzan

Am Samstagmorgen fanden Mitarbeiter von der Fressnapf-Filiale in der Krefelder Straße in Mönchengladbach einen Graupapageien vor ihrer Tür. In einem Pappkarton habe er gesteckt. Nur sein Name und Alter waren darauf angegeben. Die Mitarbeiter riefen den Verein Papageienheimat e.V. an. Ludwig Buzan, Vorsitzender des Vereins, brachte den Papagei daraufhin zur Tierklinik Düsseldorf. Dort wird er momentan versorgt.

"Räuber" heißt der Vogel. So stand es auf dem Pappkarton. Das habe sich auch bestätigt, erzählt Buzan; der Papagei reagiere auf den Namen. Ob er tatsächlich, wie ebenfalls auf dem Karton geschrieben, 25 Jahre alt ist, konnte bisher noch nicht bestätigt werden. Buzan schätzt ihn aber auf "mittelalt", was übereinstimmen würde. 40 Jahre alt werden Graupapageien ihm zufolge im Durchschnitt.

In der Tierklinik Düsseldorf wurde Räuber dann erst einmal ärztlich versorgt. Er soll aus dem Schnabel geblutet und schwer geatmet haben. Buzan vermutet, dass er sich wahrscheinlich vor Angst in die Zunge gebissen hatte. Die Ärzte in der Klinik, sagt er, hätten außerdem vermutet, dass Räuber einen Lungenpilz habe. Es ging ihm schlecht, er war schwach und krank. Jetzt wird er aufgepäppelt. Wenn er die Nacht gut übersteht, davon geht der zuständige Tierarzt, Dr. Straub, aus, darf der Vogel Mittwoch entlassen werden.

Um 21 Uhr am Samstagabend hatte Buzan die Geschichte auf Facebook gepostet. Über 4.000-mal wurde sie seitdem geteilt. Die Region war bewegt von Räubers Schicksal, viele Menschen wollten helfen. "Mit so einer Resonanz haben wir nicht gerechnet", erzählt Buzan. Umso größer ist seine Freude darüber, dass die Menschen so viel Mitgefühl zeigen.

Viele hatten sich sowohl bei Buzan als auch bei der Tierklinik gemeldet, dass sie Räuber adoptieren wollten. Dafür sei es aber noch zu früh, sagt der Experte. Der Vogel werde erst einmal bei der Papageienheimat unterkommen. Hier leben bereits 57 Tiere. Schwerkranke bleiben, die gesunden werden vermittelt. Bei Räuber stehen die Virentests aber noch aus und er muss auch noch eine Zeit lang Medikamente nehmen. Deshalb wird es bei ihm mit der Vermittlung noch dauern.

Stattdessen suchen Buzan und seine Mitstreiter der Papageienheimat nach dem ehemaligen Besitzer von Räuber. Das Aussetzen von Haustieren ist nämlich illegal. Laut dem Deutschen Tierschutz e.V. kann dafür eine Strafe von bis zu 25.000 Euro verhangen werden. Buzan hofft, dass das Menschen zukünftig abschreckt. Denn Haustiere aussetzen "muss ja heute nicht mehr sein", sagt er. Schließlich gibt es Verbände wie die Papageienheimat, die sogar Kilometer weit fahren um Tiere abzuholen. Und Tierheime gebe es heutzutage auch genug. Trotzdem werden nach wie vor immer wieder Tiere einfach ausgesetzt, wie der Fall des Graupapageis zeigt. In Mechernich wurde zuletzt sogar eine ganze Familie von Minischweinen nahe eines Zirkus' ausgesetzt. Sie warten momentan auf ein neues Zuhause.

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