Spontankonzert in Mönchengladbach Söhne Mannheims irritieren Publikum mit Handy-Verbot

Mönchengladbach · Es war ein Straßenkonzert der kurioseren Art: Am Montag traten die "Söhne Mannheims" in Mönchengladbach auf - und erteilten ihrem Publikum Handyverbot. Mehrmals unterbrachen sie das Konzert, als sie Smartphones in der Menge entdeckten.

Mönchengladbach: Söhne Mannheims geben Konzert auf dem Alter Markt
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Söhne Mannheims beim Überraschungskonzert in Gladbach

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Die Ankündigung, dass die Söhne Mannheims in Mönchengladbach ein Spontankonzert geben würden, verbreitete sich am Montag rasend schnell über die sozialen Netzwerke. Als es dann gegen 17 Uhr losging, waren über 1000 Gäste dem Aufruf der Band um Sänger Xavier Naidoo gefolgt.

Mit einem offenen Truck kam die Gruppe auf den Alter Markt gefahren. Über der provisorischen Bühne prangte ironisch das Wort "Straßenunterhaltungsdienst". Und wie üblich bei größeren Konzerten hielten dabei dutzende Musikfans ihre Smartphones in die Luft, um zumindest den Anfang der Show für ihre Social-Media-Kanäle festzuhalten.

Doch statt sofort loszulegen, machte die Band ihren Zuschauern erstmal eine Ansage: "Macht jetzt gerne eure Fotos", sagte Leadsänger Xavier Naidoo. "Doch dann packt eure Handys weg. Wenn ihr filmt, müssen wir leider aufhören zu spielen". Und so kam es dann auch während des Konzerts. Mehrmals unterbrachen die Künstler die Präsentation ihrer neuen Songs für kurze Zwischenrufe und Hinweise, das Filmen zu unterlassen. Als Erklärung führten sie an, sie hätten die Lieder noch nicht alle perfekt drauf und wollten Veröffentlichungen von Fehlern über Videoplattformen wie Youtube vermeiden.

Das Publikum reagierte verwundert auf das Smartphone-Embargo. "Zumindest auf den ersten Blick befremdlich" fand die Aktion ein Zuschauer, ein anderer sprach im Nachhinein von einer "seltsamen Atmosphäre", die auf dem Alter Markt geherrscht habe.

Verbote für Profi-Fotografen sind inzwischen üblich

Dass Künstler Pressefotografen bei ihren Konzerten nur knapp bemessene Zeiträume und festgelegte Orte wie den Konzertgraben für ihre Aufnahmen einräumen, ist mittlerweile eher die Regel als die Ausnahme. Oft dürfen Profi-Fotografen nur die ersten fünf Minuten der Auftritte im Bild festhalten. Mit weiterem Bildmaterial sollen sich die Redaktionen dann über die hauseigenen Fotografen der Bands versorgen. Sinn dahinter ist, dass so keine Bilder in Umlauf kommen, die nicht im Sinne der Künstler sind.

Sich Videoaufnahmen durch Privatleute auf einem öffentlichen Platz zu verbitten, ist allerdings eine gänzlich andere Dimension.

Die Rechtsgrundlage ist im Fall des öffentlichen Auftritts der Söhne Mannheims in Mönchengladbach zumindest im Hinblick auf Fotoaufnahmen eindeutig. Bei Fotos gilt: Wer sich auf einem öffentlichen Platz per Sondernutzungserlaubnis auf einen Lastwagen stellt und ein Konzert spielt, muss damit rechnen, fotografiert und veröffentlicht zu werden. Bei Videos sieht die Sache allerdings anders aus. Sobald Videoaufnahmen vertont sind, spielt auch das Urheberrecht eine Rolle. Die Musiker könnten sich darauf berufen und ihren Zuschauern das Filmen untersagen. Nähere Erläuterungen zu den Hintergründen des Handyverbots wollte das Management der Band unserer Redaktion auf Nachfrage aber nicht geben.

"Würdest du bitte aufhören, mich zu filmen?"

Unbeliebt sind bei Live-Auftritten hochgereckte Smartphones indes auch bei anderen Musikern. Die Band AnnenMayKantereit ermahnt regelmäßig Konzertbesucher, die Handys runterzunehmen. Und Herbert Grönemeyers Plattenfirma ließ unlängst sogar eine Reihe von Youtube-Videos wegen Copyrightverletzungen löschen, die Ausschnitte von Konzerten seiner aktuellen Tour enthielten.

Hintergrund ist, dass viele Künstler sich von der zunehmenden Filmerei ihrer Fans gestört fühlen. Außerdem reklamieren sie das Recht für sich, selbst darüber entscheiden zu dürfen, wie ihre Songs in Videoform verbreitet werden. So sprach zum Beispiel Superstar Adele kürzlich auf einem Konzert einen ihrer Fans direkt an: "Würdest du bitte aufhören, mich zu filmen?", fragte sie. "Ich bin doch hier. In Echt. Das ist keine DVD, das hier ist ein echtes Konzert."

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